Ford Focus ST | Fanaticar MagazinDer GTI ist die allgemein bekannte Ikone unter den Kompaktsportlern. Der GTD zeigt Flagge im dynamischen Dieselsegment. Ford macht es sich einfacher und nennt den 250 PS starken Benziner und den nicht minder schwachen Selbstzünder mit 185 PS jeweils nur ST. Die beiden Kölner Flitzer sind nicht minder agil und sportlich als die Wolfsburger Pendants. Das zeigte sich in unserer 14-tägigen Testphase mit dem ST als Diesel recht deutlich.

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Form und Funktion

Das Facelift tat dem Focus insgesamt gut. Wesentlich markanter die Front. Der beherrschende Kühlergrill zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit einer britischen Sportwagenmarke namens Aston Martin. Die Dachlinie ist einem Coupé ähnlich und weist damit deutliche Unterschiede gegenüber dem oben genannten Widersacher auf. Das Heck wird oberhalb der Frontscheibe von einem Spoiler klar definiert. Abgerollt wird auf die Radhäuser gut ausfüllenden 18 Zoll großen Leichtmetallrädern.

Werden die Türen geöffnet, flutscht ein Kunststoffteil heraus, dass die Kanten ebenso schützt, wie den Lack des daneben stehenden Fahrzeugs. Ein simples Detail mit hohem Wirkungsgrad. Neben dem von uns gefahrenen Fünftürer wird der Focus in seinen anderen Motorenvarianten zudem als Limousine und Tournier angeboten.Ford Focus ST | Fanaticar Magazin

Nimmt man auf dem vorderen Gestühl Platz, das im Focus ST von Recaro stammt und herrlichen Seitenhalt bietet, entsteht ein Gefühl der Geborgenheit. Zeitgenossen die an Platzangst leiden, könnte dies jedoch einengen. Das Cockpit ist bogenförmig angeordnet und die breite Mittelkonsole mit den Bedieneinheiten der Klimaanlage und des Bildschirms ragen dominant ins Fahrzeuginnere. Auf den hinteren Plätzen lässt es sich gut reisen. Nur müssen größer gewachsene Zeitgenossen den Kopf bei ein- und aussteigen etwas einziehen.

Auf dem Armaturenträger ist wie in den viel zitierten guten alten Zeiten ein Zusatzinstrumententräger aufgepflanzt. Öltemperatur und -druck sowie Ladetruck des Turboladers werden analog in Richtung Sehorgan transportiert. Darunter das hypermoderne Ford Sync2 mit einem 20,3 cm in der Diagonale messenden Touchscreen. Mehr zu dem bis zu 2.010 Euro teuren System im Kapitel Ausstattung.Ford Focus ST | Fanaticar Magazin

Fahrverhalten

Ford ist seit langem für optimale Fahrwerksabstimmungen bekannt. Der ST darf seinem sportlichen Charakter nach deshalb auch etwas härter sein. Auf Dauer kann dies allerdings auch ein wenig nerven. Lange Bodenwellen auf Autobahnen quittiert der Focus ST mit stuckenden Bewegungen, die ungefiltert Richtung Passagiere geschickt werden. Da hilft es nur, eine passende Geschwindigkeit zu finden, die ein entspanntes Fahren ermöglicht.

Keinerlei Tadel muss sich dagegen der 2,0 l TDCi gefallen lassen. Nach dem Druck auf den Starterknopf erwacht ein Triebwerk, dessen Herkunft so gut wie nie hörbar ist. Mag sein, dass in der Kaltlaufphase Grüße von Rudolf Diesel in die Ohren dringen. Aber nur kurze Zeit später knurrt der Motor wie ein sanft getunter Benziner in wohlgefälligen Tonlagen.

Tadellos ebenfalls die Kraftentfaltung der 136 kW (186 PS). Es zerren zwar 400 Nm an der Vorderachse, die Entwickler von Ford haben dennoch ganze Arbeit geleistet, um die Leistung auf die Straße und nicht in der Elektronik der Traktionskontrolle verschwinden zu lassen. Auch der Verbrauch kann sich sehen lassen.

Der gegenüber dem ST mit Benzinmotor nur 24 kg schwerere Diesel quittierte unsere flotten Fahrten über Autobahnabschnitte ohne Tempolimit mit etwas mehr als 8 Litern. Den Mix aus Stadtverkehr und Landstraße absolvierte der Diesel mit um die 6 Liter auf 100 km.

Ford Focus ST | Fanaticar MagazinAusstattung

Der Focus ST startet preislich als Diesel bei 29.650 Euro und ist damit 800 Euro teurer als der Benziner. Dieser Unterschied kann je nach Einsatzumfang in kürzester Zeit amortisiert werden. Unser Testwagen in dem 200 Euro teuren Race-Rot war mit dem Leder-Exklusiv-Paket ausgestattet, das unter anderem eine Zweizonen-Klimaautomatik, Ledersitze sowie multifunktionale Xenon-Scheinwerfer mit dynamischen Kurvenlicht und statischen Abbiegelicht aufweist. Damit wird der ST 33.350 Euro teuer und darf sich auch hinten auf einer von Recaro stammenden Sitzgruppe niederlassen.

Dazwischen liegt das Leder-Sport-Paket, das für 30.650 Euro einen Stoff-Leder-Mix auf den Sitzen und eine Zweizonen-Klimaautomatik beinhaltet. Vorne nimmt man in jeder Variante auf Recaro-Sitzen Platz, die für Menschen mit sportlich-schlanker Figur geschnitten wurden. Fülligere Personen fühlen sich wohl ein bisschen eingezwängt. Ein Umstand, der die mögliche Zielgruppe deutlich einschränken kann.Ford Focus ST | Fanaticar Magazin

Ford Sync, das Konnektivitäts- Audio- und Navigationssystem inklusive AppLink ist ab 650 Euro erhältlich. In dieser Grundversion sind unter anderem eine SMS-Vorlesefunktion, Abspielen von Musik über Bluetooth-Audiostreaming sowie ein MP3-fähiger Radio-CD-Player mit sechs Lautsprechern integriert.

Wird Ford Sync über einen 10,6 cm in der Diagonale messenden Touchscreen bedient, verdoppelt sich dieser mit Ford Sync 2 auf nahezu 20,3 cm. Mindestens 1.050 Euro teuer, ist dann die Sprachsteuerung auch für Radio, CD, Klimaanlage möglich. Für weitere 300 Euro erweitert sich Ford Sync2 mit einem Navigationssystem. Die oben erwähnte teuerste Ausbaustufe für 2.010 Euro glänzt unter anderem mit DAB+, zehn Sony Lautsprechern inklusive Basswoofer.Ford Focus ST | Fanaticar Magazin

Die Sprachsteuerung funktioniert auf Zuruf und muss vorab in den Einstellungen aktiviert werden. Ein Druck auf den entsprechenden Knopf auf dem Lenkrad und schon ist die Verbindung hergestellt. Wir haben es mit dem Vorlesen von SMS ausprobiert, mit der Suche nach Navigationszielen sowie der klassischen Telefonie. Es klappte hervorragend und erhöht die Verkehrssicherheit, da das Fummeln an Tasten oder Touchscreen der Vergangenheit angehört.Ford Focus ST | Fanaticar Magazin

Fazit

Das eng geschnittene Cockpit muss man mögen. Die Unzulänglichkeiten des geringen Fahrkomforts akzeptieren. Ansonsten ist der Ford Focus ST leistbarer Fahrspaß mit günstigen Verbrauchswerten. Noch dazu ein Gesicht in der Menge, das es wie seine Mitbewerber aus Wolfsburg, Mladá Boleslav und Matorell zudem als praktischen Kombi gibt. Der bei Ford wie anno dazumal Turnier heißt und 950 Euro mehr kostet, als der von uns gefahrene Fünftürer. (ds)

Technische Daten: Ford Focus ST 2,0 TDCi

Motor: 4-Zylinder-Diesel
Getriebe: Sechsgang-Schaltung
Hubraum: 1.997 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 136 kW (185 PS)/3.500
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 – 2.750 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.362/1.858/1.484 in mm
Radstand: 2.648 in mm
Leergewicht: 1.464 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.025 kg
Kofferrauminhalt: 363 – 1.262 l
Bereifung: 235/40 R18
Felgen: 8 x 18? Leichtmetall
Beschleunigung: 8,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h
Tankinhalt: 60 l
Kraftstoffverbrauch kombinierter Verkehr: 4,2 l auf 100 km
Preis: 29.900 Euro inkl. MwSt.Ford Focus ST | Fanaticar MagazinFord Focus ST | Fanaticar Magazin Ford Focus ST | Fanaticar Magazin Ford Focus ST | Fanaticar Magazin