Es ist 1983 – Ein Supersportwagen mit 300 PS und großem Heckflügel. Mein Stiefvater beschleunigt und haut die Gänge rein. Er fegt mit seinem Turbo die linke Spur frei. Zu dieser, in Mode und anderen Belangen, sehr Porno ähnlichen Zeit, als Miami Vice gerade angedreht wurde, ist diese Fahrt das höchstmögliche aller Speed-Gefühle. Luxus, Genuss, Image. Die Benzinseuche hatte mich gepackt.
Nein, er fuhr keinen 911er. Er fuhr einen Turbo. Damit ist kein Saab und auf keinen Fall ein Fiat gemeint, die damals mit ihren antiquierten Möchtegern-Sportlern zuweilen ganz üble Experimente unternahmen. Reden Sportwagen-Enthusiasten untereinander über einen Turbo, bleiben keine Fragen übrig, um welches Fahrzeug es sich handelt.
Damals war der Turbo (930) eher für Sonntage, den ultimativen Freizeitspaß oder besondere Anlässe geeignet. Heutzutage kann der aktuelle 997 Turbo, der 2009 ein Facelift erhielt und 500 PS stark ist, sich technisch und optisch überall sehen lassen. Wir bestellten den Wagen (keinen Turbo S) mit einem klassischen Schaltgetriebe. Porsches Doppelkupplungsgetriebe – PDK – mit Automatikmodus ist vom Feinsten, aber in einem echten Turbo will ich, wie ein richtiger Mann, selbst die Fahrstufen einlegen. Und zwar manuell.
Seit die Verwandten meiner Teenager-Liebe endlich wieder aus klassischen Rundscheinwerfern lugen, wird das 911 Turbo Coupé vom 3,8 Liter großen 6-Zylinder-Boxermotor mit Biturbo-Aufladung und Turboladern mit variabler Turbinengeometrie (VTG) angetrieben. Das Fahrwerk mit aktivem Dämpfungssystem und Stabilitätsprogramm sowie der elektronisch gesteuerte Allradantrieb wurden zeitgemäß angepasst.
Sie wollen wissen, was „VTG* ist? Bitte schön. Die variable Turbinengeometrie der beiden wassergekühlten, parallel geschalteten Abgasturbolader hebt den Konflikt normaler Turbolader weitgehend auf. Das einströmende Abgas wird elektronisch gesteuert und so gelenkt, dass sowohl die Verhältnisse eines „kleinen“ als auch eines „großen“ Turboladers erzielt werden können. Meint also auf den Punkt gebracht: Wumms in allen Drehzahlbereichen.
Der Porsche 911 Turbo lässt sich in der Stadt alltagstauglich wie ein Golf bewegen und holt auf der Nordschleife den doppelten Dampfhammer raus. Alle Fahrten, die zwischendurch anstehen und mit Driften, Rasen und Cruisen zu tun haben, werden souverän erledigt. Fahren ab 80 km/h in den 6. Gang schalten. Egal, bei welcher Drehzahl – es stehen immer genügend Kraftreserven zur Verfügung.
Auf der Autobahn im höchsten Gang auf den Beschleunigungsstreifen? Kein Problem. Sie sind immer schneller als alle anderen, die sich ohnehin hinter dem stolzen Heckflügelträger anstellen müssen. Das für den Turbo erhältliche 6-Gang-Getriebe ist an das hohe Drehmoment angepasst. Die Schaltwege sind kurz, die Schaltkräfte niedrig. Die Schaltung vermittelt ein direktes Schaltgefühl und verhindert die Übertragung von Schwingungen des Motors auf den Schalthebel. Das Design des Schalthebels ist übrigens exklusiv dem Turbo vorbehalten.
Über die Befeuerung muss man sich hier keine Gedanken machen. Die 911 Turbo Modelle verfügen über 368 kW und 650 Nm Drehmoment zwischen 1.950 und 5.000 Umdrehungen. Mit dem „Sport Chrono Paket” kann der Druck auf 700 Nm erhöht werden.v
Die Elastizität (von 80 auf 120 km/h) beträgt im 5. Gang ganze 3,7 Sekunden. Runterschalten lohnt sich also nur, wenn Sie es richtig eilig haben oder als Spielkind den famosen Sound im Rücken entfachen wollen. Die Zeit bis 312 km/h vergeht wie im Fluge. Der Verbrauch ist okay. Porsche gibt den Durchschnitt mit 11,6 Litern an, das halte ich allerdings für ein Gerücht. Ein wenig mehr darf es schon sein. Wenn Sie einen sportlichen 911er haben, reicht das allemal, um 300 km/h zu fahren. Aber hoffentlich hatten Sie die Gelegenheit, einen von Hand geschalteten Turbo zu fahren. Nasse Hände sind garantiert. Alles andere ist…. auch Porsche.
Übrigens: Endlose sieben Jahre nach meinem Intro hatte der Turbo immer noch seinen Platz in unserer Garage. Und ich durfte nach Erhalt der rosa Pappe endlich ans Steuer. Ein junger Mann im automobilen Höhenrausch. Der Neue? Das ist ein 911er, der Turbo. Er trägt die Gene seiner Endsiebziger Vorfahren in sich und hat sie bis heute bewahrt. Für mich das Auto, das die absolute Begeisterung für Auserwähltes auf vier Rädern entfachte – meine Teenager-Liebe.
Technische Fakten Porsche 911 Turbo
Leistung: 500 PS /368 kW
Gewicht: 1.570 kg
Hubraum: 3.800 cm
Drehmoment: maximal 650 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 312 km/h
Preis: ab 150.155 Euro
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
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