©Dietmar Stanka

Ein Fahrbericht von Dietmar Stanka

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Der Camaro. Ein Urgestein aus der amerikanischen Automobilproduktion. Böse und ausdrucksstark. Unter der Haube ein V8-Motor alter Schule. Ein Triebwerk, das in ähnlicher Konfiguration seit Jahrzehnten unter anderem die Corvette beflügelt. Unser Testwagen, ein Cabrio mit Sechsgang-Automatik muss sich im Gegensatz zum Handschalter allerdings mit „nur“ 298 kW (405 PS) begnügen. Manuell die Gänge gewechselt, leistet der Camaro 318 kW (432 PS) und somit nur 5 PS weniger als die leichte Corvette C6.  

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Cooler Auftritt

Genauso muss ein Camaro aussehen. Erinnernd an die Ikonen der Vergangenheit und zukunftsweisend mit allen anderen Wesensmerkmalen. Einfach und doch so vielfältig. Klar strukturiert mit all den Ecken und Kanten, die den Camaro selbst bei seinen US-amerikanischen Mittbewerbern namens Mustang und Challenger einzigartig machen. Einzigartig wohl auch das Angebot, den Camaro als Coupé für gerade einmal 38.990 Euro auf den deutschen Markt zu schmeißen. Mehr Auto, mehr Hubraum und mehr Power gibt es für dieses Geld nirgends.

Und auch das Cabrio ist ein Schnäppchen. Für den Handschalter, durchaus zu empfehlen, denn die Wandlerautomatik geht uns zu wenig sportlich ans Werk, verlassen 43.990 Euro das Bankkonto in Richtung Chevrolet Händler. Wer jetzt denkt, dass die Optionsliste ellenlang ist, irrt gewaltig. Die Kriegsbemalung, bei unserem weißen Cabrio in schwarz gehalten kostet 500 Euro und für das Coupé wird für 1.000 Euro ein elektrisches Glas-Hub-Schiebedach feilgeboten.

Aber was ist mit dem Sound. Nach dem Anlassen brabbelt der V8 einmal kurz auf um danach in einen Flüstermodus zu verfallen, der auch zu einem V6 passt. Und das bleibt selbst nach einem Kickdown so. Die Corvette ist da anders drauf und zelebriert die Symphonien der Klänge eines V8, so wie wir das von einem Fahrzeug dieser Kategorie erwarten. Ergo muss ein anderer Endtopf rein, einer mit mehr Volumen und dem entsprechenden V8-Brabbeln. Sonst fühlt es sich nämlich fast ein bisschen kastriert an. Und das sollte man mit einem Musclecar nicht riskieren.

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Mehr Ausstattung

Chevrolet spendierte dem Camaro so einiges an Ausstattung, was seine faktisch nicht vorhandenen Mitbewerber erst so richtig teuer macht. Xenon-Scheinwerfer, für einen Ami nicht gerade üblich, vier Airbags beim Cabrio, sechs beim Coupé, Head-Up-Display, Lederlenkrad mit Multifunktion und eine Rückfahrkamera mit Anzeige im Rückspiegel sind nur einige der Highlights der Serienausstattung.

Je nach Außenfarbe der Lackierung ist das Interieur abgestimmt. Bei unserem weißen Testwagen dominierten die Ledersitze in Rot mit schwarzen Applikationen. Die Türverkleidung, ebenfalls rot, zeigte sich nachts indirekt durch LEDs beleuchtet. Die Kraft der Musik wird mithilfe eines CD-Radios inkl. MP3-Anschluss an ein Boston Acoustics Premium HiFi-System geleitet. Schön die Instrumente, die gut ablesbar sind und in der Mittelkonsole mit vier Anzeigen aufwarten, die ganz früher mal als Zusatzinstrumente für den Motorsport sehr dienlich waren. Öldruck und Batteriespannung sowie Öltemperatur und sogar Getriebeöltemperatur werden angezeigt, nostalgisch an die Camaro-Zeiten der 70er erinnernd.

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Fahrverhalten

Hm. Ein bisschen behäbig ist er schon, der Camaro. Ihm fehlt die Leichtigkeit der Corvette, die aber wesentlich weniger auf den Rippen trägt. Gut 1,9 Tonnen muss der V8 bewegen. Zum Cruisen wunderbar, bei wirklich sportiver Fahrweise wird es spannend. Das Fahrwerk sowie die Brembo-Bremsen kommen mit der Schwere des Camaro zwar zurecht, es schadet aber nicht, wenn hinter dem Volant ein erfahrener Lenker sitzt.

Entwickelt wurde der Camaro schließlich für Nordamerika. Für einen Teil der Welt, in der eine Höchstgeschwindigkeit von 75 Meilen obligat ist. Das zeigt sich auch an den heftigen Windgeräuschen, die spätestens ab 140 km/h auftreten. Da wird eine Unterhaltung zum gegenseitigen Anschreien oder auch die HiFi-Anlage an ihre Grenzen getrieben. Geöffnet kehrt interessanterweise mehr Ruhe ein, auch wenn das eingeklappte Dach heftig im Wind flattert. Upps. Da haben wir doch was vergessen. Die Persenning sollte aus dem Kofferraum geholt und eingespannt werden. Aber wer macht das schon?

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Fazit

Mit dem Chevrolet Camaro ist auffallen ein leichtes Spiel. Präsenz zeigt dieses Musclecar mit all seinen Fasern. Noch dazu ist auf dem deutschen Markt kein Automobil zu finden, das als Neuwagen solch ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis aufweist. Nur an der Tankstelle dürfte so mancher Camaro-Eigner blass werden. Denn selbst bei sanftester Betätigung des Gasfußes sind weniger als 12 Liter Verbrauch nicht drin. Einen Trost gibt es dennoch: Andere Fahrzeuge mit ähnlicher Kraft konsumieren ähnlich viel und kosten meist um einiges mehr. (ds)

Technische Daten: Chevrolet Camaro Cabrio Automatik

Motor: 8-Zylinder-Benziner

Getriebe: Sechsgang-Automatik

Hubraum: 6.162 ccm

Leistung in kW/PS bei xy U/min: 298 kW (405 PS)/5.900

Max. Drehmoment: 556 Nm bei 4.300 Umdrehungen pro Minute

Länge/Breite/Höhe: 4.836/1.917/1.378 in mm

Radstand: 2.852 in mm

Leergewicht: 1.920 kg

Zul. Gesamtgewicht: 2.300 kg

Kofferrauminhalt: 308 l

Bereifung: 245/45 ZR 20 vorne, 275/40 ZR 20 hinten

Felgen: 8 x 20? vorne, 9 x 20? hinten Leichtmetall

Beschleunigung: 5,6 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

Tankinhalt: 68 l

Kraftstoffverbrauch kombinierter Verkehr: 13,1 l auf 100 km

Preis: 45.990 Euro inkl. MwSt.