Ja ich gebe es zu, in meiner Garage ist hier und da ein kleiner Durchlauf besonderer Exoten. Und so komm ich nicht umher mir alle paar Wochen von meinen Freunden die berühmte Frage – Was fährst du denn gerade schönes? – aufdrücken zu lassen. Dieses Mal habe ich mir einen Spaß gemacht und einfach mal mit Hyundai geantwortet. Die Reaktionen gingen fast kollektiv in ein ungläubiges Kopfschütteln über.
Fakt ist aber das ich wirklich einen Hyundai in der Garage stehen hatte. Aber was für einen!!! Mit dem Genesis Coupé unternimmt Hyundai ordentlich Anlauf um sich auch auf dem europäischen Markt etablieren zu können.
Wer nun ein wenig Ahnung von der Materie hat muss unweigerlich an die ersten frontkratzenden Versuche von Hyundai erinnern. Besonders die erste Kreation erinnerte mehr an eine fehlgeschlagene Botox Misshandlung denn an ein sportliches Automobil. Ebenso berüchtigt war die miserable Qualitätsanmutung. Dennoch festigten sich die Koreaner nach und nach mit ihrer restlichen Produktionspalette auf dem europäischen Markt und auch die Qualität steigerte sich stetig. Ein vorzeigeträchtiges Prestige Objekt blieb den Kunden aber bis dato verwehrt.
Das, so habe ich es in den letzten zwei Wochen nachhaltig gelernt, hat sich nun nachdrücklich geändert. Seit dem dritten Quartal 2010 wird nun das Hyundai Genesis Coupé auf dem deutschen Markt angeboten. Zu dem Zeitpunkt war der Korea-Express in den USA schon ein alter Hase, denn dort gab es ihn schon seit 2009 zu erwerben. Es basiert auf die derzeit noch nicht in Europa erhältliche Genesis Premium- Limousine. Um diesen Exoten aber nochmals ein wenig rarer zu machen, brachten die Koreaner eine auf 50 Exemplare limitierte Version auf den Markt. Vorbild war die Rennversion vom Hyundai Schuhmann Motor Sport Team, die extra für das berühmte 24h Rennen auf dem Nürburgring gefertigt wurde. Genau diesen galt es zu testen.
Design
Neben dem ohnehin schon schnittigen Design des Sportcoupés gab es in der GT Variante noch eine mehr oder minder schmucke Folierung gratis obendrauf. Kann man mögen – muss man aber nicht. Die grimmige Doppelauspuffanlage passte da schon eher ins Portfolio. Mal abgesehen von der polarisierenden Folierung kann sich das Hyundai Genesis Coupé durchaus sehen lassen. Die lange gezogene Motorhaube wird von den zwei scharf geschnittenen Frontscheinwerfern und den großen Lufteinlässen der Frontstoßstange unterstützt. Die Front ist durchaus markant und einprägsam.
Die dynamische Seitenlinie folgt der traditionellen Coupé-Linie und wird durch die am vorderen Radhaus beginnenden Sicke unterstützt. Diese endet auf Höhe des Türgriffs und schwing in Z Form zur parallel startenden Sicke. Diese endet zusammen mit der C Säule am dezent gesetzten Heckspoiler. Weich gezeichnete Rücklichter und die eben schon erwähnte Doppelauspuffanlage runden das Heck nochmal genüsslich ab. In den Radhäusern betteln die ordentlich dimensionierten 19 Zöller um einen ordentlichen Vorwärtstrieb. Oh ja, dieser Hyundai hat sich weit weg entfernt vom hässlichen Entlein. Und das merkt man deutlich beim Herumcruisen durch die City. Ein Blick, Zwei Blicke … und dann ganz schnell weggeguckt. Nicht das jemand noch mitbekommt, dass er einem Hyundai hinterhergeschaut hat. Tjaaaa, die Koreaner lernen schnell!
Innenraum
Der Innenraum des Hyundai Genesis Coupé überraschte uns am meisten. Er kommt deutlich größer rüber als anfangs gedacht. Die Kopffreiheit ist auch bei Sitzriesen kein Problem die bequemen Sportledersitze bieten einen sehr guten Seitenhalt. Die Instrumente sind klar ablesbar und auch sonst stimmt die Qualität des im schlichten schwarz gehaltenen aber doch schicken Innenraum. Ja klar, Kunststoff ist bei einem Auto dieser Preisklasse natürlich ein unabdingbar aber Hyundai hat hier zumindest auf hochwertige Materialien geachtet. Hier knarzt und quietscht nichts. Noch wichtiger das Coupé hat keinen strengen Eigengeruch keine Seltenheit bei Fahrzeugen aus Fernost.
Motoren: Vierzylinder-Turbo und V6 stehen zur Auwahl
Hyundai setzt beim Genesis Coupé auf das altbewährte Sportwagen Prinzip. Motor vorn- Antrieb hinten. Dadurch wird eine ideale Gewichtsverteilung 55 % vorn und 45 % hinten erlangt. Von dieser wird wahlweise von einem Vierzylinder Turbo mit 2 Liter Hubraum und 214 PS oder einem mit 3,8 Litern Hubraum bestückten V6 und 303 PS befeuert. Letzterer war natürlich unsere erste Wahl. Einmal das Gaspedal in den Boden gepresst schießt der Koreaner in 6,3 Sekunden von 0 auf 100. Dabei zerren bis zu 361 Newtonmeter an Drehmoment auf der Hinterachse. Genug Power für ein freudiges Vorankommen. Warum allerdings bei 240 Sachen der elektronische Begrenzer in Aktion tritt, will nicht ganz einleuchten und blieb bis dato auch unbeantwortet. Im Schnitt soll sich das V6 Coupé mit 9,9 Litern zu Frieden geben. Soviel sei gesagt: Das hat dieser Testwagen noch nicht mal ansatzweise geschafft. Im Schnitt gab sich das Coupé mit schlürf freudigen 14 Litern zufrieden.
Automatik oder Manuell?
Das Fahren mit der Sechsstufenautomatik bedarf einer gewissen Gewöhnungszeit. Zum einen lässt sie sich auch bei abgeschalteter Elektronik partout nicht im Drehzahlbegrenzer halten, sondern schaltet lieber eigenständig hoch- zum anderen werden Schaltbefehle an den Lenkradwippen gerne mit einer Gedenkpause beantwortet. Die Sechsgang-Automatik passt sich jedoch dem Fahrer und seinem Fahrstil mit der Zeit an. Nach gut anderthalb Wochen wirkte der Hyundai wie ausgewechselt und reagiert bissig auf Gasbefehle und schaltete auch wesentlich effizienter Gänge um. Wer es ehrlich haben will verzichtet lieber auf die Automatik und ordert sich die manuelle Schaltervariante.
Fahrwerk
Ist man erst mal mit dem emsig voranschreitenden Koreaner vertraut, steigt auch die Bereitwilligkeit dessen Grenzen auszuloten. Und die sind erstaunlich hoch angesetzt. Der Genesis punktet mit einer guten Balance und lässt sich wunderbar um die Kurven zirkeln. Bei deaktivierter Elektronik kündigt sich das Heck gerne zum tänzeln an bleibt aber dank des mechanischen Sperrdifferentials immer leicht zu handeln und lässt sich problemlos wieder einfangen. Dafür sorgt neben dem neuen Fahrwerk in der GT Edition auch das zu Teilen gesperrte Differenzial. Bei zu viel Schlupf am Hinterrad sorgen die Raddrehzahlsensoren für effiziente Leistung auf das Rad mit der Traktion. Das sorgt für puren Racingfun. Bei der Lenkung hapert es noch ein wenig an der Präzision dafür reagieren die kräftigen Bremsen beim Betätigen um so spontaner.
Komfort auf Langstrecke
Doch auch außerhalb der Rennstrecke weiß sich mit 1,6 Tonnen etwas beleibte Koreaner zu benehmen. Im Gegensatz zur normalen Variante ist der GT nochmals um 30 mm tiefergelegt was sich aber dank der straffen aber dennoch komfortablen Nürburgring Abstimmung nicht ins harte Hoppeln überträgt. Auch längere Distanzen auf der Autobahn sind somit ohne bösen Rückenschaden überwindbar. Allgemein kommt bei langen Trips auch der GT Charakter zum Vorschein. Neben dem großzügigen Innenraum bietet auch der Kofferraum ausreichend Platz für einen längeren Trip in den Urlaub.
Fazit: Achtung- ein Outing! Ich bin ab sofort Korea Fan!!! Denn mal ehrlich für einen Grundpreis von 36.965,00 Euro für ein vollwertiges Sport-Coupé – als Vierzylinder-Turbo sogar nur 29.990 Euro – kann “Mann” durchaus schwach werden. Zumal es sich hier um ein kreuzehrliches Gefährt mit guter Serienausstattung und ordentlichem Komfort handelt. Hyundai selbst sind von Ihrem Flitzer so überzeugt, dass sie eine fünfjährige Neuwagengarantie auf das gesamte Fahrzeug gleich beilegen. Bei der individuelleren GT Edition werden allerdings schon 41.990 Euro fällig dafür darf man sich aber als einer von 50 betrachten denn mehr gibt es vom exklusiv nur in Deutschland erhältlichen GT nicht zu erwerben.
Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures
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