2008 wagte sich Volkswagen mit dem Passat CC in neues Terrain- den viertürigen Coupés. Es zeigte sich das sie den richtigen Riecher bewiesen denn der Passat CC war preislich weit unter dem Mercedes CLS positioniert und konkurrierte somit nicht mit den Schwaben. Der Erfolg sprach für sich. Über 320.000 Passat CC der ersten Generation konnten abgesetzt werden davon auch eine Vielzahl in den USA.
Vier Jahre Später, also in der Gegenwart angekommen hat der Passat CC eine optische Überarbeitung bekommen. Volkswagen nennt dies „Design-DNA“ setzt dem neuen Model das typische VW-Markengesicht auf. Somit ist leider auch die Individualität der ersten Generation des Passat CC hin. Auch mit dem Namen schien man nicht so glücklich zu sein. Künftig wird das viertürige Coupé nur noch unter dem Namen CC präsentiert. Somit möchte VW deutlich machen, dass der CC das Bindeglied zwischen dem Mittelklasse Passat und dem Oberklasse Phaeton darstellen soll. Das klingt erst mal nett- aber mal ganz ehrlich- etwas mehr Kreativität bei der Namenswahl wäre schon nett gewesen.
Optik- weniger Eigenständigkeit
Durch sein selbstbewusstes Auftreten und der optisch gestreckten Silhouette macht er aber vieles wieder wett. In der Front dominiert der große Chromgrill mitsamt großzügigem VW Logo. Serienmäßige Bi-Xenonscheinwerfer lassen die Front optisch in die Breite gehen und sorgen für eine optimale Ausleuchtung der Straßen. Ausgeprägte Seitenschweller lassen den CC satter auf der Straße wirken. Die Rückseite wirkt mit seinen neugestalteten LED Rückleuchten am gefälligsten.
Insgesamt sechs Motoren darunter drei Diesel und drei Benziner von 103 kw/140 PS bis zu 220 kW/300 PS stehen beim Markstart Ende des Frühjahrs zur Auswahl. Unser Testwagen, der CC V6 4motion mit 300 PS kommt serienmäßig mit DSG und Allradantrieb daher. Ausgestattet mit derart viel Leistung hat der CC auf den Bergetappen von Nizza leichtes Spiel. Kraftvoll beschleunigt der Wolfsburger in nur 5,6 Sekunden von 0 auf 100- bei Tempo 250 ist Schluss mit dem Vorwärtsdrang. 3,6 Liter Hubraum pressen 350 Newtonmeter Drehmoment aus dem viertürigen Coupé- mehr als ausreichend.
Fahrspaß: Agil und doch komfortabel
Um der Fahrdynamik und somit dem Fahrspaß mehr Gewichtung zu geben sorgt eine Quer- Differentialsperre (XDS) in allen Modellen ab 125 kW für schnelle Kurvenfahrten. Auch bei schnell gefahrenen Haarnadelkurven ließ sich der Wolfburger nicht aus dem Konzept bringen und zog dabei neutral bis leicht untersteuernd ums Eck. Das ESP scheint hierbei für Wolfsburger Verhältnisse äußerst locker abgestimmt worden zu sein. Erst bei wirklich harten Manövern meldet sich die Elektronik sanft zu Wort.
Elektronik ist allgemein ein gutes Stichwort im neuen CC. Denn davon wird hier so viel wie möglich angeboten- vorwiegend in der schier endlosen scheinenden Aufpreisliste. So lässt sich der Kofferraum per Fußbewegung öffnen und der Dynamik Light Assist sorgt für eine perfekte Ausleuchtung der Straße ohne den Gegenverkehr zu blenden. Mit dem Park Assist 2.0 lässt es sich in wesentlich engere Parklücken als zuvor navigieren. Doch die wirklich wichtigen Features für Vielfahrer sind wohl die bis 210 km/h arbeitende Distance Control gepaart mit Side Lane plus und Toter Winkel Warner. Sollte der Fahrer trotz Warnung immer noch ein Auto schneiden wollen greift die Lenkung deutlich spürbar in das Fahrgeschehen ein.
Nicht ganz zu überzeugen weiß die adaptive Dämpfung. Geht es im Sport Modus ausreichend straff aber dennoch komfortabel voran ließ der Komfort Modus aufgrund seiner viel zu weichen Abstimmung die Passagiere aufschaukeln. Ein Modus der wohl eher auf lange entspannte Highway Fahrten in den Staaten abgestimmt ist. Dagegen hinterließ die Auto-Hold Funktion beim Anfahren der teilweise steilen Straßen der Cote d’Azur einen sehr ausgereiften Eindruck.
Interieur: Sauber verarbeitet
Edelstahleinstiegsleisten geben den Eintritt zum aufgeräumten Innenraum frei. Die Bedienung ist kinderleicht die Instrumente gut ablesbar. Eine mittig platzierte Analog Uhr soll Oberklasseflair aufflammen lassen. Die komfortablen Ledersitze schauen gut aus und bieten hervorragende Langstreckenqualitäten. Der Fond wirkt ebenso aufgeräumt und bietet viel Platz im Beinbereich . Das dürfte großgewachsenen Passagieren herzlich egal sein, leidet doch die Kopffreiheit unter der hinten abfallenden Dachlinie – ein Tribut an das Design.
Über das Multifunktionslenkrad lassen sich alle wichtigen Befehle dirigieren ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Der angegeben Durchschnittsverbrauch von 9,3 Litern auf 100 km stimmte trotz flott gefahrener Route in etwa überein- das DSG leistet hier sehr gute Arbeit. Der neue Volkswagen CC wird Ende des Frühjahrs in Europa, Amerika, Russland und Asien durchstarten. Auch wenn der CC einiges an Individualität verloren hat wird er seine Käufer nach wie vor zu begeistern wissen. Denn vom langweiligen Passat Bruder entfernt sich der CC soweit es nur eben geht. Und wer will schon langweilig?
Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures
Datenblatt VW Passat CC: | Hubraum: 3.597 cm³ | 220 kw (300 PS) bei 6.600 U/min | 350 Nm bei 2.400 U/min | Vmax: 250 km/H | Beschleunigung 0- 100 km/h in 5,6 s | Co2 Emission g/km: 242 g | Durchschnittsverbrauch: 10,1 l/100 km | Preis: ab 43.250, 00 EUR inkl. MwSt.
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