Wenn die Geburtsstätte eines Audi Neckarsulm heißt, dann stecken in solch einem Fahrzeug Renngene. So auch beim RS 5 Cabrio. Eine Modellvariante, die lange auf sich warten ließ. Wurde doch das Coupé bereits vor drei Jahren vorgestellt. Seit dem Frühjahr 2013 darf mit dem V8-Sauger auch offen um die Kurven gedonnert werden. Dieses geschieht mit dem 88.500 Euro teuren Cabriolet ohne Fehl und Tadel.
Form und Funktion
Diese Linienführung hat das Zeug zum Klassiker. Egal ob Coupé oder Cabrio, die Form betört und bedingt durch das Softtop ist das RS 5 Cabrio definitiv mit das attraktivste Automobil zum offenen Cruisen. Und das gilt nicht für dieses Fahrzeugsegment. Vier großzügig bemessene Plätze, die hinteren bei offenem Verdeck durchaus als zugig zu bezeichnen, stehen in dem RS 5 Cabrio zur Verfügung.
Ausreichend Raum steht auch dem Gepäck zur Verfügung. Bedingt durch das Stoffdach sind es im geöffneten Zustand 320, im geschlossenen Zustand 380 Liter. Wem das nicht reichen sollte, der kann die hinteren Sitze im Verhältnis 50:50 umklappen und erhält dadurch einen Stauraum mit 750 Liter Inhalt bzw. 1,76 m Ladetiefe.
Außen zeigt sich der RS5 betont unauffällig. Einzig die mit riesigen Kühleinlässen mächtig wirkende Front, die leicht ausgestellten Kotflügel und der bei 120 km/h automatisch aus dem Kofferraumdeckel ausfahrende Heckspoiler weisen auf die Kraft der 450 PS. Deren Abregelung auf 250 km/h von Audi auf Wunsch auf 280 km/h angehoben wird.
Das Kraftwerk mit seinem hochdrehenden 4,2-Liter und der brachialen Leistung von 331 kW (450 PS) tönt gar nicht so, wie gemeinhin von einem brabbelnden V8 gewohnt. Es kann eher ein seidenweicher Sechszylinder vermutet werden, perfekt abgekapselt, um die Ruhe vor dem Sturm zu suggerieren. Denn dieser ist angesagt, wenn dem RS 5 Cabrio die Sporen gegeben werden.
Das Fahrwerk, bei dieser Leistung selbstverständlich quattro, ist ebenso ohne Fehl und Tadel. Mit dem serienmäßigen Fahrprogramm drive select können auf Knopfdruck die drei Modi „comfort“, „auto“ und „dynamik“ aktiviert werden. Zusammen mit dem 1.540 Euro teuren MMI Navigationssystem wird drive select um die Option „individual“ erweitert, bei der man seine persönliche Lieblingseinstellung wählen kann. Eine noch feinere Dosierung des Fahrwerks ist mit dem RS-Sportfahrwerk plus mit Dynamic Ride Control (DRC) möglich. Für das dreistufig justierbare System müssen allerdings 1.950 Euro ausgegeben werden.
Besonderes Augenmerk verdient der Antriebsstrang, der mit einem selbstsperrenden Kronenrad-Mitteldifferenzial und radselektiver Momentensteuerung ausgestattet ist. Im Inneren des Mitteldifferenzials drehen sich zwei Kronenräder, die ihren Namen der Verzahnungsgeometrie verdanken. Das vordere Rad treibt den Antrieb zum Vorderachsdifferenzial an, das hintere die Kardanwelle zum Hinterachsdifferenzial.
Moment, da war doch noch etwas. Die radselektive Momentensteuerung bewirkt einen wesentlich höheren Grip als all seine Vorgänger. Erkennt die Software zum Beispiel, dass die kurveninneren Räder kurz vor dem Durchrutschen sind, bremst sie ganz leicht ab. Dabei genügt feines Anlegen der Beläge an die Scheibe mit minimalem Druck.
So entstehen Kurvenfahrten, die praktisch mit dem Lineal gezogen sind. Lässt man dem RS 5 Cabrio noch weiter die Zügel, greift die Mechanik auch in die Verteilung der Antriebsmomente auf Vorder- und Hinterachse ein. Im Normalzustand auf 40/60 (VA/HA) justiert, sind Werte von max. 70 Prozent vorne und max. 85 Prozent hinten möglich.
Kohlefaser-Keramikbremsscheiben, 20 Zöller, ein Sportdifferenzial und Schalensitze sind die Zutaten, mit einem RS5 die Straßen noch extremer zu spüren. Die fetten 275-Schlappen mit einem 30er Querschnitt sind dabei sogar extrem rückenfreundlich. Dank sei dem Fahrwerk, das Stöße fast glatt wegbügelt. Mit dieser Performance ausgestattet, kann ein RS5 schon an dem Image eines Zuffenhausener Sportwagen kratzen und das mit dem Luxus, den man vom A5 gewohnt ist.
Ausstattung
Knapp 90.000 Euro möchte Audi für das RS 5 Cabrio überwiesen bekommen. Im Segment der wenigen offenen Hochleistungssportler ein faires Angebot. Erwähnenswert die umfangreiche Serienausstattung, die unter anderem Xenon-Scheinwerfer, Klimaautomatik, eine Alcantara/Leder-Kombination und Sitzheizung beinhaltet. Teuer wird es nur, wenn die Keramikbremsanlage für 6.000 Euro geordert wird und in die tiefe Kiste der individuellen Audi exclusive Angebote gegriffen wird.
Fazit
Brutalste Leistungsabforderung und sanftes Dahingleiten. Das Audi RS 5 Cabrio beherrscht dies alles in nahezu perfekter Harmonie. Der leise vor sich hin grummelnde V8 dürfte auch zartbesaiteten Zeitgenossen nervliche Schonung vermitteln. Er meldet sich einzig bei heftigstem Durchtreten des Gaspedals bis zum Bodenblech mit sonorem Gebrabbel zu Wort. In der Summe ist der RS 5 in der offenen Version eine der schönsten Versuchungen in der automobilen Welt. (ds)
Technische Daten: Audi RS 5 Cabriolet
Motor: 8-Zylinder-Benziner
Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S tronic
Hubraum: 4.163 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 331 kW (450 PS)/8.250
Max. Drehmoment: 430 Nm bei 4.000 – 6.000 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.649/1.860/1.380 in mm
Radstand: 2.751 in mm
Leergewicht: 1.995 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.420 kg
Kofferrauminhalt: 380 l
Bereifung: 265/35 R 19
Felgen: 9 x 19? Leichtmetall
Beschleunigung: 4,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Tankinhalt: 61 l
Kraftstoffverbrauch Kombinierter Verkehr: 10,7 l auf 100 km
Preis: 88.500 Euro inkl. MwSt.
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