Nein, ich werde noch nicht mal ansatzweise versuchen, dieses Auto neutral zu beschreiben. Ich gebe zu, ich bin befangen. Befangen von einer der geilsten Sportwagenkreationen, die mir die letzten Jahre unter die Fittiche gekommen ist. Dieses Gerät hört auf den Namen Jaguar und trägt den Beisatz F-Type. Und es benötigte nur Sekundenbruchteile, um mein Herz zu erobern.

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39 Jahre ist es her, dass der letzte Jaguar E-Type gebaut wurde. Eine automobile Legende, die heute zu Preisen von bis zu 100.000 Euro gehandelt wird. Es stellt sich die Frage, warum man sich so lange Zeit für einen echten Nachfolger gelassen hat. Fakt ist, erst seitdem die indische Firma Tata Jaguar unter seine Fittiche genommen hat, läuft es endlich wieder in der Bude. Und erst die Inder haben ausreichend Eier gehabt, um das Go für die komplette Neuentwicklung eines Sportwagens zu geben.

2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

2013 Jaguar F-Type – Fanaticar Magazin

Dabei war Jaguar schlau genug, um den F-Type genau zwischen Porsche Boxster S (siehe Fahrbericht)  und Porsche 911 Turbo anzusiedeln. Drei Motorisierungen stehen dabei zur Auswahl. Zum einen der neu entwickelte V6 Kompressor mit jeweils 340 oder 380 Pferden unter der Haube. Wer sich nicht lumpen möchte, setzt auf den fetten V8 Kompressor mit 496 Pferdestärken. Damit wird dann auch die 300 km/h Grenze geknackt. Und jetzt kommt die große Überraschung: Der V6s ist der Beste. Doch dazu später mehr.

Der Jaguar F-Type schaut aus wie aus einem Guss. Die typische Coupe-Form mit langer Motorhaube und kurzem Heck geben dem flotten Roadster die urtypische Sportwagengestalt. Auch der Innenraum gibt sich top verarbeitet. Besonders der breiten Mitteltunnel macht mächtig was her, wird aber kuschel süchtigen Pärchen wohl eher für eine beleidigte Schnute sorgen.

2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

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Unter der Haube werkeln drei verschiedene Motorisierungen. Den Anfang macht der kleine V6 Kompressor mit 3 Liter Hubraum und 340 PS. Darauf folgt der V6 S der selbst bei Jaguar als die wohl ausgewogenste und optimale Motorisierung empfohlen wird. Doch, wenn man im Rahmen der Mille Miglia zu einem ersten Testdrive durch die italienischen Straßenwindungen eingeladen wird, interessiert einem der brutale Vorwärtstrieb ein hochmotorisierten Fahrzeuges eher weniger. Dagegen gilt es Kurven aller Variationen quasi im Sekundentakt zu meistern. Die Gegend ist mir nicht unbekannt, hier durfte ich schon viele Kreationen automobiler Straßenkunst über den Asphalt donnern lassen, mal mehr mal weniger impulsiv. Beim F-Type kommt dazu noch die Extra-Dosis an Emotionen dazu

Wo sonst außer hier kann man dem am Straßenrand stehenden Polizisten mit dickem Grinsen im Gesicht noch einen herrlichen Abgasfurz verpassen. Und wo sonst streckt besagter Polizist danach noch den Daumen in die Höhe und grinst dabei ebenso schadenfroh in die Runde. Bei der Mille Miglia herrscht fast komplette Narrenfreiheit für die Teilnehmer und die Beteiligten rundherum. Grund genug, hier mal kurz mitzumischen.

2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

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Schon die Basisvariante bringt ordentlich Spaß auf den Asphalt – knackige 340 Pferde versorgen die Hinterachse mit verdammt viel Zunder. Der Männermodus ist leicht entdeckt. Man drücke die Taste mit dem Endrohr Symbol und schon gibt es was auf die Ohren. Brraaaaabbbb, Braaaabbbbb, ratta ratta ratta ratta…. Braaaaaaabbb. Geil!

Das Dach wird in kürzester Zeit entledigt, soll heißen in 12 Sekunden bei bis zu 50 km/h.
Acht Gänge stehen zur Verfügung – mehr als vier benötige ich in den kurvigen Windungen der Toskana eh nicht: Hoch soll er drehen, hoch soll er drehen – dreimal hoch! Oh Gott dieser Sound, ich beabsichtige nicht mehr auszusteigen – dieses Auto macht mich närrisch. 1000 km durch Italien – und ich bin noch lange nicht fertig mit dir. Bis dahin gebe ich dem Frech-Type ordentlich Badabumm in die Endrohre…

2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

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Die Straßen der Toskana sind ein Mekka und zugleich auch Belastungsprobe für jedes Fahrwerk. Der F-Type meistert sie souverän, egal in welcher Variante. Einzig beim V8 ist Vorsicht angesagt, denn er punktet dank des schwereren Motors mit einer nicht mehr ganz so ausgewogenen Balance. Wird es eng, wird im Zweifel geschoben. Dazu kommt noch die immense Power von maximal 625 Newtonmetern auf die Hinterachse, die jeden Fehltritt zu deinem letzten werden lassen könnten. Keine Frage der V8s ist nichts für Anfänger. Und genau die sollten sich davor hüten, sich das „Biest“ mit abgeschalteter Elektronik anzutun. Die V6 Variante schlägt sich im Hinblick auf Kurvendynamik deutlich besser. Selbst die engsten Windungen werden neutral und ohne Probleme absolviert und das mit einem enormen Kurvenspeed der dem des Boxster S in nichts nachsteht.

Kommen wir zum Meisterstück – den V6s. Über 1000 Kilometer durch Italien haben mir Lust auf mehr gemacht. Ab auf die Rennstrecke. Genauer gesagt – dem Bilster Berg. 4,2 Kilometer lang, bis zu 70 Meter Höhenunterschied, 44 Kuppen und Wannen und einem Abschnitt, der er es besonders in sich hat: Die „Mausefalle“ Wer diese Kurve anfährt, sollte sein Gefährt vorher begradigt haben, denn danach geht es quasi im Blindflug 26 % Bergab um dann gleich wieder mit Vollgas die nächste Steigung mit 21 % zu überwinden. Die komplette Rennstrecke basiert auf der natürlichen Topographie der Umgebung und genau das macht sie so anspruchsvoll. Kein Wunder das Rallye Legende Walter Röhrl hierfür Pate stand. Und ich darf hier den F-Type mal richtig austesten, eine Woche vor der offiziellen Eröffnung. Yeah!

2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

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Das einzige Problem? Es regnet wie in Strömen. Hat sich was mit High-Speed. Aber nichts destotrotz ist der F-Type auch bei Nässe erstaunlich traktionstreu und es braucht schon einiges um den Briten wirklich in Schwierigkeiten zu bringen. Der tiefe Schwerpunkt und das perfekte 50:50 Gewichtsverhältnis und die sehr exakte Lenkung sind daran nicht ganz unschuldig. Im Sportmodus lassen sich dabei die Gänge über die Schaltwippen manuell bis in den Begrenzer hochfahren. Das hört sich dann in etwa an, als wenn man mit einer MG gerade Schießübungen absolviert. Doch mehr als flotte Spielerein waren auf der triefnassen Strecke nicht möglich. Ich fordere eine baldige Wiederholung.

Und ja ich wollte es dieses Mal unterlassen. Keine Kittysprüche mehr in einem Jaguar Fahrbericht. Das ist bei allen Redakteuren so eingemeißelt wie das ewig wahrende Band von James Bond und Aston Martin. Nein Nein Nein! Ich habe es sogar einem Kollegen versprochen. Aber Herrgott nochmal! Sie verfolgten mich. Sie verfolgten uns!!! Katzen – überall in Italien. Egal wo ich den Sportwagen von Jaguar fotografiert habe. Sie waren neugierig auf ihren neuen Artgenossen, beschnupperten Ihn, legten den Schnurrblues auf. Oh Gott ich habe ich es wieder getan, der F-Type ist ne Mieze. Komm her – Kitty Kitty Kitty!

2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

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2013 Jaguar F-Type - Fanaticar Magazin

2013 Jaguar F-Type – Fanaticar Magazin

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Was sagen die Kollegen zum F-Type?

Rad-Ab:Angetestet: Jaguar F-Type 3.0 V6 (340 PS)
Passion:Driving:Erste Ausfahrt im Jaguar F-Type – ein echter Gentleman Racer?
Asphaltfrage: spot on – der Jaguar F-Type V8 S

Credits:

Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures