Knackig ist er der neue Nissan Leaf

Knackig ist er der neue Nissan Leaf

Mein erstes Mal mit ihm war ganz sanft. Er ließ mich seine Kraft erst langsam und dann immer schneller erleben. Er wusste, wie er mich zum Lächeln bringen konnte. Auch wenn er kaum einen Ton sagte, ließ er mich doch seine Energie und Power spüren.

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Es war mein erstes Mal und das werde ich nicht vergessen. Die Rede ist natürlich von meinem ersten Mal in einem Elektrofahrzeug. Die Rede ist von meinem ersten Mal im neuen Nissan Leaf. Was habt ihr denn gedacht?

Ich bin noch nie ein Elektrofahrzeug gefahren und war dementsprechende gespannt, wie es wohl sein würde. Vor Ort in Hamburg stellte Nissan im schwimmenden Veranstaltungspavillon Kai 10 seine drei Neuheiten der Presse vor. Die neuen Nissan Leaf, Micra und Note gaben sich die Ehre und versuchten zu überzeugen. Als erster Ankömmling hatte ich die freie Auswahl, und da mich ein Elektrofahrzeug schon immer interessiert hat, stand natürlich der Nissan Leaf Tekna als Erster auf meiner Liste. Der in Norwegen am meisten gefahrene Wagen erwartete mich in Perlmetallic-Rot, still und heimlich. So ein E-Car ist ja nicht einer von der lautesten Sorte. Das hat er auch nicht nötig. Er muss sein Können und Temperament nicht an die große Glocke hängen.

Weltweit gehört der Nissan Leaf zu den erfolgreichsten Elektroautos. Mit mehr als 50% Marktanteil wird im kommenden Jahr bereits eine neue, die E-NV 200, Version auf den Markt geworfen. Gegenüber der ersten Modellgeneration hat sich so einige getan. Über 100 Änderungen hat der neue Leaf intus, was unter anderem auch die Reichweite betrifft. Diese wurde mal eben auf 199 Kilometer erhöht, je nach Fahrweise natürlich. Trotz der ganzen Überarbeitung hat der Preis nicht darunter gelitten. Ganz im Gegenteil: er ist sogar gesunken. In der Einstiegsversion kostet er mal locker 3.000 Euro weniger. Wer noch mehr sparen will, kann sich sogar die Batterie schenken und diese für 79 Euro im Monat mieten. Das senkt die Kosten bei der Anschaffung sogar bis zu 6.000 Euro. Das macht den Schritt in Richtung Umweltbewusstsein erheblich einfacher bei einem Einstiegspreis ab 23.790 Euro und der Batterie zum Mieten.

Umweltbewusster Fahrspaß mit dem neuen Nissan Leaf

Umweltbewusster Fahrspaß mit dem neuen Nissan Leaf

Leise rieselt der Leaf

Nach einer kurzen Einführung startete ich den Motor. Zumindest glaubte ich das. Man hört ja nichts. Sehr ungewohnt, vor allem wenn man auch nach Gehör schaltet. Das brauchte ich zum Glück bei dem Automatikgetriebe nicht aber so rein gar nichts zu hören außer einem kleinen ‚fieeeep’ wie bei einem sehr entfernt startenden Flugzeug… Nun denn. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Zum Glück macht er lustige Glockengeräusche beim Start, sodass man auch sicher weiß, dass der Motor läuft. Voll aufgeladen und mit der Sonne im Nacken ging es durch die Hafencity in Richtung Süden. Wenn ich schon 199 Kilometer Reichweite habe, dann möchte ich das auch ausnutzen. Den Eco-Modus schaltete ich erst nach einigen Kilometern ein und merkte sofort, wie seine Kraft abgebremst wurde. Ich fühlte mich ganz zähflüssig. Aber es der Wechsel hin und her ist schon witzig. Man merkt, wie die Kraft zurückprallt und der Nissan Leaf davon schießt. Doch leider zerrt das an der Reichweite. Je weniger Eco desto weniger Batterieleistung.

Und auch die Heizung zerrt gut an ihrer Energie. Blöd, wenn man sich gerade im Winter befindet und es saukalt ist draußen. Zum Glück gibt es aber die Sitzheizung, die gezielt da heizt, wo es sein soll: am Bobbes. Die verbraucht auch nicht so viel Energie wie die Zentralheizung, die dem ganzen Fahrzeug einheizen muss. So konnte ich in knapp zwei Stunden die Reichweite auf über 100 Kilometer halten. Das Gute ist, dass die Bremsen des neuen Nissan Leaf progressiver ansprechen und die Batterie nun noch früher und gründlicher mit Bremsenergie speisen. Statt bislang ab sieben wird nun schon ab drei km/h kinetische Energie zurückgeführt. Damit steigt die Effizienz des Systems um sechs Prozent auf 94 an. Schon ganz ordentlich, genau wie die Bremsen, die mit bedacht getreten werden sollten, denn die haben es echt in sich.

Kinetische Energie wird beim Bremsen wieder in die Batterie zurückgeführt

Kinetische Energie wird beim Bremsen wieder in die Batterie zurückgeführt

Allerdings ist so ein Elektroauto wahrlich nichts für Autofahrer mit weiten Wegen. In der Stadt dagegen macht er sich wirklich gut und ist mal ein komplettes Gegenprogramm zu den lauten Karren. Auf leisen Sohlen schleicht er sich mit seinem schnell ansprechenden Wechselstrom-Synchronmotor an, nur um so manchen Links liegen zu lassen. Mit einer Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 11,5 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 144 km/h, konnten wir so einige andere Straßenteilnehmer abhängen. Das liegt am überarbeiteten Gewicht, der reduziert wurde. Eine weitere wichtigste technische Änderung am Nissan Leaf Modelljahr 2013 betrifft den jetzt kompakten Antriebsstrang. Dazu wanderte das bislang im Kofferraumbereich untergebrachte Onboard-Ladegerät unter die Fronthaube. Dadurch wuchs das Kofferraumvolumen um 40 Liter. Auch beim Umlegen der hinteren Sitzbank eröffnet sich mehr Freiraum von 720 Litern. Ganz ordentlich vor allem, wenn man an die bevorstehenden Weihnachtseinkäufe denkt.

Leise wie eine Katze aber durstig wie ein Tiger

Er ist zwar kein Adonis, aber der Nissan Leaf macht Spaß. Das muss man ihm lassen. Dennoch fragte ich mich, wie man sich einen halten soll, wenn man in einem Wohnblock im vierten Stock wohnt und keine Tiefgarage mit etwaigen Anschlüssen hat. Die Frage war schnell beantwortet: Gar nicht. So ein Fahrzeug ist nichts für Hochhausbewohner ohne Garagenplatz. Das Ladekabel ist gerade mal vier Meter lang und reicht leider nicht von der Straße bis zum eigenen Keller. Wirklich schade. Trotzdem soll man nur deswegen nicht auf einen Stromer verzichten müssen. Mit inzwischen 600 in ganz Europa installierten CHAdeMO Schnellladestationen können Leaf-Fahrer nun auch längere Fahrten planen. Damit ist der Akku in nur 15 Minuten um ganze 50 Prozent aufgeladen. Und auch in der Stadt findet sich die eine oder andere Steckdose. Bei einer Normalen beläuft sich die Ladezeit bei bis zu acht Stunden. Wer einen Firmenparkplatz in der Tiefgarage sein eigenen nennt, hat Glück. Ohne wird es etwas schwieriger aber nicht unmöglich.

Die Ladestation befindet sich in der Nase des Nissan Leaf

Die Ladestation befindet sich in der Nase des Nissan Leaf

Mit seinem intelligenten Multimedia-System auf dem sieben Zoll großen Touchscreen-Display lassen sich dank Echtzeitinformationen die nächstgelegenen Ladestationen und verbrauchsgünstige Routen finden. Geht die Batteriespannung zur Neige, wählt der Routenfinder – anders als bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen – gezielt Stecken ohne starke Steigungen aus. Ebenfalls neu an Bord des Nissan Leaf Tekna ist der Around View Monitor (AVM). Mit Hilfe von vier Kameras projiziert er eine 360-Grad-Aufsicht des Fahrzeugs auf das Display des Navigationsgeräts und erleichtert so das Parken und Rangieren.

Note, setzen aber keine sechs!

Leider hieß es bald Abschied nehmen. Doch halt, es wartete ja noch der neue Nissan Note wieder in Rot und in der Ausstattung Tekna auf mich. Na, den konnte ich mir ja nicht entgehen lassen, auch wenn ich mir eine andere Farbe gewünscht hätte. Die zweite Generation des erstmals 2005 in Europa eingefu?hrten Note verbindet ein an die Konzeptstudie Nissan Invitation (Genfer Salon 2012) angelehntes Design mit Features, die für Autofahrer in der Polo- und Fiesta-Klasse bislang nicht zugänglich waren. Gemeint ist damit das Nissan Safety Shield, das als intelligenter Co-Pilot fungiert und besonders die toten Winkel beidseitig überwacht. Alle Überwachungseinheiten stützen sich auf eine einzige, am Heck angebrachte Weitwinkel-Kamera die dank einer integrierten Wasch- und Trockenblas-Funktion bei jedem Wetter scharfe Bilder liefert. Zum Glück schien immer noch die Sonne, so dass es der Blas-Funktion nicht bedurfte.

Der neue Nissan Note und Micra konnten noch nicht überzeugen

Der neue Nissan Note und Micra konnten noch nicht überzeugen

Nach der Erfahrung im Leaf wollte sich der Fahrspaß im Nissan Note nicht mehr so richtig einstellen. Zu laut erschien mir der Motor, auch wenn er eine völlig normale Lautstärke von sich gab. Der Wechsel zwischen Eco-Modus und Normalem verlief ähnlich aber weniger unterhaltsam. Sein Viertakt-Turbodiesel-Direkteinspritzer mit Turbolader und den 90 PS konnte er mich nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Auch die elegant fließenden Linien der Scheinwerfer und der dynamische Übergang der Frontscheibe in das Dach verleihen dem Fahrzeug zwar eine Premium-Anmutung, aber mir reichte eine kurze halbstündige Fahrt mit ihm. Ich war wohl Leaf-geschädigt. Sein Sanftmut kombiniert mit der überraschenden Kraft unter seiner Haube, hat mich überzeugt. Den neuen Micra habe ich gar nicht erst ausprobiert, obwohl er mich vom Design her recht angesprochen hat.

Auch er hat einige Veränderungen durchgemacht. Die markantesten Änderungen am stärker europäisch inspirierten Design finden sich an der Frontpartie. Der dominante Grill mit dem von einer V-förmigen Chromleiste gehaltenen Nissan Logo betont die Familienzugehörigkeit des Micra. Er sah super aus. Beim nächsten Mal vielleicht. Und wer weiß was noch so passiert, immerhin plant Nissan in den nächsten Jahren noch 15 weitere neue Modelle. Vielleicht finde ich ja doch noch meinen japanischen Adonis. Es heißt ja, ein Blatt fällt nicht weit vom Stamm oder? 😉

Weitere Impressionen:

Fotos: Simone Amores