Generation für Generationen haben die Sportwagenhersteller nur ein Ziel: „Endlich diesen verflucht perfekten Porsche 911 Turbo vom Thron zu stoßen! “ Denn er ist seit mittlerweile 40 Jahren eine feste Instanz und so richtig rütteln konnte keiner an seinem Thron. Und auch mit der Generation 991 wird es die Konkurrenz verflucht schwer haben.Mit dem 917/10 und 917/30 fuhr man bei Porsche Anfang der 70er-Jahre große Erfolge im Rennsport ein. Sie wurden durch Turbolader unterstützt. Warum also nicht das Erfolgskonzept von der Rennstrecke auf die Straße adaptieren?

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Man nahm sich also das damals aktuelle 911er-G-Modell (930) zur Brust und pflanzte ihm einen Abgasturbolader mit Ladeluftregelung ein.Der 3-Liter-Boxer generierte somit bis zu 260 PS auf die Hinterachse, was damals noch eine mehr als beachtliche Leistung für einen Straßenwagen darstellte. Während BMW sich mit 1973 dem kultigen 2002 Turbo aufgrund der Ölkrise eine blutige Nase holte, wurde der nur ein Jahr später präsentierte 911 Turbo deutlich freudiger aufgenommen. Ursprünglich waren nur 400 Exemplare vorgesehen. Doch der Erfolg gab Porsche recht und am Ende rollten bis 1977 2.876 Turbo über den Asphalt.

2013 Porsche 911 Turbo S (991) by marioroman pictures - Fanaticar

Um die Kunden weiter bei Laune zu halten, gab es zwischendurch noch ein kleines Upgrade von 3 Liter auf 3,3 Liter Hubraum. Dank Ladeluftkühlung wurde nun erstmals die 300 PS Marke geknackt.  Die im Zaum zu halten, war damals noch echte Arbeit. Statt mit Allrad ging es nur über die Hinterräder voran.

Und von harmonischer Kraftentfaltung, wie man sie heute aus den Autos mit Turboaufladung kennt, kann man bei dem Ur-Turbo auch nicht reden.  Trotzdem: Der Turbo war somit ein echter Bestseller geworden. Er war fortan fester Bestandteil des Elfer Programms und wurde von Generation zu Generation immer weiter entwickelt. Mittlerweile sind wir beim Werkscode 991 angekommen.

Design: Einmal 911, immer 911

2013 Porsche 911 Turbo S (991) by marioroman pictures - Fanaticar

Auch die neuste Version bewahrt die berühmte Silhouette der Ur-Elfers. Allerdings ist er seitdem mit einer Außenlänge von 4,50 Metern deutlich gewachsen und auch der Bürzel am Heck wirkt in der Gesamtform deutlich harmonischer integriert. Sehr schade ist dabei, dass das durchgehend rote Band wie beim G-Modell hier nicht mehr zum Einsatz kommt, in den regulären 4er-Modellen allerdings schon. Und so schön die serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer im Turbo S auch sind, an das Vier-Punkt-Tagfahrlicht muss man sich einfach noch gewöhnen. Es zerstört meiner Meinung nach die Grazilität des Porsche.Der Innenraum mit der Panamera Mittelkonsole wirkt auf den ersten Blick etwas befremdlich, aber man gewöhnt sich schnell daran. Die Haptik bewegt sich standesgemäß auf Höchstniveau. Nach wie vor tadellos präsentiert sich das hervorragend zu bedienende Navigationssystem. In unserem Modell gab es „nur“ die serienmäßige BOSE Anlage. Aber die hat offen gesagt eine derartig abnormal gute Qualität, dass man von der optionalen, mit 3.000 Euro angegebenen Burmester Anlage getrost abraten kann.

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Beim Turbo S kommen serienmäßig Keramik-Verbund-Bremsscheiben mit 410 mm Durchmesser vorn hinter den 20 Zöllern zum Einsatz. Die sind auch bitter nötig, denn wenn man einmal die Urgewalt des aufgeladenen Sechszylinder-Boxers im Heck zu spüren bekommt, möchte man sich auch sicher sein, dass der Enterhaken vor der Kurve auch zuverlässig zum Einsatz kommt.Damit sich die Leistung von 560 PS beim Kick-down nicht in Luft auflöst, wird der Turbo über alle vier Räder vorangetrieben. Wer sich den Turbo S gegönnt hat, verfügt serienmäßig über das Sport-Chrono Paket. Dieses verfügt über eine sogenannte Overboost Funktion, die die beiden Turbolader für 20 Sekunden im mittleren Drehbereich um circa 0,15 Bar anheben. Mit einem brachialen Maximal-Drehmoment von 750 Newtonmetern geht es dann in 3,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Nur fliegen ist schöner! Und bei einem maximalen Tempo von 318 km/h wäre die reguläre Abhebegeschwindigkeit auch erreicht, würden uns die ausgefeilten Aerodynamikparts nicht fest auf den Boden pressen.

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Dafür zuständig ist das laut Porsche weltweit erste adaptive Performance Paket. Um die Aerodynamik zu optimieren, fahren ab 120 km/h die Spoiler aus. Wer die Sport-Plus Taste drückt, bekommt das volle Package schon im Stand zu sehen. Neu bei Porsche ist dabei der dreiteilige Frontspoiler. Ausfahrbare Frontspoiler im Straßeneinsatz kennen wir schon der Toyota Supra MKIV, jedoch hat Porsche dieses Prinzip noch einmal optimiert.
Ab Tempo 300 km/h wird auch der mit einem „Turbo“ Schriftzug versehene Mittelteil ausgefahren. Simultan wird der Heckspoiler dabei weiter auf eine Höhe von 75 mm ausgefahren und um sieben Grad nach vorn angewinkelt. Dieses System allein soll auf der berühmten Nordschleife für eine Verkürzung der Rundenzeit von 2 Sekunden sorgen. Die Rundenzeit des Turbo S wurde übrigens deutlich unter 07:30 min angegeben. Rockt!

2013 Porsche 911 Turbo S (991) by marioroman pictures - Fanaticar

Schon in den ersten Kurven wird klar: Die neue Elfer Generation ist lässig geworden. Das hat der 991 dem 100 Millimeter längeren Radstand zu verdanken. Gerade Langstreckenfahrer werden dies zu schätzen wissen. Leider hat sich dies auch in der Lenkung ausgewirkt. War der 997 für seine präzise und äußerst direkt ansprechende Lenkung bekannt, wurde dem neuen Modell ein wenig zu viel Spiel in der Mittellage spendiert. Perfekt für die Langstrecke, aber in den Kurven etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür glänzt aber das adaptive Fahrwerk in jeder Lebenslage. Vorenthalten wurde uns bedauerlicherweise wie schon beim GT3 die Handschaltung. Was beim GT3 allerdings schon eine Frechheit ist, lässt einen beim Turbo Modell gelassen. Es passt einfach zu seiner Charakteristik. Sieben Gänge werden blitzschnell über das Doppelkupplungsgetriebe PDK sortiert, bei Bedarf manuell über die Schaltwippen. Dazu gibt es in den beiden Sport Modi noch jede Menge freundliches Zwischengasgebell.

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Im normalen Fahrbetrieb erlaubt es effiziente Gimmicks, wie Start-Stopp bereits beim Ausrollen sowie die Segelfunktion. Gepaart mit einigen anderen effizienten Features soll der Verbrauch beider Turbo Varianten bei nur 9,7 Litern liegen. Wer sich mit Porsche Modellen auskennt weiß, dass sich ein Porsche im Alltag problemlos im Bereich von 10–11 Litern bewegen lassen. Insofern glauben wir es einfach mal. Wir hatten in der kurzen Zeit nicht die Möglichkeit, das genauer zu überprüfen. Hüstel!Da ein Porsche genetisch bedingt eher die kurvigen Gefilde aufsucht, wurde dem Turbo und Turbo S eine Allradlenkung spendiert. Wie gut diese funktioniert, durften wir auf der neuen und höchst anspruchsvollen Rennstrecke Bilster Berg ausprobieren. Doch nicht nur die Kurven-Agilität des Turbos überzeugte, sondern auch das sehr sportlich abgestimmte ESP. Wer sein Auto einigermaßen im Griff hat, bekommt dementsprechend viel Freiheit geschenkt. Aber selbst wenn der Grenzbereich kommt, versucht die Elektronik möglichst sanft wieder einzuregeln, um den fahrerischen Fluss nicht gefährden. Alternativ lässt sich das System auch komplett abschalten.

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Fazit: Der neue Porsche 911 Turbo ist wieder auf einem Level angelangt, das die Mitbewerber erst mal toppen müssen. Porsche hat es schon immer verstanden, ein perfektes Gesamtkonzept zu bauen, das haben sie beim 991 erneut bewiesen. Ein, zwei Tränen kullerten trotzdem, denn die Generation 991 ist durch und durch erwachsen geworden.Die Aggressivität hat durch den verstärkten GT Charakter ein wenig gelitten, aber wie viele Porsche Turbo Besitzer sind schon so plemplem wie wir und ballern gleich mit dem Gerät auf der Rennstrecke? 95, wenn nicht sogar 99 % der Elfer Fahrer benutzen den ihn nun mal als Alltagsauto. Für den Purismus ist jetzt die verspielte Cayman / Boxster Fraktion zuständig. Der Porsche 911 Turbo ist einfach der Gentleman für jede Lebenslage. Ein Porsche eben!

Credits

Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures

Leistungsdaten 2013 Porsche 911 Turbo S (991)

2013 Porsche 911 Turbo S (991) by marioroman pictures - Fanaticar

Motor

Sechszylinder-Boxermotor mit Bi-Turboaufladung

Hubraum

3.800 ccm

Leistung in kw / PS

412 kW / 560 PS

0 auf 100 km/h

3,1 Sekunden

0 auf 200 km/h

10,3 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit

318 km/h

maximales Drehmoment

700 Nm bei 2.100 – 4.250 U/min,
750 Nm bei 2.200 – 4.000 U/min (Overboost)

Gewicht

1.605 kg

Antriebsart

Allrad

Kraftübertragung

Siebengang-Doppelkupplungs-Getriebe (PDK)

Länge / Breite / Höhe

4.506 mm / 1.880 mm / 1.296 mm

Kofferraumvolumen

vorne 115 l , hinten 260 l

Durchschnittsverbrauch (NEFZ)

9,7 l / 100 km

Tankinhalt

68 l

Co2 Emissionen

227 g/km

Preis

ab 195.256,00 inkl. MwSt.

mehr Infos

http://www.porsche.de

Weitere Impressionen

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Das sagen die Kollegen

Sport Auto: Elfer kräftig nachgeladen

Zitat: „Wir wollen aber nicht parken, sondern fahren. In 3,1 Sekunden soll der Porsche 911 Turbo S mikt serienmäßigem Sport-Chrono-Paket von Null auf 100 km/h spurten und bis auf 318 km/h weiter beschleunigen. Für die Nordschleifenrunde macht Porsche eine klare Ansage: „Deutlich unter 7:30 Minuten mit Straßenreifen!“ Der alte Turbo pfeilte im sportauto-Supertest noch mit 7:47 Minuten durch die Grüne Hölle (Alle Supertest-Rundenzeiten auf der Nordschleife).“

Asphaltfrage: Neun um Elf – mit Walter Röhrl

Zitat:

„9. Sie sind hier am Bremspunkt exakt 30km/h schneller als wir und das mit nur einer Hand am Lenkrad, wie viele Runde braucht man um die Strecke so gut zu kennen?

WR: Ach, naja, eigentlich bin ich heute das erste Mal mit einem modernen Auto hier…“

Rad-Ab.com: Fahrbericht: Porsche 911 Turbo S – 2013 – 2014

Zitat: “ Fahrdynamisch kann ich nur sagen, dass der Porsche am Asphalt klebt wie Dagobert Duck an seinem Geld. Leider muss man sich von einer ganzen Stange Geld trennen, möchte man zum Porsche Händler rennen. Bei knapp unter 200.000 beginnt der Turbo Fahrspaß, dafür gibt es dann auch schon eine Eigentumswohnung, aber die ist nicht über 318 km/h schnell.“

GTSpirit: Roadtest: 2014 Porsche 991 Turbo & Turbo S

Zitat: „Near the new Bilster Berg race track are some very beautiful and quiet roads that offer a good proving ground to see how the 911 Turbo behaves. Around town you will notice how easy it is to drive, especially with all the (optional) luxury features like park distance control, high-end Burmeister sound system, seat heating and cooling, adaptive cruise control you could easily get the feeling you are driving a luxury limousine instead of a high-performance sportscar.“

Auto-Diva:  Der neue Porsche 911 Turbo S auf dem Bilster Berg (Video)

Zitat: „Nachdem mir ein Journalist auch noch sagte, dass mir der Wagen echt gut stehen würde, lächelte ich zurück – sprachlos. Das war das Netteste seit langem, ein irre tolles Kompliment. Ich überlege jetzt schon, wie ich die Hundertfünfundneunzigtausend aufbringen soll … Mannomann, da muss ich echt noch lange für stricken.“

Autogefuehl:  Porsche 911 Turbo S auf dem Bilster Berg – Die Physik hat keine Grenzen mehr

Zitat: „Man kann darüber streiten, welches das emotionalste Fahrzeug ist, welches Fahrzeug am besten aussieht, welches am meisten Spaß macht. Aber der Porsche 911 Turbo S ist der beste Sportwagen. Im Sinne der technischen Überlegenheit.“

Ausfahrt.TV: 2013 Porsche 911 Turbo S (991) – Fahrbericht der Probefahrt / Test / Erfahrungen

Porsche 911 Turbo auf der Nordschleife:

AutoBild: Porsche 911 Turbo S Fahrbericht