Ich durfte den neuen Cadillac CTS testen.

Ich durfte den neuen Cadillac CTS testen.

Wenn ich an Cadillac denke, dann sehe ich immer eine Limousine in Pink aus den 50ern vor mir und höre Natalie Coles „Pink Cadillac“ in meinen Gedanken. Ein cooler Song für ein noch cooleres Auto. Leider hat er ein bisschen von seinem klassischen Charme verloren, jedoch an jede Menge Eleganz gewonnen. Der kultige Cadillac von einst wurde von einer modernen Limousine ersetzt.

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Der Name ist Programm: Cadillac

Der Name ist Programm: Cadillac

Nach einer kurzen Einführung darf ich mich das erste Mal in meinem Leben in einen Cadillac setzen. Meine erste Wahl: die Premium-Linie mit einem 2,0 Turbo-Vierzylinder und schmackhaften 276 PS. Schon nicht übel. Beim Einsteigen begrüßen mich zahlreiche Lichtquellen. Eine serienmäßige LED-Ambientebeleuchtung sorgt für wahre Highlights. Per Lichtleiter beleuchten die LEDs den Fußraum, das Handschuhfach und die Mittelkonsole ebenso wie die Staufächer, die Getränkehalter und die Dachkonsole. Sehr komfortable Ledersitze umschmeicheln meinen Alterwertesten und schmiegen sich wunderbar an meinen Rücken. Zwei-Wege-Lendenwirbel- und Vier-Wege-Kopfstützen sind serienmäßig. Nur hochwertige Materialien wurden hier verwendet und das kann man nicht nur sehen sondern auch fühlen.

Länger, flacher, leichter und geräumiger: der neue Cadillac CTS

Länger, flacher, leichter und geräumiger: der neue Cadillac CTS

Innen mehr als Hui

Ein Handschuhfach, das sich auf Mittelkonsolen-Knopfdruck elektrisch öffnet und ein weiteres verstecktes, abschließbares Fach mit einem der insgesamt drei USB-Anschlüsse, bieten jede Menge Staumöglichkeiten. Die Mittelkonsole hält weitere USB-, sowie Aux-in und SD-Karten Schnittstellen bereit. Getränkehalter halten die Wasserflaschen kalt. Leider gibt es bei den ganzen Ablageflächen keine brauchbare, um das Handy offen zu verstauen. Man muss es schon in das verschließbare Staufach der Mittelkonsole legen. Doch das CUE-Infotainmentsystem (kurz für Cadillac User Experience) verfügt serienmäßig über Bluetooth und Spracherkennung. Mit diesem System gibt es erstmals im automobilen Bereich einen Touchscreen mit Annäherungssensor und haptischem Feedback, der über Gesten gesteuert wird, wie man sie vom Smartphone kennt. USB-Sticks und Handys können somit ganz leicht angeschlossen werden, sodass man schnellen Zugang zu seinen Playlists, seinen Kontakten und vielem mehr hat. Man braucht das Handy nicht offen herumliegen zu lassen, denn die Bedienung erfolgt über das Fahrzeug.

Wer sich einen stattlichen Ami gönnen möchte, kann zwischen sieben verschiedenen Ausstattungen wählen. Zudem stehen eine Reihe von Farben und High-End-Materialien wie hochglänzendes Sapeli-Mahagoniholz, eloxiertes Aluminium, schwarze Olivesche, Carbon und natürlich veredeltes Ulmenholz zur Auswahl. Eine Drei-Zonen-Klimaautomatik, ein beheizbares Lenkrad und das extra große Glas-Schiebedach sind zusätzlich extrem „fancy“. Mein ausgesuchter Cadillac hat alles und noch viel mehr. Ein hochmoderner LCD-Bildschirm begrüßt mich mit einer abgefahrenen Showeinlage und teilt mir mit, dass es losgehen kann. Doch halt! Wo ist die Handbremse? Ein kleines Knöpfen links unter der Instrumententafel scheint das richtige zu sein. Nur soll ich drücken oder ziehen? Trotz einiger Versuche kann ich es mich noch immer nicht merken, doch zumindest löst sich die Handbremse und die Fahrt beginnt. Eine coole Musik-Compilation ertönt aus den Bose Lautsprechern. Wer hätte gedacht, dass es unzählig mehr Lieder gibt, in denen „Cadillac“ vorkommt. Die Mitarbeiter von General Motors offenbar schon. Eine sehr passende Musikauswahl, die mich durch das verregnete Lissabon begleitet.

Den 12,3 Zoll LCD-Bildschirm dient als Instrumententafel

Der 12,3 Zoll LCD-Bildschirm dient als Instrumententafel

Der faszinierende 12,3 Zoll LCD-Bildschirm, was man im Fahren konfigurieren sollte. Dazu braucht man ein wenig mehr Konzentration. Also begnüge ich mich mit den angezeigten Funktionen, die sich nicht alle von selbst erschlossen. Auch das 8 Zoll große Display mit Touchscreen-Funktion und haptischem Feedback über der Mittelkonsole muss man erstmal verstehen. Hätte ich doch mal vorher die Betriebsanleitung gelesen, was? Immer wieder schön: das bei den Linien Performance und Premium serienmäßige mehrfarbige Head-Up Display. Das optionale Navigationssystem zeigt dort Karten in 3D, Stadtpläne sowie digitale Landschaftsmodelle an. Schon wirklich praktisch, denn so kann man sich voll auf die recht engen Kurven und Straßen Lissabons konzentrieren.

Quadratschädel mit eleganten Linien

Quadratschädel mit eleganten Linien

Weniger ist mehr

Nach wie vor scheint der Cadillac CTS unter dem Motto „Quadratisch, praktisch, gut“ unterwegs zu sein, jedoch wurde er unter strenge „Diät“ gesetzt. Dank des konsequenten Einsatzes von Aluminium und struktureller Verklebungen konnten die Cadillac-Ingenieure das Gewicht der CTS erheblich reduzieren. So wurden insgesamt 128 Kilogramm Gewicht eingespart. Das fördert natürlich die Agilität, die sich spüren lässt. Er fährt sich locker lässig auch wenn er nicht so aussehen mag. Dennoch muss ich bei einigen sehr engen Gassen ganz schön schlucken. Das „Driver-Awareness“-Paket, das ab der Ausstattungsvariante Luxury serienmäßig an Board ist, hat in dem Fall hier und da ganz schon was zu tun. Der Safety Alert Seat vibriert abhängig von der Richtung, aus der Fußgänger oder Fahrzeuge kommen, rechts, links oder beidseitig in den Sitzflanken. Ein vibrierender Sitz? Huiuiui! Da könnte man als Frau eigentlich ganz glücklich sein. Doch leider vibriert er nur in einer potenziellen Gefahrensituation, in der man dann doch eher zu abgelenkt ist als dass man die Vibrationen unter dem Hintern genießen könnte.

Weitere Kurven meistert der Cadillac CTS zum Glück mit Bravour und liegt in den weitläufigeren wie auf Schienen. Einzig auf der Autobahn scheint er nicht so richtig aus dem Quark kommen zu wollen. Er braucht ein paar Sekunden bis er plötzlich davon sprintet. Die manuelle Schaltung durch Schaltwippen hilft ein bisschen, aber nicht sehr viel. Angeblich schafft er die 0 auf 100 km/h in nur 6,9 Sekunden. Trotzdem macht er auf der Autobahn Spaß und erntet den einen oder anderen neidvollen Blick. Denn ein wahrer Blickfang, das ist er.

Imposanter Auftritt und markantes Design

Imposanter Auftritt und markantes Design

Quadratschädel mit eleganten Linien

Er duckt sich flacher auf die Straße als sein Vorgänger und ist auch um 127 Millimeter länger. Fließende Linien und elegante Proportionen umschmeicheln den breiteren und dynamischen Kühlergrill. Die Cadillac-typischen vertikal angeordneten Scheinwerfer werden von weißen LEDs umrahmt. Direkt neben den Luftleitelementen zieren weitere die Wagenfront und sorgen als Tagfahrlicht für ein markantes Design. Am Heck illuminiert das dritte Bremslicht mit 48 LEDs den integrierten Heckspoiler. Zwei Auspuffrohre mit Chromumrandung sorgen für einen sportlichen Touch, denn viel an Sound liefern sie leider nicht. Dafür ist der neue Cadillac einfach zu elegant. Er braucht keine röhrende Soundmaschine unter der Haube. Er weiß auch so zu überzeugen. Serienmäßige 18-Zoll Räder helfen ihm dabei.

Nach einem kurzen und recht feuchten Zwischenstopp am Atlantischen Ozean geht es direkt ins Hotel „The Oitavos“. Was nach Außen hin aussieht wie eine Entzugsklinik der Superreichen, entpuppt sich als 5-Sterne Luxus Golf Ressort direkt am Meer. Nice! Bei einer weiteren Präsentation wird anhand von haptischen Beispielen wie einem extra umgedrehten Cadillac CTS und einzelnen Bauteilen erklärt, was genau die Limousine nun so besonders macht. Abschließend gibt es im Golfclub noch ein leckeres Dinner inklusive schnellem Absacker-Bierchen. Der nächste Morgen soll wettermäßig vielversprechender werden, also schnell in die Heia.

Leichtbau für beeindruckende Fahrleistungen

Leichtbau für beeindruckende Fahrleistungen

Er will doch nur cruisen

Am nächsten Morgen begrüßt mich tatsächlich die Sonne. So soll es sein. Das Frühstück spare ich mir direkt, denn nun geht es daran, Fahrtaufnahmen zu schießen. Heute will ich mal ein bisschen genügsamer sein und schnappe mir einen weißen Cadillac CTS Performance, die im Grunde nicht minder luxuriöse Ausstattungslinie vor der Premium. Die Außenlackierung „White Diamond Tricoat“ hatte es mir angetan. Wie heißt es doch so schön? „Diamonds are a Girls best Friend“. Fotograf und Fahrpartner stehen glücklicherweise ebenfalls schon bereit, sodass es direkt losgehen kann. Direkt am Meer finden wir unsere erste Location auf ausgespültem Felsstrand. Dafür ist der knapp 5 Meter lange Detroiter nicht wirklich geeignet, liegt er doch zu tief auf der Straße. Trotzdem schaffen wir es ihn für tolle Bildchen zu positionieren und auch heil wieder auf die Straße zu bringen.

Der Rückweg in die Innenstadt führt direkt am Meer entlang und zeigt nochmals seine Wendigkeit, die mich trotz seines immer noch etwas massiv anmutenden Designs immer wieder fasziniert. Wenn auch sein Vierzylinder-Turbo nicht besonders viel Charme versprüht, macht der Amerikaner doch gute Laune und bringt die nötige Kraft auf die Hinterachse, die man für das entspannte Cruisen am Meer braucht. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Preislich fängt der Cadillac CTS bei einem Preis von 49.900 Euro an. Wer ein bisschen „mehr“ haben will muss natürlich tiefer in die Tasche greifen. Beim CTS Performance werden schon 55.150 Euronen fällig. Kann man machen!

Fazit:
Cadillac bedeutet Coolness und lässiges dahin gleiten. So muss es auch sein. Das gute Fahrwerk passt sich allen Straßenbegebenheiten perfekt an und auch das Design kann sich sehen lassen. Sportliche Eleganz kombiniert mit gediegenem Fahrspaß lassen den neuen Cadillac CTS zu einem attraktiven Kandidaten im Premium-Segment werden. Besonders für entspannte Fahrer, die einfach mal die etwas andere Limousine fahren und damit auffallen wollen. Immerhin sieht man den Detroiter nicht oft auf den Straßen.

Aber ob sich der edle Ami in die Herzen der Deutschen einschmeicheln wird, muss sich erst noch zeigen. Im letzten Jahr wurden leider weniger als 200 neue Cadillacs verkauft. Vielleicht hat er dieses Jahr mehr Glück und mehr Menschen in Deutschland sagen ihm „Howdy Partner“.

Weitere Impressionen:

Spezifikationen:

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Fotos: Simone Amores / Thorsten Weigl / Cadillac
Text: Simone Amores