Da! Schon wieder solch ein Möchtegern-Klugscheißer, der uns erzählen will, was das Beste für Porsche sei. Und dass sich Porsche mit dem Cayenne gewissermaßen prostituiert hat. Dass der Panamera eine unnötige Dekadenz-Protzerei sei. Und jetzt kommt auch noch dieser komische Macan.
Da! Schon wieder! Da wagt es einer tatsächlich, wieder den Meckermodus zu aktivieren. Und dann ist man gewillt zu sagen: Einfach mal die Fresse halten! Denn der Macan ist ein wirklich gutes Auto geworden, besonders in der kraftvollen Turbo-Variante.
Scheen geworden ist er, der kleine Bruder des Cayenne. Die klaren Linien und das herrlich schnörkellose Design des Macan schmeicheln dem Auge gleich auf den ersten Blick. Macht die Frontpartie noch manch einem interessierten Fußgänger zu schaffen, weil die Nähe zum Cayenne doch zu offensichtlich ist, hat das Heck dagegen eine intensive Alleinstellungszeichnung bekommen.
Das leicht nach hinten abfallende Heck und die breiten hinteren Kotflügel lassen den Macan sehr präsent und dennoch grazil wirken. 2.856,00 Euro Aufpreis kosten die mächtigen bei unserem Testwagen montierten Turbo-Design-Felgen, und sie sind jeden Penny wert. Ob die optionalen Sideblades aus Carbon sein müssen, entscheidet am Ende der Geschmack.
Innen erwartet uns feinstes Naturleder in Espresso-Braun. Was Porsche hier für einen Aufwand in Sachen Haptik betrieben hat, ist schon enorm. Nicht eine Sekunde hat man hier das Gefühl, dass sich dieses Auto die Plattform mit dem Audi Q5 teilt. Gegen die Wertigkeit des Macan stinkt der Ingolstädter hier aber einfach mal konsequent ab. Ebenso ein schönes Detail sind die deutlich tiefer einstellbaren Sitze. Sitzriesen werden sich über die gewonnene Kopffreiheit freuen.
Das Panoramadach kann man ebenso getrost empfehlen, wie das Burmester-High-End-Soundsystem für schlappe 3.570 Euro Aufpreis. Keine Angst, wir haben mittlerweile eh schon die 100.000-Euro-Grenze durchbrochen, die paar Extras mehr machen den Braten nun auch nicht fett. Also her mit der hervorragenden Luftfederung mit Niveauregulierung und Höhenverstellung inklusive Porsche Active Suspension Management.
Das Porsche Torque Vectoring Plus lässt uns dank variabler Antriebsmomentverteilung und elektronisch gesteuerter Hinterachsdifferentialsperre auch auf kurvigem Terrain nicht im Stich. Und der Tausender mehr für das Sport-Chrono-Paket, welches eine analoge und digitale Stoppuhr in der Mittelkonsole, einen besonders sportlichen Sport-Plus-Modus und Launch-Control beinhaltet, ist sowieso schon fest eingeplant. Das Spielchen mit der Aufpreisliste könnten wir endlos fortführen.
Wo wir gerade beim Launch-Control sind. Der 400 PS (294 kW) starke V6 bringt es dann mit Turboaufladung auf ein maximales Drehmoment von 550 Nm. Das genügt, um den zwei Tonnen schweren Macan in nur 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h schießen zu lassen. Der Topspeed wird mit 266 km/h angegeben, unser Turbo ließ sich zumindest laut Tacho sogar bis Tempo 280 überreden. Auch im Alltag überzeugt der Motor durch eine grandiose Laufruhe und eine sehr spontan ansprechende Gasannahme.
Die Lenkung hat etwas Spiel in der Mittellage, um den Langstreckenkomfort zu gewährleisten, ist aber sonst sehr präzise ausgerichtet. Den angegebenen Verbrauch von 9,2 Liter auf 100 Kilometer haben wir natürlich NICHT erreicht. Aber selbst unter nicht allzu effizienter Fahrweise kam der Macan nach knapp 2.000 Kilometern auf einen Verbrauch von 12 Litern. Das ist mehr als akzeptabel.
Jetzt fragt man sich, macht der Macan überhaupt Sinn? Oh ja, und zwar mehr als gedacht. Viele Cayenne-Besitzer aus dem Bekanntenkreis denken bereits intensiv über ein „Downgrade“ zum Macan nach. Der Grund ist schlicht und einfach die Größe. Parkhäuser und Garagen sind nicht unbedingt des Cayennes Liebling. Letzterer ist zudem mittlerweile designtechnisch an seine Grenzen gekommen, weswegen der Macan im direkten Vergleich deutlich frischer und moderner wirkt.
Am Strand von Sankt Peter-Ording wird dann auch mal der Flugmodus aktiviert. Elektronik ausgeschaltet, Sport plus und manuelle Schaltung aktiviert, mehr braucht es nicht. Erst hier wird einem bewusst, wie weit weg sich der Porsche Macan vom Audi Q5 entfernt hat. Im Gegensatz zum kurz zuvor getesteten Audi SQ5 TDI ist der Macan deutlich hecklastiger ausgelegt. Ein harter Gasstoß und der Macan lässt sich entspannt im Drift via Gasschub lenken. Und da war er dann doch: dieser Augenblick, der uns ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat.
Fazit: Ja, ok, dem Macan fehlt es ein wenig an dem Spirit, den 911er, Boxster und Cayman so souverän an den Mann/die Frau bringen. Die Emotionen beim Macan kochen hier eher auf mittlerer Flamme. Doch der Macan war nie als eine brutale Spaßschleuder angedacht, sondern als angenehmer Reisebegleiter für die ganze Familie. Und genau da setzen wir die Prognose, dass sich der Macan zum absoluten Bestseller in der Porsche-Modellreihe entwickeln wird.
Am Ende fragt man sich dann bei der ganzen Meckerei sogenannter Fanboys, was denn derjenige welche macht, der sich dieses Auto auch leisten kann? Der sitzt entspannt in „seinem“ Porsche und genießt das, was die Stuttgarter da vollbracht haben: ein wirklich feines Auto.
Credits
Text | Mario-Roman Lambrecht |
Fotos / Videos: | marioroman pictures |
Technische Daten 2014 Porsche Macan Turbo
Motor | V6 Turbo |
Hubraum | 3.604 cm³ |
Leistung | 294 kW (400 PS) bei 6.000 1/min |
maximales Drehmoment | 550 Nm bei 1.350 – 4.500 1/min |
Länge | 4.699 mm |
Breite | 1.923 mm |
Höhe | 1.624 mm |
Leergewicht (trocken) | 1.925 kg |
Radstand | 2.807 mm |
Antrieb | Allrad |
Getriebe | 7-Gang-Automatik-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) |
gefahrene Kilometer (10 Tage ) | 1.278 km |
Durschnittsverbrauch im Testzeitraum | 12,3 l/km |
0 auf 100 km/h | 4,8 s |
Treibstoffart | Super Plus |
Tankvolumen | 75 l |
Höchstgeschwindigkeit | 266 km/h |
Durchschnittsverbrauch | 9,2 – 8,9 l/100km |
Co2 Emissionen | 216 – 208 g/km |
Kofferraumvolumen | 500 l / 1.500 l |
Preis | Ab EUR 79.826,00 inkl. MwSt. |
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