Salome - Hamburger Staatsoper | Fanaticar Magazin

Salome – Hamburger Staatsoper | Fanaticar Magazin

Ich war noch nie ein Fan der Oper. Nein, ganz richtig ist das nicht, sie hat mich bis dato einfach nicht interessiert. Und doch war da immer eine kulturelle Lücke, die es zu schließen galt. Es juckte mich jedes Mal, wenn ich an der Hamburger Staatsoper vorbeifuhr. Irgendwie war ich angefixt, nachdem ich die ersten zwei Staffeln von Amazon’s „Mozart in the Jungle“ geradezu verschlungen hatte. Ebenso war ich damals im Kino fasziniert, als Inva Mula 1997 in Luc Bessons Sci-Fi Märchen „Das fünfte Element“ eine grandiose Interpretation von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ von sich gab. Dieser Song war einer der Gründe, mir den Soundtrack zu kaufen und das Lied rauf und runter zu hören.

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Und trotz meiner eingefleischten Hip-Hop-Ader kam ich auch in diesem Genre nicht an der Oper vorbei. Im gleichen Jahr erschien nämlich ein sehr interessantes Projekt mit dem Namen „The Rapsody – Overture“ auf den Markt, in der die zu dieser Zeit größten Hip-Hop-Künstler Eigeninterpretationen klassischer Songs von sich gaben. Die bekanntesten Werke dürften hier „Prince Igor“ mit Warren G und „Dear Mallika“ mit LL Cool J sein. Zwanzig Jahre ist das nun wieder her und ich hatte bis dahin immer noch keine Oper von innen gesehen. Also tat ich es – habe ich es bereut?

Salome - Hamburger Staatsoper | Fanaticar Magazin

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An diesem Abend wurde “Salome” von Richard Strauss, welches auf dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde aus dem Jahr 1981 beruht, aufgeführt. Die ersten klassischen Klänge gefielen, also ließ ich mich auf das Ganze ein. Der Vorhang ging auf, eine eindrucksvolle, dreidimensional gestaltete Bühne kam zum Vorschein. Doch als die Sänger den Mund aufmachten, machte es in meinem Kopf nur: Häh???

Ehrlich, ich habe nichts verstanden. Die hätten auch chinesisch singen können, ich hätte es nicht bemerkt. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie mein Kopf sich auf und ab bewegt. Nicht, weil auf einmal fette Hip-Hop-Beats gespielt werden, sondern weil über der Bühne die Dialoge auf einem Bildschirm gezeigt werden. Meine Ohren, so muss man es einfach sagen, sind einfach viel zu stumpf justiert, um akustisch Wörter zu erkennen. Ich erlebte mich, wie ich innerlich frohlockte, wenn ich dann doch mal ein, zwei Worte verstand.

Salome - Hamburger Staatsoper | Fanaticar Magazin

Salome – Hamburger Staatsoper | Fanaticar Magazin

Worum es geht? Ach, im Grunde genommen um eine verwöhnte Göre, die nicht das bekommt, was sie will. Und am Ende damit alle in Ungnade stürzt. Die Geschichte der Salome hätte man auch perfekt bei „Gossip Girl“ einbauen können, denn sie funktioniert auch in der neuen Zeit. Natürlich kann man in die Geschichte noch mehr reindeuten, aber hey, es war mein erstes Mal und ich habe mich auf der Hinfahrt noch über das neue Album von Sido gefreut. Noch Fragen?

Schlussendlich war es nicht so schlimm, wie erwartet. Besonders der „Tanz der sieben Schleier“ gefiel mir, weil dort primär die Musik des grandiosen Orchesters im Vordergrund stand. Und auch begriff ich schnell: Auf eine Oper muss man sich einlassen, sich vorbereiten. Erst dann kann sich der Zauber voll entfalten. Ich werde nicht das letzte Mal die Oper besucht haben, aber vielleicht fange ich erstmal mit klassischen Konzerten und Ballettvorführungen an, bevor ich mich wieder an die schwere Materie wage. Ein spannender Weg.

Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: Brinkhoff-Mögenburg, marioroman pictures