2018 Volkswagen Polo GTI - Fanaticar Magazin

2018 Volkswagen Polo GTI – Fanaticar Magazin

Manchmal meint es das Schicksal gut mit einem. So im Fall der Fahrzeugpräsentation des neuen Volkswagen Polo GTI auf Mallorca. Der Wettergott wütete nämlich in ganz Europa und ließ uns länger auf der Insel verweilen als geplant. Dadurch bedingt fielen viele Flüge aus, was uns eine längere Ausfahrt mit dem quierligen Wolfsburger verschaffte. Herraus kam eine gelungene Testfahrt die uns immer noch mit einem Grinsen belegt.

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Doch spulen wir nochmal zum Anfang zurück. Ankunft Palma de Mallorca, statt Schneeflocken wie in Hamburg empfangen uns hier das erste mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder Sonnenstrahlen. Einen kurzen Augenblick später sitzen wir schon in unserem Volkswagen Polo GTI – dem neusten Kläffer aus der GTI Garde.

Nicht weniger als 200 PS werden unter der Haube von einem Zweliter-Turbo-Vierzylinder generiert. Die lassen den frontgetriebenen Kompaktflitzer in gerade mal 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h nach vorne schießen. Dank MQB Basis, profitiert auch der Polo von vielen Features die Passat und Golf bieten. Von der Größe her ist der Polo GTI auch eher gefühlt im Golfzeitalter gelandet,

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Optik

Platz ist vorne ausreichend, im Fond genügend vorhanden. Beim Kofferraum kam der Polo schon bei unseren Gepäckstücken ins Schwitzen, jedoch sollte er für den urbanen Alltag bestens gerüstet sein, zumal sich die Rückbank im Fall der Fälle ja auch noch umklappen lässt.

Beim Design setzt Volkswagen auf typische sportliche Elemente die sich besonders in der Front bemerkbar machen. Hier kommt eine eigenständige Frontstoßstange zum Einsatz, eine rote Linie entlang des Wabengrills zieht sich optional durch die empfehlenswerten LED Scheinwerfer und machen unmissverständlich klar, dass hier der Chef Polo am Start ist.

Ja, der Karo-GTI Stoff Sitz ist für echte GTI-Fans absolute Pflicht, warum allerdings die alternative titanschwarze Ausstattung sich nicht mit meiner persönlichen Favoritenfarbe Limestone-Grey-Metallic kombinieren lässt verwundert. Auch sonst gibt sich Volkswagen bei der Farbauswahl eher nüchtern. Gerade mal fünf Farben stehen zur Verfügung: Das klassische Flash-Rot, Pure White, Reef-Blue Metallic, Deep Black Perleffekt und eben Limestone-Grey-Metallic.

In der Seitenlinie kommen ebenfalls 17- optional bis zu 18 Zoll große Leichtmetallfelgen im sportlichen Design zum Einsatz. Hinter den mächtigen Felgen schlummert eine bissige 16-Zoll-Bremsanlage, beim Heck jedoch geht die Dynamik leider etwas verloren. Zwar sollen der zweigeteilte Heckspoiler und der verchromte Doppelauspuff für eine sportlichere Optik sorgen aber irgendwie fehlt etwas um ihn visuell eindeutig vom regulären Polo abheben zu lassen. Da ist am Ende wohl doch noch der Wolfsburger-Understatement-Stift beim Grafiker zu dominant gewesen. Ein nachträglicher Besuch bei Veredlern wie ABT kann da sicher Abhilfe schaffen.

Erwähnenswert in der Aufpreisliste ist das Active-Info-Display (400 Euro) , die App-Connect mit Apple Car Play und Android Auto Unterstützung (225 Euro) und das 300 Watt Beats Soundsystem für 500 Euro. Die schon erwähnten Led-Scheinwerfer gibt es für 985 Euro, das unbedingt empfehlenswerte Sport Select Fahrwerk mit Sport Performance Kit kostet nochmals 290 Euro. Wer dann noch ein bissel hier und ein bissel da was in den Einkaufskorb steckt lässt den Basispreis von 23.950 Euro schnell in die Höhe schnellen. In unserem Fall lag der Endpreis bei knackigen 32.821 Euro.

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Fahrverhalten 

Es geht mit einem kleinen recht unspekatkulären Umweg in Richtung Rennstrecke. Die „Circuito Mallorca Rennarena“ ist vielen eher unbekannt ist aber eine spannende Rennstrecke, die auf 3200 Metern 8 Rechts und 5 Linkskurven untergebracht hat. Der anspruchsvolle Kurs ist offensichtlich konzipiert für leichte, gut ausbalancierte Fahrzeuge, da leistungsstarke Fahrzeuge auf dieser Strecke kaum die Gelegenheit bekommen auf der Geraden anzugreifen.

Rein vom Leistungsgewicht könnte der 1350 Kilogramm schwere 200 PS Fliter also durchaus punkten, wäre da nicht das Thema Frontantrieb, was uns ins Grübeln bringt. „Der macht richtig Spaß auf der Strecke“ entgegnet uns ein gut gelaunter Hans-Joachim Stuck, kurz bevor es losgeht. Der ist Legende, der muss es ja wissen. Und auch unser prominenter Vorfahrer Benjamin Leuchter versichert uns großen Spaß. Nun denn…

Und ja, schon in den ersten Einführungsrunden sind wir erstaunt über die gelungene Traktion und das direkte Einlenken des Polo GTI. Hierbei verweist Volkswagen stolz auf das elektronische Sperrdifferential XDS, welches erstaunlich sauber arbeitet und bei entsprechender Fahrweise kaum Leistungsverlust beim herausbeschleunigen offeriert. Dazu kommen die grandiosen Michelin Pilot Sport, die für gnadenlose Traktion sorgen.

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Und nun kommt der Nachteil: das XDS arbeitet nur im Sportmodus mit aktivierten ESC. Ist es deaktiviert, wirkt Polo schneller überfordert obwohl man immer das Gefühl hat, das ein wenig mehr ginge. Das wenig mehr wäre schnell durch ein echtes Sperrdifferential gelöst, welches man ähnlich wie beim GTI in einer Performance Variante anbieten könnte.

Dann allerdings, könnte der Polo dem großen Bruder wirklich gefährlich werden und ob das vom Konzern gewünscht ist wagen wir zu bezweifeln. Ähnlich verhält es sich beim BMW M2 zum M3, oder Cayman / Boxster zum 911 – die Urlegende darf nicht angegriffen werden. Aber ein wenig zwicken ist dem Polo GTI schon erlaubt.

Aber ganz ehrlich, wer schon wie erwähnt, sauber fährt und nicht das Messer zwischen den Zähnen hat, wird auch im regulären Sport Modus verdammt schnell unterwegs sein zumal das ESC dem Fahrer erstaunlich viel Freiheiten lässt. Hier und da ließ sich der Polo GTI sogar zu kleinen Power Slides bewegen ohne dass wir dabei großartig bevormundet wurden. Diese neue Art der Agilität ist ganz großes Kino und gebührt Applaus für die Programmierer des ESC: so frei durfte man selten Volkswagen fahren.

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Fürs Erste wird der Polo GTI nur mit dem serienmäßigen Doppelkupplungsgetriebe DSG angeboten. Hier gibt es keine Überraschungen, es schaltet schnell durch und lässt sich bei Bedarf auch manuell über die Schaltwippen bedienen. Allerdings verwehrt Volkswagen dem Fahrer den Drehzahlritt in den roten Bereich da der Polo trotz manuellem Modus selbstständig hochschaltet. Nicht schön, aber es folgt zum Glück ja eh noch ein manuelles Sechsschaltgetriebe, wo der Fahrer noch Fahrer sein darf.

Viele Viele Runden später begeben wir uns wieder auf den regulären Straßenasphalt von Mallorca. Es folgt geht recht unspektakulär über die Schnellstraße in Richtung …. nicht ohne einen kleinen Tipp mitzubekommen. Wir sollten auf die langweilige Tunneldurchfahrt in Richtung Port de Soller verzichten und stattdessen die Nebenstraße über den Berg nutzen. 

Schon der Blick auf das Navigationsdisplay entlockt den Grinsemodus in mir. Eine Haarnadelkurve nach der anderen – bergauf und bergab – da sagt man mit einem GTI nicht Nein. Erstaunlich wie bissig die Bremse auch nach längeren Strapazen nicht an Kraft verliert – das haben wir bei anderen Konzern-Fahrzeugen schon ganz anders erlebt. Kurz darauf erreichen wir unser wirklich sehr gemütliches Hotel ESPLÉNDIDO in Port de Soller. Mit einer geradezu hypnotisierenden Gleichmässigkeit branden hier die Wellen in der Bucht. Besser lässt es sich garnicht einschlafen.

Wie schon erwähnt machte uns der Wettergott ein Strich durch die Rechnung, was den Rückflug anging. Kein Problem. Ein Tag mehr um dem kleinen Floh auf dem Zahn zu fühlen und um die Insel besser kennenzulernen. Und ja, auch nach einer wilden Kurvenhatz über die wunderbaren Gebirgsabschnitte von Mallorca über verschiedene Asphaltierungen zeigt sich, dass die Wolfsburger hier grandiose Arbeit geleistet haben. Selten haben wir so ungerne die Schlüssel für einen Kompaktfahrzeug wieder abgegeben.

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Fazit

 Der neue Volkswagen Polo GTI ist ein rundum perfektes Alltagsauto geworden, welches in seinem Segment wieder die Referenz werden dürfte. Ja es gibt andere Kollegen, die mehr gifteln und eventuell auch flotter über den Rennasphalt fliegen können, jedoch hat Volkswagen es geschafft, den Polo GTI perfekt für alle Lebensituationen abzustimmen. Und so gerne wir auch über die Rennstrecke donnern, die meisten Polo GTI Käufer werden wohl bevorzugt die Autobahngerade nutzen um flott von A nach B zu kommen. Der Polo GTI ist ein Auto wie man es von Volkswagen erwartet, ein kompromissloser Perfektionist – ein echter Streber eben.

Fotos: marioroman pictures
Text: Mario-Roman Lambrecht