Ob der österreichische Schauspieler Erwin Neuwirth 1982 geahnt hat was auf Ihn und dem Wörthersee zukommt als er das GTI-Treffen ins Leben rief? Ursprünglich angedacht um sein Gastro-Geschäft vor Ort zu pushen entwickelte sich das anfangs mit gerade mal 100 Teilnehmern bestückte Festival über die Jahre zu einem der größten GTI Treffen der Welt.
Und so erlebte das Treffen alle Höhen und Tiefen sowohl mit als auch ohne Volkswagen Unterstützung. Seit 2006 ist das Unternehmen wieder als fester Initiator dabei, sorgt jedes Jahr für neue aufregende Studien und lässt Freunde der Autoveredlung auf die VW-Bühne rollen. Auch wir waren wieder beim 37. GTI-Wörtersee Treffen dabei.
Es ist Mittwoch- Ankunft in München. Der Weg geht direkt ins Parkhaus wo schon ein blauer GTI-Performance für mich bereit steht. 245 PS stark, vollgetankt und bereit für den Ritt nach Österreich. Denn mal ehrlich, wenn schon GTI-Treffen dann mit allem drum und dran. Und dazu gehört eben auch die knapp 400 Kilometer lange Anfahrt. Schon auf dem Hinweg erblicken wir immer wieder Fahrzeugkolonnen mit aufgeschönten Fahrzeugen, bevorzugt VW aber auch viele andere Marken, die teils in einer deutlich höheren Liga spielen.
Es ist nun mal so. Auch GTI Fans werden älter, deswegen verwundert es auch nicht, dass das ein oder andere GTI Schätzchen aus vergangen Tagen lieber auf dem Hänger mit einem komfortablen und bandscheibenschonenden SUV transportiert wird als das man sich den Trip nochmal auf eigene Achse antun möchte. Man kann auch nicht erwarten dass ein GTI Fan der alten Stunde auch beim 37. Mal nicht mal nach links und rechts schielt. Nur eine Marke wird man hier und auch auf diesem Treffen vergeblich im gepimpten Zustand sehen -Opel.
Mit unserem GTI der siebten Generation sind keinerlei Rückenschädigungen zu beanstanden, federt dieser doch dank seines adaptiven Fahrwerks im Comfort-Modus die meisten Unebenheiten lässig weg. Der Gran-Turismo Gedanke des Hot-Hatchbacks ist hier mehr denn je zu spüren auch wenn man nach wie vor beim Design eines 1er GTIs nach wie vor ins Schwärmen gerät- bis man sieht wie der Kollege die nächste Bodenwelle mit schmerzverzerrten Gesicht mitnimmt.
Knapp vier Stunden später erreichen wir das extra für uns eingerichtete GTI Camp- eine Art Glamping in Containern. So dürfen wir quasi hautnah erleben wie die Fans den Wörthersee erkunden, besonders zu später Stunde, wenn die Äuglein schon schwer wie Blei sind immer wieder ein Genuss wenn mal wieder ein Kollege seine Auspuffanlage demonstrieren mag. Aber hey…. das gehört halt dazu.
Am nächsten Tag lassen wir den GTI Performance stehen, und entscheiden und lieber direkt mit dem Boot nach Reifnitz zu fahren. Schon morgens ist hier die Hölle los. Von überall her schallt Musik und Auspuffanlagen wetteifern soundtechnisch um die Wette. Auf der Volkswagen-Bühne erblicken wir direkt die beiden VW Studien der Werkstudenten.
Zum einen als 411 PS starker “Golf GTI Next Level” zum anderen ein Golf Variant TGI GMotion der zwar nur 131 PS produziert dafür aber sauber mit Erdgas und traktionsgeladen mit Allrad vorprescht. Und auch sonst sehen wir hier jede Menge bekannte Gesichter. Rennfahrerlegende Hans-Joachim Stuck, Rekordfahrer Benjamin Leuchter, Sänger Andreas Gabalier, Moderatorin, Stuntfrau und Model Miriam Hoeller und viel viele mehr ließen sich in Reifnitz blicken.
Natürlich ließ es sich Volkswagen auch dieses Mal nicht wieder nehmen, einen ganz besonderen GTI zu präsentieren. Doch statt zum reinen schwärmen verurteilte Studien wie dem GTI Roadster Gran Turismo von 2014 oder den brutalen GTI W12-650 mit monströsen W12 aus dem Hause Bentley im Gepäck wurde dieses Mal der Nachfolger des Clubsport in Form des GTI TCR präsentiert.
In der Rennvariante bringt dieser 350 Pferde auf die Vorderachse und kommt mit gerade mal 1.285 Kilogramm inklusive Fahrer aus. Die zivile Variante, die Endes des Jahres die Homologation erhalten soll, kommt aber auch noch mehr als beachtliche 290 PS. Der sportliche Racer darf sich übrigens als schnellster Serien GTI aller Zeiten betiteln lassen denn erstmals lässt sich die 250 km/H Begrenzung über das optionale Performance Paket freischalten. Dann sind 264 km/h drin. Ein gelungner Abschluss der siebten GTI Baureihe. Ob sich Volkswagen zu noch einem weiteren Modell hinreißen lässt bleibt zu bezweifeln, schließlich kündigt sich schon die Generation 8 des Golf an.
Und trotz der großen Besucherdichte – im Schnitt kommen mittlerweile bis zu 200.000 Besucher zum GTI-Treffen – fällt auf, dass die richtigen Freaks, quasi die Maniacs- auf der Veranstaltung fehlen. Doch wer sich kundig macht, erfährt schnell den Grund dafür. Viele der hartgesottenen Tiefflieger treffen sich lieber eine Woche davor bei der Pyramidenkogel oder Faak um dem Kommerz zu entgehen und auch der immer strenger agierenden Polizei, die nicht mehr so gnädig die Augen zudrückt wir noch vor ein paar Jahren.
Ein weiterer Grund ist schlichtweg die Logistik. Die pure Automasse sorgte für eine Begrenzung auf maximal 5000 Teilnehmer pro Jahr um nicht den völligen Infarkt zu erleiden. Soll heißen, im Grunde genommen gibt es nun zwei Festivals, eines für die abgedrehten Maniacs und ein offizielles- und irgendwie haben beide ihre Daseinesberechtigung.
Doch es gab da noch einen besonderen Grund, dem GTI-Treffen am Wörthersee beizuwohnen. Nämlich die Möglichkeit, einmal den auf gerade mal 400 Exemplaren limitierten Clubsport S auf dem Zahn zu fühlen. Nehmen wir es mal ganz genau ist dieser GTI sogar einzigartig denn er ist das Vorserienmodell mit der Nummer 000. Und eben dieser sorgte erstmals für einen satten Rundenrekord auf der Nordschleife, gefahren von Benjamin Leuchter. Zwar war der Erfolg als schnellster Serien-Fronttriebler in der grünen nur von kurzer Dauer, es zeigt aber, dass man bei Volkswagen endlich Ernst machen wollte.
Und so durfte ich also eben dieses Rekordmodell fahren. Doch wo? Denn an diesen Tagen ist dank der vorbildlichen Polizeiüberwachung kein Platz für 290 emotionsgeladene Pferde. Wir entscheiden uns spontan nicht nur den Wörthersee sondern auch direkt das Land zu verlassen.
Im gechillten Komfortmodus zieht es uns in das gerade mal 50 Kilometer entfernte Slowenien wo uns nur ein kurzer Blick auf die Navigationskarte genügt um einige äußert vielversprechende Kurvenwindungen in den Bergen zu entdecken. Wir schalten von Komfort auf Bad Boy. Der Clubsport S beißt sich dank seines elektronisch mechanischen Sperrdifferentials und den Semi-Slicks geradezu in den Asphalt.
Jede noch so enge Kurve wird mit einer Lässigkeit genommen, die die meisten Fronttriebler zum heulen bringen würde. Und da der Clubssport S nunmal ein echter Sportler sein möchte darf auch der eine oder andere Schwenk mit dem Heck nicht fehlen. So ehrlich und kompromisslos durfte ich noch nie einen GTI bewegen.
Und so steige ich kurz danach mit einer kleinen Träne im Auge in den Polo GTI, der zwar auch ordentlich im Kurventänzeln ist, aber Papa Golf Clubssport S kann es nunmal alles ein wenig besser. Im nächsten Jahr werden wir den Trip hoffentlich mit dem TCR machen können.
Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures
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