Nun hat auch Volvo das Fieber mit den viertürigen Coupes erfasst. Pate dafür stand der Bestseller XC40, dessen hintere Dachlinie sich beim neuen C40 sanft nach unten schmiegt. Eine erste Testfahrt durch Hamburg und Umgebung durften wir uns da natürlich nicht entgehen lassen.   

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Der C40 ist der direkte Plattformbruder des XC40. Dementsprechend teilen sie sich so ziemlich die gleiche DNA. Einzig das abfallende Dach und die vordere Stoßstange differenzieren sich hier. Aber das reicht, um dem C40 einen eigenständigen Charakter zu geben. Am Ende gewinnt der persönliche Geschmack.   

2022 Volvo C40 Recharge Pure Electric | MarioRoman Pictures

Was zuvor eher ein Trend für extravagantes Auftreten war, macht bei Elektroautos wie dem C40 Sinn. Denn durch die abfallende Dachlinie verbessert sich die Aerodynamik deutlich, was den Verbrauch senkt und am Ende für mehr Reichweite sorgt. Rein vom Effizienz-Gedanken ist der C40 die bessere Wahl, büßt dafür aber auch 90 Liter an Kofferraumvolumen ein.   

Ansonsten ist der C40 direkt als Volvo auszumachen. Front und Hecklichter strahlen mit LED-Power. Die Rücklichtsignatur, übrigens sind diese sogar länger als beim XC90 , lässt keinen Zweifel an der schwedischen Zugehörigkeit.  Vorne gibt es dank intelligenter Pixel-LED-Technologie in der Nacht optimale Ausleuchtung, ohne den Verkehr dabei zu blenden. In den Radkästen kommen serienmäßig 19, optional 20-Zöller zum Einsatz.  

Beim Interieur trifft Gemütlichkeit auf lässigen, skandinavischen Minimalismus. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Genau richtig dosiert und im Gegensatz zum derzeitigen Trend noch mit einigen haptischen Druckknöpfen versehen. Durch das serienmäßige Panoramadach wird der Innenraum noch angenehmer. Ebenso gibt es ambiente Beleuchtung, Leder hingegen selbst optional nicht. Für den optimalen Klang sorgt in der Ultimate Variante das grandiose Harman/Kardon Soundsystem 

2022 Volvo C40 Recharge Pure Electric | MarioRoman Pictures

In der Mittelkonsole kommt ein Hochkant-Display mit Android Automotive zum Einsatz. Hier wird aber nur noch googleianisch gesprochen. Die Personalisierung mit eigener Gmail Adresse ist fix abgeschlossen, danach steht einem neben dem grandiosen Google Maps auch noch der Appstore zur Verfügung. Maps wird ebenso im hochauflösenden Cockpitdisplay optimal dargestellt.   

Diesen will Volvo kontinuierlich ausbauen, um ähnlich wie bei Tesla Möglichkeiten zu offenbaren, sich die Zeit beim Laden vergnüglich zu gestalten. Youtube soll in der Hinsicht nur der Anfang sein.  Der Preis für das benutzerfreundliche System ist der Verzicht auf weitere Integration von Android Auto und Apple Car Play. Aber wie schon bei Polestar vermisst man es nicht. Denn seien wir mal ehrlich: Wer nutzt Apple Karten?   

  • 2022 Volvo C40 Recharge Pure Electric | MarioRoman Pictures
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Leistung? Hat die Top-Variante Pure Electric Twin mehr als genug. Schon in Verbrennerohren klingen 408 PS/300 kW mehr als schmackhaft. In Elektrodimensionen bedeutet das auf Kickdownbefehl den sofortigen Punch ins Genick. Denn das Drehmoment von 660 Nm setzt elektotypisch sofort ein und dank Allrad genießt der Vortrieb VIP Status.  

Dementsprechend wenig Zeit verschwendet der 2,2 Tonnen schwere C40 Recharge Pure Electric beim 0 auf 100 km/h Sprint. Der ist in gerade 4,7 Sekunden pulverisiert. Beim 180 km/h kommt die elektrische Volvo-Reißleine zum Einsatz. Im Sommer 2022 folgen weitere Basis-Motorisierungen mit reinem Frontantrieb.   

Für die Kraftentfaltung verantwortlich zeichnet sich eine 78 kWh-Batterie, die an einem geeigneten Schnelllader in weniger als 40 Minuten auf 80 Prozent laden lässt. Maximal sind 150 kW drin. Ist nur AC verfügbar, geht es dank Dreiphasen-Onboard-Lader mit bis zu 11 kW voran. Mit der Steckdose geht es auch, will man aber nicht.  

2022 Volvo C40 Recharge Pure Electric | MarioRoman Pictures

Bei der Reichweite gibt sich Volvo mit einer Reichweite von bis zu 444 Kilometern selbstbewusst. Haben wir an dem Tag nicht ausprobiert, aber vom quasi baugleichen Brudi Polestar 2 wissen wir, dass er im Alltag locker über 300 Kilometer weit kommen kann. Vorausschauend gefahren kamen wir mit einer Ladung 340 Kilometer weit – was in etwa der Strecke Hamburg-Berlin entspricht. Wer also konsequent vergisst, dass man hier über 400 PS unter den Füßen hat, der dürfte unter optimalen Bedingungen mit einer 400+ Reichweite belohnt werden.  

Das fällt einem sichtlich schwer aufgrund der Dynamik, die der C40 Recharge Pure Electric an den Start legt. Denn nicht nur geradeaus macht der Schwede eine gute Figur, auch die eine oder andere kurvige Landstraße bügelt er so geschmeidig weg, dass man schon fast vergisst, wie viel Gewicht hier mitschwingt. Dennoch fühlt man sich im C40 Recharge Pure Electric eher als lässiger Cruiser, mit dem man gerne längere Strecken fährt. Das Fahrwerk ist dafür auch bestens ausgelegt.  

2022 Volvo C40 Recharge Pure Electric | MarioRoman Pictures

Volvo setzt im Gegensatz zum Volkswagen-Konzern auf One-Pedal Driving, eine der coolsten Errungenschaften in der Elektromobilität. Populär geworden mit dem BMW i3, wird dieses System immer häufiger eingesetzt. Im Grunde genommen lässt sich das Fahrzeug nur mit dem Gaspedal fahren. Wird der Druck vom Gaspedal genommen, geht das Fahrzeug in Rekuperation und bremst das Fahrzeug auf Bedarf bis zum Stillstand ab. Der beherzte Druck auf die Bremse entfällt so im Alltag fast komplett. Wirkt anfangs erstmal ungewohnt, möchte man danach nicht mehr missen. Wer sich damit nicht anfreunden möchte, kann das System aber auch abschalten und ganz Old School mit Gas und Bremse fahren.  

Natürlich profitiert der C40 auch von der neusten Technologie und verbesserten Sensoren. Die Fahrassistenten erledigen souverän ihren Job auf Level 2 Niveau. In der Stadt lernt man den Pilot Assist bei Stop and Go Verkehr schnell zu schätzen und auf der Autobahn gibt das System alles, um den Wagen so entspannt von A nach B zu bringen. Ab Richtgeschwindigkeitsüberschreitung, also über 130 km/h übergibt der C40 allerdings dem Fahrer die Verantwortung auf den Verkehr aufzupassen.   

2022 Volvo C40 Recharge Pure Electric | MarioRoman Pictures

Kritikpunkte sind auf den ersten Blick wenig zu finden. Der C40 präsentiert sich Volvo-typisch souverän und durchdacht. Der Blick nach hinten ist eingeschränkt und dem Design geschuldet. Ist nichts, dass man nicht schon vorher wüsste und durch die Armada an Kameras und Sensoren kompensiert werden könnte. Tatsächlich hat mich nur eins genervt und das war die Tatsache dass mir statt der Reichweite nur die Prozentzahl des Akkus angegeben wird. Noch sind wir nicht so weit, dass wir an jeder Ecke eine Ladesäule haben, dementsprechend möchte ich in Kilometern rechnen können. Bitte. Danke.  

Preislich geht es mit dem Single Motor bei 45.280 Euro los. Der von uns getestete Twin Motor kommt auf mindestens 54.080,00 Euro. Alle C40 sind schon in der Basis vollgestopft mit Premiumfeatures die durch die Ausstattungen Plus (4800 Euro) oder Ultimate (8550 Euro) nochmals aufgewertet werden.   

Als Alternative wird der schicke Schwede auch im Abo angeboten. Mit der Option werden quasi alle Kosten übernommen und das Fahrzeug kann auch in einem kleineren Zeitraum übernommen werden. Lohnt sich zum Beispiel für Saisonfahrer oder Menschen, die einfach erstmal probieren wollen, ob Elektromobilität überhaupt für ihr Fahrprofil taugt.   

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Fazit: Der Volvo C40 Recharge Pure Electric ist wie schon der baugleiche XC40 ein souveränes Fahrzeug geworden. Gerade die Top-Variante mit 408 PS sorgt für ungemein viel Fahrfreude und auch reichweitentechnisch ist man auf einem guten Niveau. Wer zugunsten der Übersicht auf modernes Coupe-Design setzen möchte, wird dafür noch mit einem Plus an Reichweitenkilometern belohnt.  Ein Kompromiss, den sich jeder selbst überlegen muss.  

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures