Der Bentley Flying Spur verkörpert die letzte Stufe des Wohlstands. Nun startet er in die vierte Generation. Mit einem kleinen Downgrade, aber mehr Leistung. Ein erster Fahrbericht.
Seit 2005 erfreut sich der Flying Spur in elitären Kreisen größter Beliebtheit. Ihn zu haben, ist eine Aussage und wird im Autoquartett maximal von einem Rolls-Royce übertrumpft. Dementsprechend behutsam pflegte man jede Modellgeneration. Evolution statt Revolution. Nie zu auftragend, nie zu anmaßend, immer mit der typischen britischen Note an Bond-Style.
Ein neuer Kühlergrill, Designelemente in Graphit, neue 22-Zoll-Räder, Anpassungen an Diffusor und Stoßfänger. Mehr muss auch nicht sein, denn der 5,32 Meter lange Flying Spur hat nach wie vor keine Alterserscheinungen. Front und Heck sind jeweils mit modernster LED-Pracht bestückt. Die Matrix-LED-Technologie sorgt immer und überall für beste Ausleuchtung. Der Kunde hat regulär die Auswahl aus 22 primären und elf sekundären Lackierungen sowie 101 Farbtönen im Innenraum. Wem das nicht genug ist, dürfte bei Mulliner sicherlich fündig werden. Vom Batur übernommen wurde das animierte Bentley-Logo beim Öffnen der Türen.
Auch der Innenraum wurde eher im Detail aufgewertet. Haptik und Komfort sind ohnehin schon auf höchsten Niveau, dazu kommt natürlich die neueste Technik und auf Wunsch feinster Sound aus dem Hause Naim. Schon serienmäßig gibt es mindestens 650 Watt auf die Ohren. Dazwischen agieren zwei Soundsysteme von Bang & Olufsen mit bis zu 18 Lautsprechern und 2.200 Watt. Ein Highlight ist nach wie vor das optionale Bentley Rotating Display, das bei Bedarf den 12,3-Zoll-Screen ausblendet und stattdessen drei analoge Anzeigen präsentiert. Ausgeschaltet gibt es eine reine Cockpitfläche.
Der wahre Grund für unsere freudige Einladung nach Phoenix steckt unter der Haube. Denn auch Bentley muss sich den immer strenger werdenden Regularien fügen und hat sich vom W12 verabschiedet. Doch keine Angst. Statt einem nach Erbarmen flehenden Vierzylinder gibts es hier einen doppelt aufgeladenen V8 mit vier Litern Hubraum als delikaten Ersatz. Es könnte wahrhaftig Schlimmeres geben.
Um dennoch den Punch des W12 zu gewährleisten, wurde zusätzlich noch ein Elektromotor verbaut, der den Vierliter-Bi-Turbo-V8 mit extra Schub versorgt. Die Systemgesamtleistung kommt somit auf, 782 PS. Stärker war kein Flying Spur zuvor. Ein Druck auf das Gaspedal, und der noble Brite schießt brabbelnd in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dass hier rund 2,7 Tonnen bewegt werden müssen, ist angesichts eines maximalen Drehmoments von 1000 Nm nicht anmerkbar.
Um so viel Druck unter Kontrolle zu halten, ist selbstverständlich ein Allradsystem verbaut, welches von einem 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe im Zaum gehalten wird. Nur beim Topspeed muss er die Segel streichen. Der neue kann „nur“ noch 285 km/h. Der erste Speed, der nicht die 300 km/h Schallmauer durchbricht. Oh Dear.
Es geht knapp 300 Meilen (ca. 483 km) über die lustvollen Straßen von Arizona. Bentley hat nicht ohne Grund die USA als Veranstaltungsort ausgesucht, denn genau hier erfreut sich der Flying Spur größter Beliebtheit, und das möchte man auch so beibehalten. Das elitäre Four Seasons in Scottsdale markiert den standesgemäßen Start unserer Tour, die uns bis nach Sedona führt.
Während wir die Wolkenkratzer vom „Valley of the Sun“ im Rückspiegel verschwinden sehen und die schier endlose Landschaft bestückt mit Kakteen und schroffen Bergen bewundern, verwöhnt uns das adaptive Fahrwerk im Komfortmodus mit weicher Federung. Das Zusammenspiel aus Elektromotor und V8 gelingt in absoluter Harmonie. Wird keine Dynamik verlangt, bemüht sich das System um Stillschweigen.
Je näher wir Sedona kommen, desto intensiver leuchten die roten Felsen in der Sonne – ein Anblick, der die Vorfreude steigert. Nicht nur wegen der Kulissen, sondern auch wegen der deutlich kurvigeren Straßen. Zeit, in den Sportmodus zu gehen. Nein, wir wollen nicht kaschieren, dass hier 2,7 Tonnen ums Eck ziehen. Doch mit welcher Geschwindigkeit er dazu in der Lage ist, das verlangt Respekt und Beifall an die Ingenieure. Auf dem Rückweg überlassen wir dem Flying Spur im Bentley-Modus die Wahl der Gangart. Und ganz ehrlich? Das löst er hervorragend.
Der Flying Spur dürfte wohl fast nie eine Steckdose sehen. Liegt zu einem daran, dass es nicht sexy wirkt und zum anderen, weil Bentley der Limousine trotz eines Grundpreises von über 250.000 EUR gerade mal einen 11 kW Ladeanschluss gegönnt hat. Sorry, aber why? Fast alle neuen PHEV kommen bereits mit DC-Schnellladevorrichtung. Einmal vollgeladen geht es rein elektrisch bei maximal 140 km/h bis zu 76 Kilometer weit. Alternativ kann der V8 via Knopfdruck den E-Motor während der Fahrt aufladen.
Fazit: Hat der Bentley Flying Spur Hybrid jetzt ein grünes Herz?
Hat der Bentley Flying Spur jetzt eine grüne Seele? Werden Klimaaktivisten jetzt klatschend Platz machen, weil ein E auf dem Kfz-Kennzeichen steht? Wahrscheinlicher ist eher, dass die Luxuslimousine maximal im klassischen British Racing Green an einem vorbeirauscht. Und sollte doch mal einer meckern, steckst du das Ding halt symbolisch an die Steckdose deiner Luxusvilla und rauscht mit deinem Privatjet in die Karibik. In so einem Auto „Nachhaltigkeit“ zu sehen, dürfte nicht mehr als ein müdes Lächeln hervorrufen. Doch das vergeht, wenn der V8 seine Kraft nach außen schreit. Dann ist nur noch freudiges Grinsen angesagt. Garantiert ohne grünes Gewissen. Lieben wir!
Technische Daten 2025 Bentley Flying Spur Speed
Technik | Details |
---|---|
Motor-Bauart | 4,0 Liter-V8-Twin-Turbo |
Getriebe | 8-Gang-DSG |
Hubraum | 3.996 |
Leistung Motor | 600 PS / 591 kW |
Maximales Drehmoment | 250 Nm / 1.500-4.000 U/min |
Elektrische Leistung | 190 PS (140 kW) |
Systemleistung | 782 PS (575 kW) |
Systemdrehmoment | 1.000 Nm |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 3,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 285 km/h |
Ladedauer 11 kW AC (0–100%) | 2:45 Stunden |
Elektrische Reichweite | 122–125 Kilometer |
Gewicht | 2.646 kg |
Zuladung | 569 kg |
Gepäckraumvolumen | 346 Liter |
Maße (L x B x H) | 5.316 × 2.220 × 1.474 mm |
Radstand | 3.194 mm |
Kraftstoffvolumen | ca. 80 Liter |
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
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