Man muss nicht der größte Fan von Mercedes-AMG sein, aber die C-Klasse Achtzylinder taten der Marke verkaufstechnisch gut. Auch der Cut von Sauger (C63 im Test)  auf kleineren V8 mit Turbo-Power schadete dem Ansehen nicht. Nun der radikale Schnitt, der manch einem Shisha-Freund die Tränen in die Augen treiben dürfte. Künftig fährt der C63 nur noch als halbe Portion mit vier Zylindern vor. Da parkt man dann doch lieber eine Straße weiter.

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Rein von den technischen Daten fährt der C63 S E-Performance in einer anderen Liga als sein Vorgänger. Maximal sind bis zu 680 PS (500 kW) an Gesamtsystemleistung drin. Auch der maximale Druck von 1.020 Nm ist mehr als beachtenswert. Dafür verantwortlich ist eine Kombination aus Zweiliter-E-Turbo mit 476 PS / 350 kW und 204 PS/150 kW Elektromotor.

2022 Mercedes-AMG C 63 S E Performance | Fanaticar Magazin

Aber wer glaubt der neue C AMG wäre jetzt dank Vierzylinder wenigstens leichter und somit quer dynamisch, halbwegs auf Augenhöhe mit BMW, der darf sich direkt von den 2,1 Tonnen Lebendgewicht eines anderen belehren lassen. Immerhin schießt der Schwabe in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und wird in der Limousinen-Variante erst bei 280 km/h wieder gebändigt. Mercedes rechtfertigt das, wie so oft in letzter Zeit, mit modernster Formel 1 Technologie direkt für die Straße. Bla..

Das Polestar mit dem 1 bereits 2019, also vor drei Jahren, ein ähnliches Konzept mit ähnlichen Leistungswerten, aber mehr elektrischer Reichweite aufgestellt hat, erwähnen wir einfach nur mal nebenbei. Hier traf edles Design auf Experimentierfreudigkeit.  Bei Mercedes fühlt man sich gerade wie bei Apple – die Innovation fehlt. Und nun auch die Zylinder. Aber das Marketing wird das bestimmt wieder ausbügeln.

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Wer jetzt denkt, der C63 S E-Performance wäre wenigstens sparsam, wird auch hier hinter das Licht geführt. Mercedes-AMG gibt hier einen Verbrauch von 6,9 auf 100 Kilometer an, der im Alltag wohl eher zu den modernen Märchen zählen dürfte. Die rein elektrische Reichweite beschränkt sich auf 13 Kilometer. Wahrscheinlich hätte Mercedes gerne mehr gehabt, um Nachhaltigkeit zu demonstrieren, aber dann hätte man auch das fette Zusatzgewicht erklären müssen.

Und wenn das schon nicht genug ist, genügt ein Blick in die Mittelkonsole des neuen Chef-C .  Zwar ist hier alles natürlich tadellos verarbeitet, aber allein schon der Zwang, nur noch auf einem uncharmant platzierten Monitor seine Fettfinger hin und her zu swipen, macht das Premiumerlebnis schon direkt zunichte. Jaja es geht natürlich auch per Sprachkontrolle. Will aber keiner. Ein Hersteller, der neben Volvo für höchste Sicherheit steht, sollte eigentlich wissen, wie ablenkend ein solches System während der Fahrt ist.

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Fazit: Der Mercedes-AMG C63 S E-Performance mag technisch wie schon der One ein wirklich interessantes Fahrzeug sein, aber, ob das doch recht spezielle Kundenklientel Lust hat, mit so einer halben Portion rumzufahren, dürfte sich erst in naher Zukunft rausstellen. Schließlich hat AMG alles dafür getan, die Marke zu einem echten Macho-Brand werden zu lassen.

Vielleicht lohnt es sich aber dann doch lieber auf die EQC Limousine zu warten, die garantiert auch eine AMG-Version innehat. Lieber lautlos mit Karacho als halbstark dahinzusiechen. Nein, so einen Abschied hat der V8 garantiert nicht verdient. Wie man es richtig macht, zeigt Ford. Die haben den Mustang auch in der neuen, siebten Generation noch nicht aufgegeben. Und wenn dort eine 5.0 die Seite ziert, dann um tatsächlich den Hubraum nach außen zu zelebrieren. Und da ist der neue AMG Benz gerade mal ein C2.0. Ein echtes Trauerspiel… 

Fanaticar Magazin | Fotos: Mercedes-Benz