Der Nissan Ariya Evolve+ ist nicht nur ein praktisches Elektrofahrzeug mit Langstreckenqualität, sondern auch ein Kraftpaket. Diejenigen, die bisher nach mehr Kraft dürsteten, werden mit der 394 PS starken Evolve+ Variante verwöhnt.
Bei der Optik bewahrt der Ariya seine elegante Coupe-Form, bleibt nahezu unangetastet. Die 20-Zoll-Pneus, hier nun serienmäßig, haben eine herausfordernde Aufgabe zu bewältigen: Sie müssen ein blitzschnell reagierendes Drehmoment von 600 Nm meistern. Zum Glück geschieht dies über ein intelligentes Allrad-System, das diesen Schub in einen respektablen Sprint von 0 auf 100 km/h in gerade mal 5,1 Sekunden umwandelt. Die Reise endet erst bei 200 km/h – nicht aus Mangel an Kraft, sondern weil Nissan es so bestimmt hat. Auch das Interieur erfreut mit einigen edlen Anpassungen wie Alcantara, ohne dabei für Überraschungen zu sorgen. Nissan scheint mit seinem „Baby“ mehr als zufrieden zu sein – und das zu Recht.
In der Tat ist es erfrischend, dass Nissan nicht dem Drang folgt, aus einem über zwei Tonnen schweren SUV unbedingt einen Sportwagen zu machen, wie es primär europäische Hersteller tun. Die Mehrheit, die einen Ariya dynamisch um die Ecken lenken würde, dürfte sich außerhalb des testenden Journalisten-Kreises bewegen. Entsprechend verzichtet Nissan auf übermäßig sportliche Sitze und lässt das Fahrwerk komfortabel über den Asphalt gleiten. Wer zwischen den Modi Snow, ECO, Normal und Sport wechselt, bemerkt eine deutliche Differenzierung.
Der für den Alltag vollkommen ausreichende ECO Modus ermöglicht Verbräuche weit unter der 20 kW/h-Marke. Normal reagiert schneller aufs Gas, und im Sport Modus wird das Gaspedal noch giftiger, was die 5,1 Sekunden Sprints erst ermöglicht. Wer bereits das Vergnügen mit der 306 PS-Variante hatte, wird bei der Beschleunigung kaum Unterschiede feststellen, da hier jeweils 600 Nm anliegen. Doch der Evolve+ zeigt sich noch ausdauernder und hält die Leistung länger oben, was sich besonders bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar macht.
Nissan bietet den Ariya standardmäßig mit Frontantrieb an, was keine optimale Lösung zu sein scheint, da das gesamte elektrische Drehmoment sich sofort auf der traktionsärmsten Achse verteilt. Bei unserer Testfahrt am malerischen Tegernsee machte sich dies deutlich bemerkbar. Während der Fronttriebler in Kurven mehr nach Contenance verlangte, entlastete das intelligente Allrad-System die Vorderachse bei dynamischer Kurvenfahrt, zugunsten einer besseren Fahrdynamik. Trotz des Mehrgewichts fühlte sich der Ariya erstaunlich leichtfüßig an. Letztlich ist es natürlich eine Frage des eigenen Fahrprofils und natürlich auch des Budgets.
Natürlich gibt es auch Bereiche, die verbessert werden könnten. So wirkt die Grafik des internen Navigationssystems veraltet und könnte einen Refresh vertragen. Auch die Ladeleistung von nur 130 kWh scheint in dieser Preisklasse nicht gerade bahnbrechend zu sein. Im Gegensatz dazu überzeugt der Ariya beim AC-Laden mit einer starken Performance von 22 kW. Die Reichweite gibt Nissan mit 498 Kilometern an. Die Realität dürfte hier aber wie so häufig Einspruch einlegen.
Doch die Japaner sind bekannt dafür, ihre Fahrzeuge auch zwischen den Modellpflegen stetig zu optimieren. Lassen wir uns also überraschen. Keine Überraschung mehr ist, dass der Evolve+ nicht die Speerspitze des Ariya darstellt. Denn Nissan hat kürzlich eine 435 PS starke Nismo-Variante vorgestellt. Ob diese auch nach Europa kommt, bleibt abzuwarten.
Fazit: Der Nissan Ariya Evolve+ ist eine Ode an die Kunst der modernen Mobilität – ein vernünftiges Auto mit schicker Zeichnung und einer Leistung, die beeindruckt. Mit einem Preis von 65.490 Euro für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse und Vollausstattung ist der Preis zwar stattlich, aber gerechtfertigt.
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
