Mit dem Volvo V90 haben die Schweden wieder einmal gezeigt, dass sie ihre Kunden verstehen. Wir durften den Edel-Kombi in der T8 Top-Variante fahren.
Aus einem bestimmten Grund haben viele Hersteller heute ein wenig den Faden verloren, was Alltagsautos angeht. Das Design muss auf Zwang modern aussehen, oft auf Kosten der Übersicht. Und natürlich muss zumindest die Top-Variante in unter 8 Minuten, ach besser unter 7 Minuten auf der Nordschleife bestehen. Nicht so Volvo, die konzentrieren sich als Erstes auf Alltagstauglichkeit, Langstreckentauglichkeit und Sicherheit. Das schicke Skandinavien-Design ist nur die nette Beilage.
Ja der Volvo V90 ist ein echtes Sahnestück von einem Kombi, der sich fast 5 Meter in die Länge streckt. Und davon scheint jeder Zentimeter akribisch genutzt worden zu sein. Denn sowohl Bein- als auch Kopffreiheit ist auf allen Plätzen garantiert. Das ist unter anderem dem Radstand von 2,94 Metern zu verdanken. Und wie es sich für einen Volvo Kombi gehört, schluckt dieser schon regulär 488 Liter, was den meisten Familien für einen Abenteuertrip genügen sollte. Die Scheinwerfer imitieren Thors Hammer und strahlen in der modernsten LED-Pracht ebenso wie die typischen hochgezogenen Rücklichter am Heck. In der Radkästen arbeiten in unserem Fall edle 20-Zoll-Pneus.
Die Verarbeitung ist absolut auf Premiumniveau. Perfekte Spaltmaße außen, hochwertige Materialmix innen. Das Infotainment System hört auf Google, das Soundsystem hingegen auf Bowers & Wilkins (3.060 EUR). Und auch wenn wir für die Zukunft schlimmes befürchten, hier gibt es noch haptische Tasten und Regler. Dank des Panoramaschiebedachs im Volvo V90 gibt es viel Lichteinfall auf das zurückhaltende, elegante Design. Der Aufpreis von 1.800 EUR für die exzellenten Tailored Wool Sportsitze scheint gerechtfertigt. Dazu gib es noch einen schicken transparenten Schalthebel aus Kristallglas. Und ja, Volvo gehört einer chinesischen Mutterfirma. Die Qualität ist aber absolut auf europäischem Premiumniveau. Volvo bietet den V90 in Varianten Essential, Core, Plus und Ultra an.
Unter der Haube des T8 musiziert ein meist ruhiger, aber im Sprint angenehm knurriger Zweiliter-Turbo mit 310 PS/228 kW im Duett mit einem 145 PS/107 kW Elektromotor. Dabei sind die jeweiligen Aufgaben sauber verteilt. Der Verbrenner kümmert sich um die Vorderachse, während der Elektromotor für die Hinterachse zuständig ist. Regulär verständigen sie sich auf absolute Effizienz, doch im Team gibt es mit einer Systemgesamtleistung von 455 Pferden ordentlich Tacheles auf die Pneus. Und wo wir schon bei Pferden sind. Die semielektrische Anhängerkupplung (1.110 EUR) schleppt bei Bedarf bis zu 2,1 Tonnen hinter sich her.
Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in 4,8 Sekunden Geschichte. Alternativ ist auch eine T6 Variante mit 350 PS Systemgesamtleistung verfügbar. Die ist in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Beide Varianten werden leider bei der freiwilligen Begrenzung von 180 km/h abgeriegelt. Doch warum eigentlich leider? Das ist ein Volvo und kein Porsche. Wer einen rasenden Kombi möchte, sollte sich in Ingolstadt umschauen. Noch entspannter wird es mit dem One Pedal Drive. Wer noch ein paar Euro über hat, gönnt sich zudem das adaptive Luftfahrwerk auf der Hinterachse für 2.190 EUR.
Der Volvo V90 T8 versteht sich als Plug-in-Hybrid und wer die volle Effizienz nutzen möchte, steckt in regelmäßig an die Steckdose anstatt ihn über den Motor aufzuladen. Schön wäre es gewesen, ihm die Möglichkeit wie beim Polestar 1 zu geben, über einen CCS Anschluss laden zu können, aber an einer entsprechenden Ladesäule gibt es nach rund 3 Stunden die volle Ladung. Dank einer Reichweite von rund 87 Kilometern lässt sich der T8 Recharge in den meisten alltäglichen Fällen rein elektrisch bewegen und der Verbrauch von 0,8 Liter ist im realistischen Rahmen.
Der Verbrauch bei entladener Batterie summiert sich auf der Langstrecke auf 6,6 Liter, was sich auf der Langstrecke auch in etwa mit der Realität gedeckt hat. Denn auch wenn die Batterie entladen ist, arbeitet sie in dem Fall als klassischer Voll-Hybrid, nutzt Bremsenergie für die Regeneration und unterstützt den Verbrenner bei jeglicher Möglichkeit weiter zu sparen. Wer aber immer fleißig über Nacht lädt, kommt wie in unserem Fall auf über 1000 Kilometer Reichweite. Auf der Langstrecke sind immer noch 650 bis 700 Kilometer drin. Es kommt wie so oft auf den Fahrer und dessen Voraussetzungen an.
Der Volvo V90 ist ab 68.990 EUR erhältlich. Unser Testwagen kommt in der Ausstattung Recharge T8 Ultimate Dark ab 83.600 EUR. Die Sonderausstattung inkludiert, kommen wir auf 94.640 EUR. Kein Schnäppchen, aber vergleichbare deutsche Konkurrenten durchbrechen in dieser Relation locker die 100k Marke.
Fazit: Der Volvo V90 T8 Recharge ist ein echtes Schmuckstück, dass sich keine Allüren gibt. Ein klares Design trifft auf absolute Alltagstauglichkeit. Alles ist ausgewogen, der V90 ist auf alles vorbereitet, möchte aber genau genommen nur eins, seine Insassen sicher von A nach B kommen. Und das erledigt er mit Bravour.
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
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