55 Jahre wurde der Jaguar E-Type in diesem Jahr. Eine große Ehre wurde mir zuteil, als ich zusammen mit Axel Busse Ende August zweieinhalb Tage mit einem E-Type Roadster der ersten Serie und aus dem ersten Baujahr 1961 auf der Hamburg-Berlin Klassik unterwegs sein durfte. Ausschließlich offen versteht sich, schließlich lagen die Temperaturen bei gut 30 Grad.
Los ging es an der Fischmarkt-Halle im Hamburger Hafen. 180 Fahrzeuge standen in Reih und Glied auf dem Parkplatz und warteten sehnsüchtig wie ihre Besatzungen auf den pünktlichen Start des ersten Teilnehmers.
Das Team Jaguar Land Rover Deutschland komplettierten Pressesprecher Mayk Wienkötter und Auto Bild Allrad Chefredakteur Bernhard Weinbacher auf einem Range Rover der Serie 1, Dag Rogge und Tochter Liesa auf einem Jaguar XK 150 sowie Lothar Zimmer und Peter Wünsch auf einem Land Rover Defender der ersten Serie.
Axel Busse und meine Person waren mit der Startnummer 133 relativ weit hinten positioniert. Vorbei an St. Pauli und der Hafenstadt führte uns der Weg zu einer der 20 Sonderprüfungen. Wobei es tatsächlich nur 19 waren, da eine am letzten Tag gestrichen wurde.
Sonderprüfungen auf solch gearteten Veranstaltungen sind Gleichmäßigkeitsprüfungen, auf denen eine gewisse Distanz in einer vorbestimmten Zeit absolviert werden muss. Beispielsweise 100 Meter in 12 Sekunden. Gemessen entweder mit Lichtschranke oder einem Schlauch. Mag sich das noch einfach anhören, sind die ineinander verschachtelten deutlich anspruchsvoller.
Eine Strecke von rund 5 km ist in verschiedene Sektoren aufgeteilt, die entsprechend der Vorgabe erreicht werden sollten. Wir als Nichtprofis und untrainierte Laien taten uns damit erwartungsgemäß schwer. Es zählte für uns eindeutig der olympische Gedanke, Dabeisein ist alles.
Dieses Dabeisein wurde zum einen durch die Fahrt in dem perfekt restaurierten Jaguar E-Type und zum anderen durch die traumhaft-verwunschenen Landschaften im Norden Deutschlands versüßt. Dichte Wälder im Müritz Nationalpark, tolle Seenlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern, verschlafene Ortschaften und zwei Übernachtungen am Fleesensee, dem Ausgangspunkt für den Freitag und den Samstag.
Wir passierten unter anderem Troja, Benzin, Rom und Sorglos. Ja, es sind kleine Ortschaften, wie auch Ankershagen, in dem wir am Heinrich-Schliemann-Museum an einer Zeitkontrolle einen kurzen Stop einlegten. Natürlich mit dem trojanischen Pferd im Vorgarten des ehemaligen Wohnhauses der Eltern des weltberühmten Archäologen und Troja-Ausgräbers.
Nach dem ereignisreichen Freitag fuhren wir am Samstag Richtung Süden über Potsdam nach Berlin. In Potsdam erwartete uns kurz vor der Überfahrt der Glienecker Brücke ein besonderer Schaulauf durch einen Oldtimer-Markt.
Waren quer durch die Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburg und Schleswig-Holstein noch viele Menschen an den Straßen gestanden, um die beeindruckende Kolonne der gut 180 Fahrzeuge ausgiebig zu feiern, interessierte sich in Berlin gar niemand für die wunderschönen Schätzchen. Einzig am Axel-Springer-Haus, dem Ziel der perfekt organisierten Hamburg Berlin Klassik waren wieder Zuschauer zu sehen.
Der Jaguar E-Type
Die pure Eleganz gepaart mit einer dynamischen Sportlichkeit unterliegt bis heute einer unglaublichen Faszination. Im März 1961 erlebten beide Karosserievarianten, das Coupé wie der Roadster auf dem Genfer Autosalon ihre Weltpremiere. Gerade einmal zwei Modelle waren vor Ort. Eines am Stand von Jaguar, eines um die Journaille bei einer Demonstrationsfahrt auf einer abgesperrten Bergstrecke zu begeistern.
Die Anekdote, die sich aus dieser Konstellation entwickelte ist bis heute unglaublich. Jaguar Firmengründer Sir William Lyons orderte aufgrund des großen Andrangs bei der Mitfahrgelegenheit ein drittes Exemplar aus England. So sprang Cheftester Norman Dewis am Abend um 19.45 Uhr in einen E-Type und fuhr vom Firmensitz Browns Lane in Coventry los, um die 22-Uhr-Fähre in Dover zu erreichen.
Der heute 90-jährige Dewis erinnert sich mit einem Schmunzeln an den Höllenritt durch das nebelverhangene Frankreich. “Um kurz vor 10 Uhr morgens erreichte ich Genf, 20 Minuten vor der vereinbarten Zeit. Als ich mich todmüde von der langen Fahrt ins Bett legen wollte, wurde ich enttäuscht. Die Journalisten standen Schlange und ich musste bis zum frühen Abend Testfahrten absolvieren.“
Unser Jaguar E-Type Roadster der ersten Serie wurde mit einem 3,8-Liter-Sechszylinder und einer Leistung von 256 PS ausgeliefert. Mit diesem Package war diese Baureihe im wahrsten Sinne des Wortes die heißeste der Sechszylinder. 240 km/h schnell konnte der Nachfolger mit dem 4,2-Liter und der gleichen PS-Zahl dies nicht toppen.
Der Zwölfzylinder der Serie 3 ist nach Angaben von Norman Dewis der beste E-Type überhaupt. “Zivilisierter und komfortabler als die frühen Sechszylinder”, schwärmt er noch heute von der heißen Katze.
Mit einem Marktwert von rund 145.000 Euro setzt sich “unser” Serie 1 E-Type Roadster jedoch wieder an die Spitze. Wir waren extrem begeistert von dem Kätzchen, mussten es nach knapp 3 Tagen jedoch wieder an Jaguar Land Rover Deutschland zurückgeben. Vielleicht dürfen wir ja eines Tages wieder darin Platz nehmen. Es wäre den Einsatz in jedem Fall wert. (ds)
Technische Daten: Jaguar E-Type
Motor: 6-Zylinder-Benziner
Getriebe: Fünfgang-Schaltung
Hubraum: 3.781 ccm
Leistung in kW/PS: 195 kW (256 PS)
Max. Drehmoment: 353 Nm bei 4.000 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.454/1.657/1.222 in mm
Leergewicht: 1.270 kg
Bereifung: 6.40 x 15 RS.5
Beschleunigung: 7,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Tankinhalt: 66 l
Kraftstoffverbrauch kombinierter Verkehr: 15 l auf 100 km
Preis: 26.000 DM (1961)
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