Zugegeben, wir hegen eine offene Leidenschaft für den Jaguar F-Type. Trotz aller gebotenen Objektivität dürfen Autojournalisten ihre Lieblinge haben. Auch diese haben ihre Schwächen, die natürlich auch benannt werden. Beim F-Type fallen nur ganz wenige bis gar keine ins Gewicht. Das viel zu kleine Kofferabteil des Cabriolets vielleicht. Schwamm drüber, wer mehr Platz braucht greift einfach zum Coupé. Ein solches bewegten wir neulich in der Eifel. In der neuesten Ausführung SVR, 423 kW (575 PS) stark.
Form und Funktion
Das Coupé hat eine weit aufschwingende Heckklappe, die ein Kofferraumvolumen von 408 Litern offenbart. Papperlapapp. Wen interessieren solch profane Dinge, wenn es um einen so dramatisch perfekt geformten Sportwagen geht. In bester Tradition gefertigt, lange Haube, drunter ein V8, zwei Sitze in einem aufgeräumten Cockpit, kurzes Heck mit einem Abschluss, der zum schwelgen einlädt.
Wuchtige hintere Kotflügel betonen die sportive Ausrichtung des F-Type ebenso wie die von dem neuen Geschäftsbereich Special Vehicles Operations (SVO) geschaffenen Veränderungen am F-Type SVR. Dazu gehören unter anderem größere Lufteinlässe an der Frontschürze, speziell gestaltete Lüftungsschlitze auf der Motorhaube, ein modifizierter Ladeluftkühler sowie ein um 16 kg leichterer Abgasstrang aus einer Titan-Inconel-Legierung. Dieser wurde benötigt, um den Diffusor strömungsgünstig montieren zu können.
Das Interieur des F-Type SVR wurde nahezu unverändert gelassen. Einige Details weisen dennoch auf die exklusive Herkunft hin. Dies sind beispielsweise die perfekten Halt gebenden Performance Sportsitze mit gestepptem Rautenmuster und SVR-Logo in den Kopfstützen.
Wie in allen Jaguar-Modellen haben auch in den 16 F-Type Varianten die Infotaimentsysteme InControl Touch oder optional InControl Touch Plus Einzug gehalten. Bedienbar über den acht Zoll großen Touchscreen sind die Briten in Bezug auf Konnektivität auf der Höhe der Zeit angekommen.
Fahrverhalten
Angelehnt an den Jaguar F-Type Project 7, leistet der per Kompressor geladene V8 des F-Type SVR 575 PS und damit 25 mehr, als der als nicht gerade schwach bekannte F-Type R. Der Voll-Alu-Motor stemmt damit 700 anstatt 680 Nm auf die beiden Antriebsachsen. Geschaltet per Achtgang-Automatik bewältigt der SVR den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h in 3,7 Sekunden. Immerhin um 0,4 Sekunden schneller als der R.
Für das Coupé gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h, das Cabriolet muss sich mit 314 km/h begnügen. Infernalisch der Sound, selbst bei ausgeschalteter Klappensteuerung. Der F-Type SVR ist ein extrem starker Typ und lässt dies auch hören. Gut so bei all der weichgespülten und synthetischen Konkurrenz.
Die Ausfahrt begann auf der Döttinger Höhe, den Fans des Nürburgrings in zweierlei Hinsicht bekannt. Zum einen als den schnellsten Streckenabschnitt der Nordschleife, zum anderen als Zufahrtsstraße hoch zum Ring. An diesem vorbei schlängelten wir uns hinunter nach Adenau. Am tiefsten Punkt des Nürburgrings angekommen, ging es rechts hoch Richtung Hohe Acht, der höchsten Erhebung in der Eifel.
Die engen und kurvenreichen Nebenstraßen forderten den allradgetriebenen F-Type SVR nicht einmal ansatzweise heraus. Die dicken Walzen, vorne 265er, hinten 305er, jeweils 20 Zoll groß, klebten auf den Eifelstraßen und der Vortrieb wurde nur durch die Straßenverkehrsordnung eingebremst.
Mit dem Dynamic-Modus wird die Fahrt von Mayen hoch zum Ring nochmals verschärfter. Nach der Ortsausfahrt in Richtung Kaserne mal kurz hochgedreht und das Bollern aus den vier Rohren genossen. In der Wahrnehmung viel zu kurz, schließlich donnert der F-Type SVR in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Noch zweimal wildes Serpentinen-Geschlängel in Richtung Nürburg, verbunden mit einem perfekten Fotoshooting durch Gudrun Muschalla aus München. Rauf, runter, rein in die Spitzkehren, raus aus den Kurven, ein brazzelnder V8, ne coole Karre in orange. Herz, was willst Du mehr?
Ausstattung
138.400 Euro für das Coupé, 145.400 Euro für das Cabriolet klingt nicht nach einem Schnäppchen. Im Vergleich zu ähnlich starken Sportwagen ist die Offerte der Briten jedoch als günstig anzusehen. Es steckt serienmäßig einiges unter der Haube, wie unter anderem das adaptiv zu regelnde Fahrwerk, die Hochleistungsbremsanlage – Karbon kann man sich für den normalen Straßeneinsatz getrost sparen – sowie der automatisch ausfahrende Heckspoiler aus Karbon.
Bi-Xenon-Scheinwerfer gehören ebenso zum Serienumfang wie auch die LED-Heckleuchten. Hauptscheinwerfer aus LED sucht man dagegen erfolglos im Zubehörkatalog des Jaguar F-Type. Bequem und perfekten Seitenhalt gebend sind die mit Leder bezogenen Performance-Sitze des F-Type SVR. 14-fach verstellbar, natürlich elektrisch.
Fazit
Der Krone ein Krönchen setzen. Erschien uns der F-Type R bereits als Burner der Sportwagen-Riege, setzt der SVR noch eins drauf. Die Miezen sind auf der Jagd und haben das Zeug dazu, den etablierten Mitbewerbern den einen oder anderen neuen Fan abzuluchsen. Schließlich vereinen die stärksten F-Type, egal ob offen oder geschlossen, eine Vielzahl herausragender Eigenschaften. (ds)
Technische Daten: Jaguar F-Type SVR Coupé
Motor: 8-Zylinder-Benziner
Getriebe: Achtgang-Automatik
Hubraum: 5.000 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 423 kW (575 PS)/ 6.500
Max. Drehmoment: 700 Nm bei 3.500 – 5.000 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.475/1.923/1.311 in mm
Radstand: 2.622 in mm
Leergewicht: 1.705 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.150 kg
Kofferrauminhalt: 407 l
Bereifung: 265/35 ZR 20 vorne, 305/30 ZR20 hinten
Felgen: 9 x 20? vorne, 11 x 20? hinten Leichtmetall
Beschleunigung: 3,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 322 km/h
Tankinhalt: 70 l
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,3 Liter auf 100 km
Preis: 138.400 Euro inkl. MwSt.