Wenn es einen spaßigen Vertreter für die Kompaktklasse gibt dann kommt er von BMW und hat Heckantrieb. Und die neuste Variante präsentierten die Münchner jüngst in Berlin. Einem Auto, das bei seinem Debüt einfach anders sein wollte. Dynamisch, jung und dennoch mit Premiumwerten behaftet, wie sie BMW repräsentiert. Und natürlich darf da eine Kleinigkeit nicht fehlen: Der spaßbringende Heckantrieb.
Damit ist der 1er ein absoluter Einzelgänger im Kompaktwagen-Segment. Mit mittlerweile knapp über 1,2 Millionen verkauften Fahrzeugen in den verschiedenen Ausführungen als Fünftürer (E87), Dreitürer (E81), Coupé (E82) und Cabriolet (E88) bis hin zum echten E46 M3 Nachfolger, dem 1er M Coupé mit sattem Reihensechser, gilt die Baureihe als eine der wichtigsten bei BMW.
Design: Dynamisch mit geschrumpften Grill
Nach sieben erfolgreichen Jahren präsentierten die Bayern nun die neue Generation des 1er als Fünftürer (F20). In Länge und Breite deutlich gewachsen, bietet er nun auch den Fondspassagieren ausreichend Platz für längere Touren. Ebenso hat der Kofferraum nochmal gewaltig zugelegt. Gegenüber dem Vorgängermodel ist der neue 1er um 85 mm in der Länge und 17 mm in der Breite gewachsen. Auch der Radstand ist nochmal um 30 mm gestreckt worden. Der sehr gut zugängliche Kofferraum wuchs im Volumen um 30 auf 360 Liter. Mit umgeklappter Rückbank lassen sich sogar 1.200 Liter nutzen. Das Design wurde vor Ort durchaus als polarisierend wahrgenommen, besonders die Front wirkt, als sei der Grill mit einem Spaßfotoprogramm zusammengezogen worden.
Das kommt mit den großen Scheinwerfern doch recht unproportioniert rüber. Jetzt das Aber: Die Farben der Testwagen sind einfach unpassend ausgewählt worden. In dunklen Farben wirkt der Einser auch mit der auf den ersten Blick unhübschen Jacko-Nase wesentlich harmonischer. Doch es gibt einen riesengroßen Lichtblick: Dem größten Design-Kritikpunkt, der Hängebauchlinie, wurde endlich der Garaus bereitet.
Stattdessen ziehen sich zwei waagerechte Linien über die Seite. Die Untere endet in einem schwunghaften Bogen am hinteren Kotflügel, die Obere schließt sauber mit den Rückleuchten ab. Das gibt dem F20 eine deutlich dynamischere Linienführung. Auch das Heck wirkt kräftiger und wird durch die neuen Rücklichter, die irgendwie ein wenig denen des VW Polo ähneln, und die dicken hinteren Kotflügel in die Breite gezogen. Insgesamt darf man also sagen: Guter Job.
Für die spätere Individualisierung stehen als Basis zwei Konfigurationen zur Verfügung. Die “Sport”- und “Urban”-Line, die sich zusätzlich nach persönlichem Kundenwunsch in bis zu 6.500 verschiedenen Varianten kombinieren lassen.
Innenraum: So machen Langstrecken Spaß
Die wirkliche Überraschung erleben wir im komplett neuen Innenraum. Das Cockpit wirkt dank raffinierter Linienführung wieder BMW typisch mehr zum Fahrer gerichtet. Die gesamte Haptik des ohnehin schon gut verarbeiteten Vorgängers wurde deutlich aufgewertet. Die Tachoelemente lassen sich sehr gut ablesen und das freistehende Breitbilddisplay soll für mehr räumliche Tiefe sorgen.
Bedienen lässt es sich über das schnelle iDrive in der Mittelkonsole. Neben den üblichen optionalen Anwendungen wie Google Maps Navigation, Connected Drive, Real Time Traffic Information, Webradio, Tempo und Überholverbotsanzeige kommuniziert der neue 1er nun auch via Facebook, Twitter und Co.
Benziner oder Diesel? Diesel!
Wir testeten den 118i mit 125 kW/ 170 PS und M-Sportfahrwerk sowie den 120d mit 135 kW/ 184 PS und regulärem Fahrwerk. Die neuen 4-Zylinder sind allesamt mit der neuen Twin Turbo Technologie ausgestattet. Der Benziner zieht gut an, sprintet in 7,4 Sekunden von 0 auf 100.
Um bei Laune gehalten zu werden, muss aber die Drehzahl ordentlich in Höhe geschoben werden. Dann lebt der 118i richtig auf. Nicht ganz überzeugen konnte hier das manuelle 6-Gang Getriebe, das hier und da zum Hakeln neigte und bei schnellen Gangwechseln anstrengend werden kann. Das sind wir so nicht von BMW gewohnt, deswegen gehen wir einfach mal von einem arg strapazierten Testwagen aus.
Dagegen konnte der 184 PS starke 120d mit dem optionalen 8-Gang Automatikgetriebe und seinem satten Drehmoment von 380 Nm schon beim Anfahren punkten. In 7,2 Sekunden hechtet der 120d auf die 100 km/h zu, Schluß ist erst bei 228 km/h. Dabei soll er sich mit 4,5 Litern Durchschnittsverbrauch (118i: 5,8 Liter) zufrieden geben.
Werte die hinkommen könnten, wenn es nicht so sehr gejuckt hätte am Gasfuß. Der Diesel bringt nämlich enormen Fahrspaß rüber. Im Schnitt kamen wir bei beiden Motoren auf sieben bis acht Liter; bevorzugt im rasanten Sportmodus. Ein sehr guter Wert.
Neu waren unter anderem die Programmmodi von “Eco” bis hin zu “Sport Plus” mit eingeschränkter Fahrstabilität und besserer Kennlinie im Gaspedal. “Eco” lockt ähnlich wie Hybridmodelle von Leus mit einem Mäusekino und belohnt bei effizienter Fahrweise mit extra Reichweitekilometern. Funktioniert beim 120d dank des satten Drehmoments von 380 Nm sehr gut, beim 118i dagegen wirkt der Wagen einfach komplett in seiner Leistung kastriert.
Optional lässt sich der 1er noch mit adaptivem Fahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern bestücken. Auf einem Handling-Parcours und einer renovierungsbedürftigen Teststrecke durften wir im 118i die verschiedenen Modi ausgiebig testen. Endlich war der 1er in seinem BMW-Element, dem sportlich-dynamischen Vorankommen.
Bei “Comfort” geht es deutlich harmonischer, ja sogar fast schaukelnd, über den Asphalt. “Sport” sorgt für den besten Mix und “Sport Plus” lässt den 1er bretthart auf der Straße herumpoltern. Das Fahrverhalten bleibt dabei weitestgehend neutral, neigt selbst bei starkem Regen eher zum Unter- als zum Übersteuern. Für echtes Schwanzwedeln muss der 118i ziemlich hart getriezt werden, bevor er sich quer erbarmt. Ein ausgewogenes Fahrwerk also und somit für ein sicheres Vorankommen wie geschaffen. Für genügend Sicherheitsreserven sorgen die Fahrstabilitätsregelung DSC einschließlich DTC und elektronischer Sperrfunktion für die Hinterachse serienmäßig.
Fazit:
Der neue 1er BMW (F20) wird den Erfolg des Vorgängers locker aufrecht erhalten, wenn nicht sogar übertrumpfen. Deutlich erwachsener und komfortabler präsentiert er sich als optimaler Reisebegleiter mit geschrumpften Verbrauchswerten bei mehr Leistung.
Fotos: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures
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