Foto: Dietmar Stanka

Ein Fahrbericht von Dietmar Stanka

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Mehr als sechs Jahre wurde der Audi R8 gebaut. Fast komplett in Handarbeit in der Automobilmanufaktur von Audi in Neckarsulm. Nun geht die erste Generation nach mehr als 20.000 gebauten Fahrzeugen in den Ruhestand und die zweite steht bereits Gewehr bei Fuß. Wir nahmen mit dem 5,2-Liter-V10 Abschied von dieser Baureihe und hatten fast zwei Wochen tierische Freude mit einem Ungetüm an schierer Sportlichkeit.

Das Triebwerk

Schrei mich an! Ja, gib‘s mir. Das Aufheulen der 10 Zylinder nach dem Start weckt Tote auf. Ein hammermäßiger Sound verbreitet sich durch die Tiefgarage und lässt für Sekunden das Vogelgezwitscher verstummen. Doch halt. Kaum hat sich der Motor in seine Leerlaufdrehzahl eingependelt, schnurrt er fast wie ein Kätzchen. Na gut, eine große Raubkatze. Aber die kann ja auch schnurren, wenn sie mag. Den ersten Gang eingeklackt, unser Testwagen war ein Handschalter – die sechs Gänge manuell sind ohne zusätzliches Entgelt zu ordern und ab geht die wilde Fahrt.

Foto: Dietmar Stanka

Quatsch wilde Fahrt. Hoch aus der Tiefgarage und hinein in die enge Anwohnerstraße, auf der 30 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung nicht nur Regel ist, sondern auch erste Bürgerpflicht. Klack, klack, klack. Fast schon untertourig bewegt sich der R8 mit dem voluminösen Motor im Stadtverkehr so leichtfüßig wie ein A1. Tatsächlich leise dahinsurrend fließt solch ein Megasportwagen mit um die 60 km/h über den Mittleren Ring. Der Zeiger des Drehzahlmessers schwebt knapp über 1.000 Touren und der Verbrauch sinkt zeitweise problemlos unter 10 Liter.

Klack, klack, klack und Gummi. Rock’n’Roll ist angesagt, wenn für den R8 die Schleusen geöffnet, will heißen die Wege frei und unlimitiert sind. Die Straße wird zu einem grauen Strich, Dinge am Rand, die vorher noch wahrnehmbar waren, mutieren zu bunten Strichen, die nur vorbeihuschen. 314 km/h soll der R8 in dieser Konfiguration schnell sein, wir knackten laut Tacho die 320. Für ein kurzes Stück. Oder waren es mal schnell 10 Kilometer, die in gefühlten 10 Sekunden zurückgelegt wurden?

 

Was bedeutet eigentlich das Klack? Oder Klack, klack, klack? Muss man denn immer alles erläutern? Na gut, der R8 hat eine sogenannte offene Schaltkulisse, wie traditionell in Sportwagen üblich. Deshalb das Klackern, wenn der Ganghebel aus Alu durch die Alugassen bewegt wird. Wer das nicht mag, muss auf die eigentlich serienmäßige Siebengang S tronic zurückgreifen, die bei Bedarf mit den beiden Paddels am Lenkrad geschaltet werden kann.

Die Performance

Mit einem R8 ist immer noch höchste Aufmerksamkeit gewährleistet. Aber hallo! Jetzt fahren diese Teile bereits seit mehr als sechs Jahren durch die Lande und grade München und seine Umgebung sind mit Boliden anderer Hersteller gut bestückt. Gefühlt ist der Grad der Beachtung in einem Audi R8 sogar höher als bei einem Ferrari, Maserati oder sogar Lamborghini. Wenn es nicht gerade ein Aventador ist.

Foto: Dietmar Stanka

So weit so gut. Aber hält die Kiste auch was sie verspricht, wenn die sprichwörtliche Katze aus dem Sack gelassen wird? Mit dem Handschalter leider nicht, der braucht eine Zehntelsekunde länger auf die 100 km/h! Schmarrn, natürlich oder grade mit dem Handschalter, denn da ist sportliches Fahren tatsächlich noch sportliches Fahren, entsprechendes Können vorausgesetzt. Immer wieder klack, klack, klack. Rauf, runter, hoch bis über 8.000 Umdrehungen, Gas lupfen, rum um die Kurve und am Scheitelpunkt wieder schön auf das rechte Pedal.

Klar geht noch ein bisschen mehr. Zum Beispiel mit den für 8.820 Euro erhältlichen Keramikbremsen, die auch in der 10. Runde auf der Nordschleife noch kraftvoll zubeißen können. Oder den R8 Schalensitzen, die zwar 2.900 Euro kosten, dafür aber einen wesentlich besseren Seitenhalt bieten. Halt. Das reicht. Denn ansonsten hat so ein R8 praktisch alles drin, was man so braucht. Vielleicht noch das unten abgeflachte R8-Multifunktionslenkrad für 250 Euro und bei Bedarf der maßgeschneiderte Satz Winterreifen für 2.210 Euro, wenn die 18-Zöller reichen. Denn so ein R8 ist ein absolut alltagstaugliches Auto, das auch oder gerade im Winter Spaß macht. Vorausgesetzt man kann mit dem kleinen Kofferraum leben.

Foto: Dietmar Stanka

Fazit

Gut, dass Audi so einen Sportwagen im Programm hat. Als Neuwagen ist so ein Fahrzeug einfach nur sauteuer. Leider! Gebraucht sind sie dagegen einen Blick wert. Oder sogar mehr als nur einen Blick. Denn der Neue kommt im Dezember, fein geliftet, aber in der Grundform absolut erhalten. So sieht nur ein Profi beim ersten hinsehen, ob es tatsächlich ein 2013er Modell ist. Was ich in jedem Fall versprechen kann, ist Spaß pur. Mit einem Verbrauch, der im Mittel tatsächlich den von Audi angegebenen Wert von 13,1 Litern auf 100 Kilometern erreicht. (ds)

 

Technische Daten: Audi R8 5,2 FSI quattro Coupé

Motor: V10-Zylinder-Benziner

Getriebe: Sechsgang-Schaltung

Hubraum: 5.204 ccm

Leistung in kW/PS bei xy U/min: 386 kW (525 PS)/8.000

Max. Drehmoment: 530 Nm bei 6.500 Umdrehungen pro Minute

Länge/Breite/Höhe: 4.440/1.904/1.252 in mm

Radstand: 2.650 in mm

Leergewicht: 1.720 kg

Zul. Gesamtgewicht: 1.945 kg

Kofferrauminhalt: 100 l

Bereifung: 235/40 R 19 vorne, 295/30 R 19 hinten

Felgen: 8,5 x 19? vorne, 11 x 19?  hinten Alu-Schmiederäder

Beschleunigung: 3,6 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 314 km/h

Tankinhalt: 90 l

Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,1 Liter auf 100 km

Preis: 156.400 Euro inkl. MwSt.

Foto: Dietmar Stanka