Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman pictures

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Hamburg. 07:00 Uhr in der Früh. Es regnet. Das Telefon klingelt. “Äh… Lamborghini?” – “Jaaaa”, antworte ich noch schlaftrunken. “Wann kommt er denn?” “Ah sorry, no German.” Ich: “Okay, so when do you deliver the car?” “Sorry, no English, only Italiano.” Eines muss man den Leuten aus Bologna lassen. Wenn etwas aus ihrem Hause kommt, dann muss es auch komplett italienisch sein.

Am Ort der Übergabe stehen schon ein paar neugierige Leute, die wissen wollen, was in dem Anhänger steckt. Es ist der neue Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante. Stille. „Und freuen sie sich über Ihr neues Auto?“ Der Überlieferer lässt den Motor an. Fauchend erwacht das Monster im Heck. Die Passanten schrecken auf, ich grinse frech – die Antwort scheint zu reichen.

Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman picturesMein neuer, mich nicht verstehender, italienischer Freund bugsiert das edle Stück vorsichtig aus dem Transporter. Vier dicke schwarze Endrohre trompeten Abgas in die kalte Luft. Dann steht er endlich in seiner vollen Pracht vor mir. Die markanten Frontleuchten fordern zum hurtigen Spurwechsel auf, die Seitenlinie fällt durch das lange Heck und die kurze Front auf. Hinten geben der riesige Spoiler und der ebenso große Diffusor aus Carbon mächtig an. Nach der Schlüsselübergabe will ich nur noch eins: Musikstücke mit dem Gaspedal komponieren.

Ich steige in die erstaunlich komfortablen Carbon Sitzschalen und schnaube zugleich auf. Der Italiener ist wie maßgeschneidert – für den durchschnittlichen Mini-Italiener. Schon mit meinen 1,83 m Körperhöhe kuschelt mein Kopf gemütlich mit dem Verdeck. Sitzverstellung: Nur in Fahrtrichtung möglich. Ärgerlich! Mit etwas Improvisation, in Form eines Kissens im krummen Rücken, geht es zur ersten Testfahrt.

Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman picturesDas Cockpit würde selbst Darth Vader stolz machen, denn hier in der pechschwarzen Kommandozentrale scheint die böse Macht zu regieren. Von der Abdeckung des Mitteltunnels, über die Türverkleidungen bis zu den Sportsitzen: Es regiert Carbon. Auch das Cockpit wurde mit Alcantara statt Leder bezogen. Jedes Gramm zählt. Dennoch wurden auf Gimmicks wie Klimaanlage, das sehr gute Soundsystem und elektrische Fensterheber nicht verzichtet.

Die Tachoinstrumente sind klar gegliedert und gut ablesbar. Die Menuführung des optionalen Navigationssystems ist einfach zu bedienen. Einzig die recht billig wirkenden Plastikschalter wollen nicht so ganz in die sonst so perfekte Haptik passen.Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman pictures

Vorsichtig tippe ich aufs Gaspedal und mir schwant Übles. Die Pirelli P Zero Corsa setzen sich in Bewegung. Zwischen den Pneus rotieren die superleichten Felgen mit Radlagern und Schrauben aus Titan. 13 Kilogramm Gewichtsersparnis wurden hier ermöglicht. Der erste Gedanke: ‚Fährt sich doch ganz entspannt.’ Doch schon an der nächsten Kreuzung werde ich vom Perfomante mit schwingendem Heck auf nassem Asphalt ermahnt, ihm den nötigen Respekt zu erweisen.

570 Pferde – scusa, es heißt natürlich Stiere – brüllen aus den vier Endrohren. Die Klappen sind weit aufgerissen, der Sound ist einfach nur göttlich. Der Zusatz von 7 kW (10 PS) im Gegensatz zur Basis mag auf den ersten Blick nicht groß erscheinen. Die Kombination mit dem konsequenten Einsatz von Leichtbauelementen und dem daraus resultierenden Mindergewicht von 65 Kilogramm ist aber grandios.Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman pictures

So braucht der 5,2 Liter V10 gerade mal 3,9 Sekunden von 0 auf 100. Schluss ist offiziell erst bei 324 km/h. So viel Power muss auch ordnungsgemäß vorangetrieben werden. Dafür sorgt das E-Gear Steuergerät. Drei Modi stehen dem Fahrer zur Auswahl: „A“ für Amateure, die nichts in einem Gallardo zu suchen haben und dementsprechend soft behandelt werden.

„S“ für Sport, für ein rassigeres Ansprechverhalten auf den Straßen. „C“ für Corsa, für echte Kerle, die es auf Rennstrecken krachen lassen wollen. Hier blüht der Perfomante zu Höchstleistungen auf, zumal auch kein verächtlicher Automatikmodus mehr aktiv ist. Aufpreisfrei steht alternativ ein manuelles 6-Gang Getriebe zur Verfügung.Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman pictures

Zwei Tage später entfliehen wir dem hanseatischen Dreckswetter im Rahmen der „Vintage Trophy“ Richtung Sylt. Der erste Abschnitt geht über die A7 nach Flensburg. Meine Mundwinkel richten sich nach oben, als wir das nervige 120 km/h Speedlimit hinter uns lassen. Einen Atemzug später sind wir schon bei 180, kurz darauf bei 240. Je schneller wir werden, desto mehr presst sich der Perfomante in den Asphalt. Die magische 300 wird geknackt. Selbst bei Tacho 330 scheint er immer noch ein wenig Luft übrig zu haben. Apropos, den Highspeed haben wir natürlich fachgerecht mit offenem Dach durchgeführt. Der Performante steht nicht auf Weicheier.

Richtig wohl fühlt sich der Italiener auf den Landstraßen dieser Welt. Ein Druck auf die Corsa Taste reißt die Klappen auf und zwängt die Passagiere bei jedem Gangwechsel über die Schaltwippen brachial in die Sitze. Das wird besonders beim Herausbeschleunigen deutlich. Die Lenkung gibt jeden Richtungswechsel straff und ungezähmt an die Handgelenke weiter. Für die nötige Traktion werden die Kräfte im Normalbetrieb im Verhältnis 30:70 auf die Räder geleitet.Lamborghini Gallardo 570-4 Spyder Performante by marioroman pictures

Für weitere Stabilität sorgt ein mechanisches Sperrdifferential. Dennoch, der Perfomante ist und bleibt ein reinrassiger Mittelmotor Sportwagen und braucht eine geschulte Hand, um auch im Grenzbereich sicher vorangetrieben zu werden. Vom braven Perfektionscharakter des Musterschülers und Bruders Audi R8 will er sich bewusst so weit wie möglich entfernen.

Im Fall der Fälle packen die kräftigen Keramik Kohlefaserbremsen knallhart zu und fangen auch nach längerem Einsatz nicht das Faden an. Ein wirkliches Highlight ist die Hydraulikfederung für die Vorderachse, mit der selbst steile Parkhäuser ohne Probleme überwunden werden können. Das macht ihn zu einem alltagstauglichen Sportler. Ein wirkliches Problem ist eigentlich nur der Preis…. für mich. Und noch ein Problem hat man nach einem Ausritt mit dem Performante. Schon mal einen Muskelkater vom Grinsen im Gesicht gehabt? In diesem Automobil ist die Macht mit einem…

credits

text: Mario-Roman Lambrecht
fotos: Mario-Roman Lambrecht

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