Da fährt man mal mit einem Traumauto drei Tage nach Paris und was passiert? Viel Regen und der lange Märsche durch stickige Hallen. Keine Zeit, um mal die tollen Bauten der französischen Hauptstadt zu genießen. Stattdessen wundgelaufene Füße und fiese Rückenschmerzen nach zwei Tagen in den Hallen des Pariser Autosalons.
Schlussendlich empfängt uns der Mercedes-Benz SL 63 AMG nach getaner Arbeit glücklicherweise mit einer guten Polsterung inklusive Massagefunktion. Das und die Tatsache, dass endlich mal die Sonne über unseren Köpfen erstrahlt, macht den Abschied von Paris deutlicher leichter. Denkste! Denn wir waren so schlau und haben unseren Heimweg direkt zur Rush Hour in Paris angetreten. Großer Fehler. Auch wenn ich sonst immer ein Verfechter der manuellen Schaltung bin, so sehr freue ich mich, dass wir mit einer geschmeidig schaltenden Automatik voranschreiten.
Und wenn man für 700 Meter glatte 30 Minuten braucht, dann findet man auch bei einem bassigen V8 die Start Stopp Automatik ziemlich doof. Jedoch hilft sie dem SL tatsächlich beim Spirit sparen. Schaltet man diese Funktion ab, steigt der Verbrauch in der City problemlos um 2-3 Liter. Ohnehin hat die 21 Millionen Einwohner Metropole ordentlich am Verbrauch genagt. War ich in Deutschland noch so glücklich im 12-13 Liter Bereich zu fahren, schnellte hier der Verbrauch in Paris auf 15 Liter hoch.
Etwas verwirrt gestimmt hat mich aber die Tatsache, dass das Navigationssystem trotz eingeschaltetem Traffic Assistenten nicht in der Lage war den Verkehrsstau zu erkennen geschweige denn, ihn weitläufig zu umfahren. Das ist ein Rückschritt zu Audi und BMW, den es aufzuheben gilt. Nach über einer Stunde im Stau, suchen wir uns unseren eigenen Weg und landen in einem Randbezirk von Paris, den man durchaus als Ghetto bezeichnen könnte. Hier ist der Dekadenz Charakter des SL eindeutig fehl am Platz, das zeigen uns auch die bösen Blicke der Anwohner. Dennoch gelingt es uns hier eine freie Auffahrt zu Autobahn zu finden. Endlich!!!
Zeit den Verbrauch herunterzuschrauben. Ich nutze wieder mein Lieblingsspielzeug die Distance Control, denn Rasen auf den französischen Straßen wird grundsätzlich ein teurer Fehler. Das Dach bleibt dabei solange im Kofferraum, wie uns das elektrisch heraus fahrbare Windschott und die angenehme Nackenheizug vor der Kälte schützen kann. Es geht zurück über die Hoppel Straßen von Belgien und durch die Niederlande ehe wir unser nächstes Übernachtungsziel erreichen: Köln!
Oh wie ist das schön! Wusel Verkehr in der Stadt am Rhein. Im Gegensatz zu Paris kommt mir dieser Verkehr geradezu lächerlich vor. Im Gegenteil! Den französischen Adrenalinspiegel noch im Blutkreislauf, scheine ich wohl eher das Alien auf den Straßen zu sein. Denn ich wusel mich noch locker lässig durch jede sich bietende Lücke. Paris prägt! Es ist mittlerweile kurz nach Mittenacht. Einen kurzen Besuch am berühmten Kölner Dom lassen wir uns trotzdem nicht entgehen, wohl aber eher beruhend auf der Tatsache, dass wir einen Schweinehunger haben und der Bahnhof direkt nebenan noch viel fettigen Fraß bietet.
Übernachtet wird im Savoy (http://www.savoy.de) , einem sehr stylischen Hotel mitten in der City. Die Nachtbar zählt zu einem der beliebtesten Treffpunkte und auch Promis gehen hier gerne ein und aus. Im Sommer kann man auf dem Dach den Blick über Köln genießen. Insgesamt bietet das Hotel ein stimmiges Ambiente und so hab ich zumindest mehrfach gehört – einen exzellenten Wellnessbereich. Wer Sorgen hat, man könne bei dem Verkehr vor der Tür nicht schlafen, den kann ich beruhigen. Die Fenster des 5 Sterne Hotels sind so massiv, das kaum ein Laut hindurch dringt.
Der nächste Tag beschert uns erst mal heiteren Sonnenschein, weshalb wir nicht umher kommen, ein kräftiges Frühstück im 4Cani direkt am Hohenzollernring zu uns zu nehmen. Wer hier einen guten Platz ergattert wird Zeuge der großen Posaunerei. Vom Ferrari bis hin zum Charger fährt hier jeder stilecht im Schritttempo und Sonnenbrille vorbei, nach Möglichkeit gefühlte 20 mal, damit auch jeder das fahrende Schmuckstück erspähen kann.
Frisch gestärkt geht es wieder los in Richtung Hamburg. Wir genießen die Beschallung der grandiosen B&O Soundanlage. Zitat: “Wenn der Bass den Herzschlag steuert!“ Recht hat Sie! Kollege Jan Gleitsmann von Auto-Geil.de hat neulich einen Trip nach Kalifornien zur Skywalker Ranch gemacht. Dort wurde das extra auf den SL abgestimmte Soundsystem ausgiebig erklärt und vorgestellt. Es lohnt sich einmal auf seiner Seite vorbeizuschauen.
Die letzten 100 km will ich es wissen. Was ist der Nobelhobel zu leisten imstande? Pedal to the Metal. Die Tachonadel peitscht sich wie vom wilden Affen gebissen durch die Zahlen – 120 – 150- 190 – 220 – 250 …. Der Schub nimmt kein Ende- 270 – 290……………..300. Und Zack. Kaum zu glauben aber der SL wird hier elektronisch abgeriegelt. Es soll Autos geben, die träumen davon jemals in diese Region zu kommen. Der SL ist so arrogant und riegelt erst bei 300 ab. Das ist irgendwie pervers.
Was dabei auffiel: Der Innenraum beginnt ab 220 recht laut zu werden und ab 260 fangen die Reifen an grob abzurollen. Doch insgesamt bleibt der SL gut in der Spur und leistet sich auch beim Bremsen keine wirklichen Schwächen. Was noch mehr auffällt ist, dass trotz einer erstaunlich langen Vollgasdistanz von über 20 km der Verbrauch dennoch im gemäßigten Bereich blieb. Als wir Hamburg schlussendlich erreichen, hat sich der finale Endverbrauch auf 14,5 Liter eingependelt. Bei einer 564 PS Maschine und der aggressiven Fahrweise zum Ende hätte ich auch locker 18 Liter als sparsam durchgehen lassen. Aber nein … passt zu dir, du arrogantes Daimlerchen. Und trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb haben wir jeden Kilometer mit dir genossen, weil du irgendwie von einer anderen Welt bist.
Einen vollständigen Fahrbericht vom Mercedes-Benz SL 63 AMG gibt es die Tage auf Fanaticar zu sehen. Stay tuned…
– Hier geht es zu Part 1 – Hamburg to Paris
Und nicht nur wir waren unterwegs nach Paris. Auch Fabian Meßner von Autophorie folgte dem Ruf des Autosalon und fuhr standesgemäß mit einem Jaguar XF vor. Viel Spaß beim Lesen.
– Kein ganz gewöhnliches Wochenende in Paris (Autophorie)
weitere Impressionen:
Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures