„Wenn einer eine Reise tut. So kann er was verzählen“. So fängt das Lied von Matthias Claudius an, das Urians Reise um die Welt beschreibt. Um die Welt sind wir mit dem neuen BMW i3 nicht gefahren, zu verzählen haben wir dennoch was. Meist erfreuliches sogar, wären da nicht die zu wenigen Ladestationen in München gewesen. Aber dafür kann der wendige und extravagante BMW i3 ja nix.
Form und Funktion
Die paar Stunden, die wir im Herbst 2013 im BMW i3 saßen, waren zwar beeindruckend, dennoch viel zu kurz, um tiefer in dieses ganz besondere Automobil einzutauchen. Der Materialmix aus Aluminium für das Drivemodul bzw. dem Fahrzeugunterbau und mit Carbonfasern verstärktem Kunststoff für das Livemodul, der Karosserie muss in der Beschreibung des BMW i3 noch einmal in den Vordergrund gerückt werden. Schließlich ist diese Konstruktion, genau wie die vom sportlichen Bruder i8 in der automobilen Welt noch einmalig.
Im Interieur surft BMW mit dem i3 weiter auf der grünen Welle der umweltfreundlichen Art. So stammen die Materialien in den Bereichen des Instrumententafelträgers und der Türverkleidung aus Nawaro. Das ist eine nachwachsende Faser der Kenaf-Pflanze. Diese liefert eine Bastfaser, die zur Herstellung von Produkten wie Papier aber auch Geweben oder Zellstoff für industrielle Anwendungen geeignet ist.
Ansonsten ist der BMW i3 ein BMW wie alle anderen Fahrzeuge mit dem weiß-blauen Markenzeichen. Die Bedieneinheiten inklusive des Dreh-Rückstellers iDrive entsprechen nahezu eins zu eins der konventionell angetriebenen Fahrzeuge. Ganz anders dagegen der Starterknopf und die Schalteinheit. Diese sind an einer Art Satelliten im oberen rechten Bereich des Lenkrads angebracht.
Praktisch gemeint sind die sich gegenläufig öffnenden Türen. Wobei die hinteren Zugänge nur geöffnet werden können, wenn die vorderen bereits offen sind. Außerdem sollte man auf seinen Kopf achten, da der obere Verschlusshaken für die Türen bei größer gewachsenen Menschen durchaus mal im Weg sein kann.
Fahrverhalten
Wir wollten auf Nummer Sicher gehen und bestellten als den Testwagen den BMW i3 REX. Die Kürzel stehen für den Range Extender, einem Zweizylinder-Motor, der als Generator für die mehr oder weniger leer gesaugte Batterie dient. Der Ladezustand kann mit dem REX gehalten werden und die Reichweite insoweit verlängert werden, wie es der Tankinhalt zulässt. Der wie der Motor auch eher an ein Motorrad, als ein Automobil erinnert. 9 Liter fasst das Töpfchen und versorgt damit den 650 ccm großen Motor, der 28 kW (38 PS) leistet.
Gebraucht haben wir den Motor nur in einer Art Testlauf, da die jeweils auf einmal zurückgelegten Strecken mit den vorhandenen Batterieladungen zu bewältigen waren. Dabei fiel auf, dass der Motor beim Fahrbetrieb nur wenig zu hören war. Das änderte sich allerdings beim langsamer werden und beim kompletten Stillstand unseres BMW i3. Das kleine Aggregat heulte dann ähnlich einem Schlosshund, ganz und gar nicht passend zu dem Premiumcharakter des i3. Das bisschen an Geräuschdämpfung wäre in diesem Falle mehr als nur angebracht. Schließlich verlangt BMW stolze 4.500 Euro Aufpreis für den REX.
Während unserer einwöchigen Testphase lagen die Temperaturen bereits in der Nähe des Gefrierpunktes, sodass die beste zu erzielende Reichweite alleine schon wegen der ständigen Nutzung der Heizung nicht mehr bei 160 km lag. Mit einer klugen Auswahl aus den drei verschiedenen Modi, Comfort, Eco Pro und Eco Pro + kann allerdings erheblich an Kilometern gewonnen werden.
Sobald der Innenraum aufgewärmt war, schalteten wir auf Eco Pro um, was im Schnitt ein Mehr an Reichweite von gut 20 km ergab. Nochmals gute 20 km mehr bot uns Eco Pro + an, was allerdings in Anbetracht der dann nicht mehr aktiven Heizung im Dezember nur zu Testzwecken sinnvoll war.
155er Reifen auf 19 Zoll großen Alu-Felgen mit besonders aerodynamischem Design. Das mag komisch klingen, ist aber sinnvoll. Damit der Fahrspaß auf solch schmalen Pneus nicht leidet, haben die BMW Fahrwerksexperten tief in die Erfahrungskiste gegriffen. Schließlich soll jeder BMW die ultimative Fahrfreude bieten.
Mit dem rein elektrischen Antrieb liegen die monatlichen Kosten eines BMW i3 bei 152 Euro Dies gilt, wenn die jährliche Laufleistung bei 15.000 km liegt und der über die Kooperation mit der Naturstrom AG 25,75 Cent pro kWh kostende Strom geladen wird. Dazu kommen niedrigere Wartungskosten als bei einem konventionell betriebenen Kfz und bei klugem Einsatz der Rekuperation, bei der der i3 allein durch die Wegnahme des Gases langsamer wird, kaum noch der Verschleiß von Bremsbelägen.
Ausstattung
Ein Kabel mit 5 m Länge, das an jede Haushaltssteckdose passt, liegt dem BMW i3 bei. Soll es schneller gehen mit dem Aufladen, als die rund 5 Stunden, müssen für ein Schnelladekabel zusätzlich 199 Euro locker gemacht werden. Dann dauert es gerade einmal 30 Minuten, um die leere Batterie auf 80 Prozent zu bringen.
Mit dem Interieurdesign namens Atelier, einer Kombination aus anthrazitfarbenen Stoffen mit blauen Applikationen an den Seiten der Vordersitze, kommt der BMW i3 serienmäßig aus der Fertigungsstätte in Leipzig. Lodge (1.990 Euro), Loft (1.500 Euro) bzw. Suite (2.990 Euro) werten den Elektroflitzer mittels Einsatz von Teil- oder Vollleder sowie Stilelementen aus Holz weiter auf.
Durchaus empfehlens- oder zumindest erwägenswert sind die vier Pakete, die für den BMW i3 optional erhältlich sind. Das Comfort Paket für 1.990 Euro beinhaltet beispielsweise die Klimaautomatik, Regensensor und automatische Fahrlichtsteuerung.
Das Comfort Paket Advanced peppt das erstgenannte mit LED-Lichtern und einem Navigationssystem auf. Welches im Übrigen essentiell notwendig ist, um sämtliche Services der Elektromobilität zu erfassen. Das intermodale Routing zur Reiseplanung mithilfe öffentlicher Verkehrsmittel beispielsweise, die Anzeige von Ladestationen und ein Reichweitenassistent.
Geht es nur um das Business-Navi und die LED-Tagfahrleuchten sind für das Advanced Päckchen 2.800 Euro fällig. Sollen die Straßen mit LED-Hauptscheinwerfern ausgeleuchtet werden (Aufpreis 700 Euro) und soll das Navi Professionell den richtigen Weg weisen (Aufpreis 1.000 Euro), kann der Gesamtpaketpreis auch 4.500 Euro betragen. Was zu dem Vorschlag von unserer Seite führt, wo immer auch möglich die Batterie zu laden und auf den REX zu verzichten. Aber natürlich nicht auf das gleich viel kostende Advanced Paket.
Wer nun meint, dass mit dem Navigationssystem Professional alle Möglichkeiten der Konnektivität ausgeschöpft sind, der sei eines besseren belehrt. Für Real Time Traffic Information, das Internetportal BMW Online (ConnectedDrive Services) sowie den einzigartigen Concierge Service müssen weitere 670 Euro das Konto verlassen.
Nicht so ganz fair ist die Koppelung der Einparkhilfe an das Parkassistenzpaket. Es beinhaltet zwar noch eine Rückfahrkamera sowie den Parkassistenten, der den i3 in Längsrichtung einparken kann, kostet aber dann auch 990 Euro. Solchermaßen ausgestattet war unser Testwagen 48.260 Euro teuer!
Fazit
Es kann nicht oft genug betont werden, dass BMW mit dem i3 und natürlich auch dem i8, sehr viel Mut bewiesen hat. Einfacher wäre es mit einem 1er BMW gewesen, dessen Architektur auch einen Elektroantrieb vertragen würde. Solch profane Lösungen überließ BMW anderen Herstellern. Gäbe es nun noch mehr öffentlich zugängliche Stromzapfsäulen, wäre so ein BMW i3 tatsächlich der ideale Begleiter für das urbane und suburbane Umfeld. So bleibt er, zumindest was die Stadt München betrifft, ein Fahrzeug für Menschen, die zuhause und auch am Arbeitsplatz problemlos an eine Steckdose kommen. Es bleibt noch viel zu tun, um eine Vielzahl neuer Kunden für ein elektrisches Fahrzeug zu begeistern. (ds)
Technische Daten: BMW i3 (mit Range Extender)
Motor: Hybrid-Synchronmotor elektrisch
Getriebe: Stufenlos
Nominalspannung: 360 Volt
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 125 kW (170 PS)
Max. Drehmoment: 250 Nm
Länge/Breite/Höhe: 3.999/1.775/1.578 in mm
Radstand: 2.570 in mm
Leergewicht: 1.195 kg
Zul. Gesamtgewicht: 1.620 kg
Kofferrauminhalt: 415 – 1.380 l
Bereifung: 155/70 R 19
Felgen: 5 x 19? Leichtmetall
Beschleunigung: 7,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h (abgeregelt)
Preis: 39.450 Euro inkl. MwSt.
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