Vor 10 Jahren begann mit der Einführung der Mittelklasse-Limousine XF eine explosive Zeitenwende bei Jaguar. Endlich weg von Ford und damit unabhängig von einer Vielzahl billig wirkender Gleichteile des US-Autobauers. Der neue Eigentümer Tata, der riesige Mischkonzern aus Indien, ließ den Briten von Anfang an freie Hand.
Was sich bis dato bewährte und den Indern großen Profit bescherte. Mit der zweiten Generation des Jaguar XF wurden neue Technologien eingeführt, die ich mir in einem rechts gelenkten 2-Liter-Diesel mit 132 kW (180 PS) und Allradantrieb bei einer Ausfahrt in den österreichischen Alpen genauer angesehen habe.
Exterieur und Interieur
Knapp fünf Meter lang streckt sich die Coupé-hafte Linie des neuen Jaguar XF in ihrem Aluminiumkleid. Mit dieser Leichtbau-Architektur wiegt diese Limousine gerade einmal 1,7 Tonnen und das trotz Allradantrieb AWD und relativ schwerem Dieselmotor. Von bis zu 190 kg Gewichtsersparnis gegenüber dem Vorgänger und dazu einer Verbesserung der Torsionssteifigkeit von 28 Prozent spricht Jaguar.
Der Innenraum profitiert von einem um 51 mm gewachsenen Radstand, der nun 2.960 mm beträgt. Dies kommt vor allem den Passagieren im Fond zugute, die sich jeweils über 24 mm mehr Bein- und Kopffreiheit freuen können. Geräkelt wird sich in der von mir gefahrenen Ausstattungsvariante Portfolio auf feinstem Windsor-Leder. Heizen oder auch kühlen ist leider nur gegen Aufpreis erhältlich.
Mit dem neuen Touch Pro Infotainment System können über den 10,2 Zoll großen Bildschirm praktisch alle Systeme gesteuert werden, die das Fahren mit dem neuen Jaguar XF 20d AWD angenehmer, bequemer und zielorientierter gestalten. Neben den 1.020 Euro für den Bildschirm müssen für mehr Input aber entweder das Paket 1 oder 2 auf die Optionsliste gesetzt werden.
Im Touch Pro Paket 1 für 2.652 Euro sind das 12,3 Zoll große TFT-Instrumentendisplay, das Meridian 380-Watt-Premium-Klangsystem sowie das Touch Pro SSD-Festplatten-Navigationssystem integriert. 4.019 Euro wird das Paket 2, das den Innenraum des Jaguar XF mit 825 Watt beschallt.
Über die Softkeys des Bildschirms werden die jeweils benötigten Impulse gesendet, die den grundsätzlich in vier Elemente aufgeteilten Bildschirm entsprechend ansteuern. Das sind im Einzelnen Telefon, Navigation, Audio sowie die Regelung der Klimaautomatik. Da die Anzahl der unterschiedlichen Abrufe so zahlreich ist, beschränke ich mich hier auf ein paar wenige Beispiele.
Bei der Eingabe eines Ziels wird geprüft, ob der Tankinhalt reichen wird. Sollte dies nicht der Fall sein, werden die auf der Strecke liegenden Tankstellen angezeigt. Wird eine davon per Fingerdruck bestätigt, wird diese automatisch als Zwischenziel eingefügt.
Mit der Funktion Commute Mode kann sich der tägliche Arbeitsweg entspannter durchführen. Commute Mode merkt sich den Weg und arbeitet im Falle von Verkehrsbehinderungen eine alternative Route aus. Zusätzlich sucht Commute Mode Parkmöglichkeiten in der Nähe des Zielorts und führt das Fahrzeug direkt dorthin. Ab 2018 Pflicht in neuen Automobilen ist das automatische Absetzen von Notrufen. Im Jaguar F-Pace ist dies mit InControl Protect bereits jetzt verbaut.
Fahrleistungen
Der 180-PS-Diesel ist mittlerweile eine feste Größe im Motorenangebot von Jaguar und Land Rover. Mit dem deutlich abgespeckten XF hat das Triebwerk leichtes Spiel. Was den Fahrleistungen sowie dem Verbrauch zugutekommt. 222 km/h sind es in der Spitze, 8,4 Sekunden dauert die Beschleunigungsphase von 0 auf 100 km/h und Jaguar verspricht einen kombinierten Durchschnitt von 4,9 Litern auf 100 km.
Auf den Tiroler Bergstraßen mit ihrem stetigen hoch und runter zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von gut 6 Litern an. Für ein Automobil dieser Größe und Allradantrieb ein ordentlicher Wert. Die teilweise zügige Fahrweise auf den Passstraßen quittierte der Jaguar XF 20d AWD mit viel Fahrspaß. Auf der einen Seite mit perfekter Traktion, auf der anderen mit leicht hecklastiger Auslegung.
Das hebt die Fahrfreude und sorgt gleichzeitig für das gewisse Etwas an Traktion, was vor allem in zügig durchfahrenen engen Kurven auf den Alpenpässen für eine bessere Herausbeschleunigung sorgte. Schließlich ist der 2-Liter-Diesel mit 430 Nm an Drehmoment ein kräftiger Geselle, der gut am Gas hängt.
Noch dazu, wenn der 510 Euro kostende konfigurierbare Dynamic Modus mit an Bord ist, mit dem sich die Kennlinien der Stoßdämpfer, der elektromechanischen Lenkung, der Motorcharakteristik sowie der Schaltprogramme der serienmäßigen Achtgang-Automatik entsprechend beeinflussen lassen.
Neu im Hause Jaguar ist der für alle Allrad-Antriebe serienmäßige Modus Adaptive Surface Response. Dieses System identifiziert alle nur möglichen Fahrbahnoberflächen und passt die Kennfelder des Motors, der Kraftübertragung sowie des DSC zugunsten der bestmöglichen Traktion an. Ein immenser Sicherheitsgewinn für den täglichen Nutzen.
Versionen und Ausstattung
Pure, Prestige, R-Sport, Portfolio und das Spitzenmodell XF S bilden die Produktpalette des neuen Jaguar XF. Auf der Triebwerksseite stehen die 2-Liter-Diesel mit 120 kW (163 PS) und 132 kW (180 PS), geschaltet mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe oder einer Achtgang-Automatik und Hinterradantrieb zur Wahl. Dazu der von mir gefahrene XF mit Allrad und Automatik.
Ein 3-Liter-Sechszylinder mit 221 kW (300 PS) bildet die Spitze der Diesel-Antriebe. Ebenfalls drei Liter Hubraum und sechs Zylinder verfügen die beiden Benzinerversionen mit entweder 250 kW (340 PS) und 280 kW (380 PS). Zur Wahl stehen Hinterrad- und Allradantrieb. Geschaltet wird serienmäßig immer mit der Achtgang-Automatik die von ZF aus Friedrichshafen stammt.
In der Gesamtbetrachtung bewegt sich das Preisgefüge von 41.460 Euro für den handgeschalteten 163-PS-Diesel in der Version Pure bis hin zum 71.160 Euro teuren S AWD mit 380 PS. Der 20d mit Allradantrieb und der üppig ausgestatteten Ausstattungsvariante Portfolio ist mit 54.260 mittig positioniert.
Die serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfer sollten meiner Meinung nach durch die 1.581 Euro teuren LED-Hauptscheinwerfern ausgetauscht werden. Inklusive adaptivem Kurven-, Abbiege- und intelligentem Fernlicht inkl. Scheinwerferreinigungsanlage ist die Sicht einfach besser.
Fazit
Der Jaguar XF ist eine echte Alternative in der Business-Klasse. Das gute Package mit sparsamen Dieselantrieb und Allradantrieb ist in diesem Segment erste Sahne. Das gilt auch für das Preis- Leistungsverhältnis gegenüber seinen direkten Mitbewerbern aus Süddeutschland. Wer sich der mit der Diesel-Thematik nicht auseinander setzen will, kann zudem auf effiziente Benziner zurückgreifen. Der Selbstzünder bleibt trotzdem gerade für Vielfahrer erste Wahl. (ds)
Technische Daten: Jaguar XF 20d AWD Portfolio
Motor: Vierzylinder-Diesel
Getriebe: Achtgang-Automatik
Hubraum: 1.999 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 132 kW (180 PS)/4.000
Max. Drehmoment: 430 Nm bei 1.750 – 2.500 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.954/1.880/1.457 in mm
Radstand: 2.960 in mm
Leergewicht: 1.700 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.310 kg
Kofferrauminhalt: 540 l
Bereifung: 245/45 R18
Felgen: 8 x 18? Leichtmetall
Beschleunigung: 8,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 222 km/h
Tankinhalt: 66 l
Kraftstoffverbrauch kombinierter Verkehr: 4,9 l auf 100 km
Preis: 54.260 Euro inkl. MwSt.
Teilen mit:
- Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Pinterest zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Tumblr zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf LinkedIn zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um einem Freund einen Link per E-Mail zu senden (Wird in neuem Fenster geöffnet)
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.