Neulich irgendwo bei Wolfsburg. Der neue Volkswagen Tiguan R peitscht sich souverän von Kurve zu Kurve. Physik? Nebensache. Kraft? 320 Pferde und ein maximales Drehmoment von 420 Nm. Passt! Wenn da nicht das Ding mit der Lenkradheizung wäre…

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Der Tiguan wurde geliftet. Wurde auch Zeit – schließlich hat sich der kompakte SUV zu einem der wichtigsten Playern im Konzern gemausert. Nun darf er grimmiger drein schauen – fast schon so dominant wie Papa Touareg. Der Tiguan hat sich grandios entwickelt. Das biedere Design der ersten Generation ist mittlerweile einer selbstbewussten und erstaunlich offensiven Linienführung gewichen. Kurz: Besser sah er nie aus!

Motoren gibt es eine Menge – Benziner, Hybride, Diesel- die Leistungsspanne reicht dabei von 130 bis 320 PS. Letztgenannte versteckt unter dem Tiguan R der sich der Sportlichkeit verschrieben hat. Zwei Liter Hubraum, Turboaufladung, Vier Zylinder – die Zutaten sind allgemein bekannt – der Tiguan darf aber nochmal 20 PS mehr auf die Straße pressen als Golf und T-Roc R.

Damit ausgerüstet hat der Wolfsburger keine Mühe die gut 1,7 Tonnen lebhaft nach vorne schießen zu lassen. Dank des neu optimierten Allradsystem 4motion haben die 420 Nm kein Problem damit die optionalen 20-Zöller direkt mit Traktion zu versorgen. Der Tempo 100 Sprint ist so in unter 5 Sekunden absolviert. Erst jenseits der 200 wird die Vierzylinder-Kraft dann doch etwas dünner. Dennoch zieht der Tiguan R grimmig bis zur magischen 250 km/h Begrenzung.

Dabei hat der Fahrer die Wahl zwischen mehreren Fahrmodi von Comfort bis zum obligatorischen „R“ace Mode. Diese sind standardmäßig harmonisch konfiguriert, wer möchte, kann sich die jeweiligen Komponenten im Individual-Modus nochmals auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Da so viel Kraft nach Luft hechelt, wurden dem R die Kiemen im Gegensatz zu den Standardmodellen nochmals ein wenig mehr geöffnet. Das schaut nicht nur sportiver aus, sondern sorgt für das nötige Extra an Frischluftzufuhr. Am Heck gibt es dazu standesgemäß vier Endrohre, in unserem Fall sogar mit Extra-Krach aus dem Hause Akrapovic. Der ist aber erstaunlich harmonisch geraten, klingt kernig aber niemals zu aufdringlich.

Wie schon erwähnt wurde das Allradsystem nochmals verbessert. So wird das Drehmoment nicht nur zwischen Vorder-Achse geschoben, sondern auch zwischen den einzelnen Hinterrädern. Und was das schon bei einem Dickschiff wie dem Tiguan auslöst lässt schon mächtig Vorfreude in Richtung des bald kommenden Golf R aufommen.

Der Volkswagen Tiguan R prescht mit so einer Selbstverständlichkeit in die Kurvenlandschaft, dass man zwischendurch fast vergisst, dass man hier tatsächlich in einem SUV sitzt. Ja man wirklich sagen, die Abstimmung ist den Entwicklern an der auch Rennfahrer Benjamin Leuchter beteiligt war, absolut gelungen.

Auch der Motor lässt sich in den sportiven Modi freudig hochdrehen. Ob man die (vergrößerten) manuellen Schaltpaddles benötigt sei jedem selbst überlassen. Rein nüchtern betrachtet hat man das Gefühl, dass das Doppelkupplungsgetriebe mit so einer Schaltfreude arbeitet, dass ein manueller Eingriff nicht von Nöten ist.

Kritik ist bei einem so durchdachten Fahrzeug eigentlich schwer zu finden. Ein zwei Punkte gab es dann doch. Zum einen hatte der Motor hier und da mit einem deutlichen Hänger gefolgt von einem unangenehmen Turbo-Punch zu kämpfen, was man regulär von einem Volkswagen nicht gewohnt ist.

Das andere Problem betrifft den neuen Touch-Wahnsinn der Hersteller. Davon wurde auch der Tiguan nicht verschont. Der Innenraum an sich ist vorbildlich geraten. Haptik und Übersicht stimmen, die Instrumente lassen sich gut ablesen. Warum man sich allerdings dazu genötigt gefühlt hat alles zu vertouchen entbehrt jeglicher VW-Logik, die sonst so darauf bedacht ist die perfekte Bedienerfreundlichkeit zu präsentieren.

Und so erwischt man sich immer wieder dabei, dass man die richtige Stelle für die Lautstärke, die Klimaanlage oder andere Kleinigkeiten sucht, die man zuvor blind ertasten konnte. Und da stellt sich direkt die Frage- auf das Handy darf ich nicht schauen aber das ist erlaubt? Auch nervig- bei sportlicher Fahrt gerät man mit den Handballen immer wieder auf die – na? – Touchflächen des Lenkrades.

Geht es kräftig nach links gibts es warme Hände dank aktivierter Lenkradheizung, geht es nach rechts wird brüllt dich auf einmal die Musikanlage an. Muss man mögen – oder sich dran gewöhnen. Eine richtige Wahl hat man eh nicht da nicht nur Volkswagen diesen Trend toll findet.

Fazit: Der neue Volkswagen Tiguan R ist ein souveräner Alleskönner mit ordentlich Pfeffer unter der Haube. Auch wenn man bei VW die möglichen Trackqualitäten lobpreist ist er eher der reisetaugliche Längsdynamiker der aber auch nichts gegen den einen oder anderen kurvigen Trip durch die Serpentinen hat. Ein perfekter Allrounder für den Alltag der dazu noch optisch gut was hermacht. Preise wurden noch nicht genannt aber orientiert man sich am Plattformbruder Curpa Ateca R wird der Kontostand mindestens um 50.000 Euro belastet werden.

2020 Volkswagen Tiguan R | Fanaticar Magazin

Fanaticar Magazin | Fotos: marioroman pictures