Ford hat ein E-Auto gebaut, genauer gesagt den Mustang Mach-E. Mustang und Elektro? Ungewohnt, aber darum geht es eigentlich auch nicht. Vielmehr geht es darum, dass Ford es verstanden hat ein ehrliches Auto zu bauen, welches voll auf den Kunden zugeschnitten ist. Viel Spaß mit unserem ersten Test des Ford Mustang Mach-E.

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Ok, haken wir das Thema „Mustang“ gleich mal ab. Warum nicht einfach Mach-E? Ein kraftvoller Name der für eine neue Ära im Konzern steht. Fantastisch! Doch leider musste irgend jemand im Marketing noch seinen Senf dazugeben und ihm den legendären Mustang-Stempel aufdrücken.

Kurz zusammengefasst: Dieser Mustang fährt elektrisch, hat Allrad, vier Türen und ist ein Crossover-SUV. Hä? Und das erkläre mal Fritz Müller im tiefsten Dorf der den V8 der Amerikaner so verehrt. Hätte nicht sein müssen, haben sie aber. Sorgt aber für Diskussionen und ist vielleicht genau deswegen wieder ein smarter Move gewesen. Abgehakt? Abgehakt!

Kommen wir also nun zum Design des Mustang Mach-E. Hier hat man sich auf ein sportliches SUV-Design verständigt welches. Die Züge sind weich und stimmig gehalten worden und paaren sich mit einigen Elementen des Mustangs was sich besonders deutlich in den Rückleuchten widerspiegelt. Besonders geschickt wirken hier die schwarzen Kontrastelemente im Bereich der Seitenleisten und im Kofferraumbereich. Sie lassen den Mustang Mach-E schlanker und mehr coupe-like erscheinen. Sieben Farben stehen zur Auswahl, welche aber mit Ausnahme vom knalligen lucid-rot allesamt eher nüchtern gehalten worden sind.

Auch wenn der Ford Mustang Mach-E auf den ersten optisch Blick recht wuchtig erscheint ist er mit einer Länge von 4,71 Meter immer noch sehr kompakt gehalten worden und ist damit auch uneingeschränkt Parkhaustauglich. In den Radkästen schlummern je nach Modell 18 bis 19 Zoll große Leichtmetallfelgen, welche der Aerodynamik angepasst sind, um den Verbrauch weiter zu schonen. Dahinter gibt es ordentlich Bremskraft die den Mach-E souverän in Zaum hält.

Der Innenraum überrascht mit einer sauberen Verarbeitung und einer Haptik auf europäischen Level. In der Mittelkonsole thront ein hochauflösendes 15,5 Zoll (ca. 39 Zentimeter) Touchscreen welches sich erstaunlich handylike bedienen lässt. Schon nach wenigen Minuten hat man den Dreh raus. Dazu kommt noch ein sehr kompaktes 10,2 Zoll (ca. 26 cm) Instrumenten-Display welches sich auf die wesentlichsten Angaben fokussiert. Was dem Motor an Sound fehlt, wird durch famose B&O Musikanlage wieder wett gemacht.

Unter der Haube des Ford Mustang Mach-E gibt es nur ergänzenden Kofferraum zu den ohnehin schon üppigen 402-1420 Litern an Ladevolumen im Heck zu bestaunen. Die Power von mindestens 269 PS / 198 kW ist im Unterboden verbaut. Das führt zu einem tiefen Schwerpunkt, was wiederum der Fahrdynamik zugutekommt.

Zum europäischen Marktstart kommen vier Varianten des Mustang Mach-E zum Einsatz. Zur Auswahl stehen die Batterievarianten „Standard Range“ mit 76 bzw. nutzbaren 66 kWh und „Extended Range“ mit 99 kWh (88 kWh nutzbar) . Beide Varianten sind sowohl mit Hinterrad als auch Allradantrieb verfügbar. Wer das Maximum an Reichweite rauskitzeln möchte, setzt auf Hinterradantrieb. Dann sollen bis zu 610 Kilometer drin sein. Wer sich hingegen der Traktion verschrieben hat, setzt auf Allrad und ist mit maximal 540 Kilometern Reichweite immer noch deutlich besser bestückt als die meisten Konkurrenten auf dem Markt.

Zahlen? Ok! Die Masse von knapp 2,3 Tonnen wuppt die derzeit stärkste Variante mit Allrad in gerade mal 5,8 Sekunden auf Tempo 100 km/h. Dabei werden die Pneus mit einem maximalen Drehmoment von bis zu 580 Nm beglückt. Bei 180 km/h gibt es den elektrischen Riegel vorgesetzt.

Und wie fährt er sich nun? Nehmen wir also Platz hinter der aktuell stärksten Variante (258 kW / 351 PS) mit Allrad und Extended Range. Als Erstes fällt auf das die Gaspedalkennlinie sich „benziniger“ anfühlt, soll heißen der Kunde wird nicht gleich komplett überfordert mit dem sofort anstehenden Drehmoment was schon für das eine oder andere lustige Video im Internet gesorgt hat. Ford hat dem Mach-E dabei drei Fahrstufen verpasst: „Zahm“, „Aktiv“ und „Temperamentvoll“.

Auf der rund 200 Kilometer langen Teststrecke habe ich mich tatsächlich am meisten mit der „zahmen“ Variante angefreundet die am besten mit dem Berliner Verkehr zu Recht kam. Es ist halt immer so eine Sache mit der Kraft in Elektroautos. Die Leistungsentfaltung ist beeindruckend und man gönnt sich zu Anfang den einen oder anderen Gasstoß aber am Ende ist die Ruhe so entschleunigend, dass man primär am cruisen ist. Was uns wieder zum Begriff Mustang bringt, denn auch das Original ist trotz immenser Kraft im Grunde genommen eigentlich ein echter Chiller für den Highway. Er könnte, aber er muss nicht. Vielleicht doch ein smarter Move mit dem „Mustang“ Siegel?

Besonders interessant war dabei die Tatsache, dass der Verbrauch des Mustang Mach-E tatsächlich sehr effizient war. Der Verbrauch hielt sich trotz teils rasanter Fahrten und Power-Sprints deutlich unter 25 kW. Im Alltag sollen sogar im Schnitt 18,7 kWh möglich sein. Natürlich kann man nach so einem kurzen Tag noch kein Fazit zur realen Reichweite machen. Bei der Abgabe war diese aber immer noch bei über 50 Prozent was darauf schließen lässt, das hier entspannte Langstreckenfahrten möglich sind.

Was uns am Ende zum leidvollsten Thema in Sachen Elektromobilität bringt- dem Laden. Der Ford Mustang Mach-E pumpt sich den Strom am Schnellader mit bis zu 150 kW (Standard Range 115 kW) in sein Akkuvenen. Die Ladezeit von 10-80 % wird dabei mit knapp 45 Minuten angegeben. Somit ist auch Ford mittlerweile deutlich weiter in Sachen Elektro als die Bundesregierung in Sachen Ausbau der Infrastruktur kraftvoller Ladestationen. Aber das ein anderes Thema.

Ende 2021 hat Ford noch ein Leckerli in Form des Mustang Mach-E GT angekündigt. Dieser presst 487 PS ( 358 kW) auf den Asphalt und schießt dabei in gerade mal 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Er ist zudem der einzige, der 200 km/h fahren darf.

2021 Ford Mustang Mach-E | Fanaticar Magazin / MarioRoman Pictures
2021 Ford Mustang Mach-E | Fanaticar Magazin / MarioRoman Pictures

Fazit: Der Ford Mustang Mach-E ist ein echtes Brett geworden. Er könnte es tatsächlich schaffen, Elon Musk nicht nur nervös zu, sondern auch dessen Kunden streitig zu machen. Denn auch wenn die Amerikaner Tesla lieben, Ford ist einfach ein echtes Urgestein, der besonders in der Heimat großes Vertrauen genießt. Verarbeitung, Reichweite, Fahrwerte und vor allem ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis sind hier Attribute die für den Mustang Mach-E sprechen.

Und mal so ganz nebenbei. Die Tatsache, dass kein Ford Emblem auf dem Mustang Mach-E zu sehen ist, könnte vielleicht auch bedeuten, dass die Amerikaner vielleicht mehr mit dem mächtigen Namen planen. Wirklich beeindruckend was Ford hier hingezaubert hat.

Technische Daten | 2021 Ford Mustang Mach-E (99 kW/ 88 kW)
  • Reichweite: 540 km4
  • Dual-Elektro-Motor
  • Batteriekapazität: 99 kWh
  • Beschleunigung (0-100 km/h): 5,1 Sek
  • Leistung: 258 kW / 351 PS
  • Drehmoment: 580 Nm
  • Effizienzklasse: A+
  • maximale Ladeleistung: 150 kW
  • Schnelladezeit (10-80 Prozent): 45 Minuten
  • Stromverbrauch (kombiniert): 18,7 kWh/100 km6
  • CO2-Emissionen (kombiniert): 0 g/km3
  • Preis: ab 46.900,00 Euro
Credits
2021 Ford Mustang Mach-E | Fanaticar Magazin / MarioRoman Pictures

Fotos: MarioRoman Pictures
Text: Mario-Roman Lambrecht

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