2003 feierte der Bentley Continental GT in Genf seine offizielle Weltpremiere. Das musste natürlich ausgiebig mit einer Ausfahrt gefeiert werden.

1998 war ein bedeutenderer Moment in der Geschichte von Bentley. Die britische Traditionsmarke Vickers bot Rolls-Royce zum Verkauf an. Dies bedeutete auch den Inhalt der Marke Bentley. BMW und Volkswagen versuchten einander zu überbieten, doch am Ende sollte Volkswagen gewinnen – vorerst. Nach einigem Hin und Her einigte man sich darauf, dass BMW die Marke Rolls-Royce übernahm und Volkswagen die Marke Bentley.

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Rückblickend war es für beide Seiten ein großer Gewinn, denn die britischen Luxusmarken sind seitdem prächtig gediehen. Nach wie vor gelten Rolls-Royce als auch Bentley als die oberste Instanz im Luxussegment, auch wenn Mercedes-Benz hier immer wieder versucht, die Maybach S-Klasse ins Spiel zu bringen. Was den Stil angeht, sind die Schwaben hier aber nach wie vor grundsätzlich unterlegen. Da können sie noch so viele Editionen und Kooperationen auflegen.

Siegreiche Rückkehr in den Rennsport

Bentley Speed 8 | MarioRoman Pictures / Fanaticar Magazin
Bentley Speed 8

Behutsam päppelte man die Marke Bentley wieder auf, ließ die Rennhistorie nach 70 Jahren wieder in Le Mans aufleben. Mit ein wenig Unterstützung von Audi gelang dem Team Bentley 2003 im Bentley Speed 8 dann der erste Gesamtsieg seit 1930. Mehr als zufrieden mit dem Ergebnis zogen sich die Briten wieder aus der Rennserie zurück und fokussierten sich auf das nächste Projekt – dem Bentley Continental GT.

Bentley Continental GT – Elegant und zugleich kraftvoll

2010 Bentley Continental GT Speed | MarioRoman Pictures / Fanaticar Magazin
2010 Bentley Continental GT Speed

Denn mit jährlichen Verkaufszahlen von rund 400 Exemplaren wollte man sich in einem Erfolgskonzern natürlich nicht zufriedengeben. Ein Investment von 500 Millionen Euro, den Support von Ferdinand Piëch im Rücken und rund vier Jahre Entwicklungszeit später präsentierte man am Ende stolz den Über Gran Turismo Bentley Continental GT in Genf auf dem Autosalon der Weltöffentlichkeit. Und lag damit goldrichtig. Direkt ab Start gingen 3.200 Bestellungen ein. 2007 erreichte Bentley das vorgelegte Ziel von 10.000 Fahrzeugen im Jahr. Mittlerweile hat der Bentayga den GT in den Verkaufszahlen überholt. Doch ohne den Continental GT wäre der Luxus-SUV wohl auch niemals entstanden.

Beim Bentley Continental GT nutze man geschickt die Symbiosen, die durch einen Weltkonzern entstanden sind. Dazu gehörte die gemeinsame Nutzung der D-Plattform, auf der auch Audi A8 und Volkswagen Phaeton produziert wurden. Dennoch ist ein Großteil des Briten in Handarbeit entstanden. Unter der langen Haube brodelte ein 550 PS starkes W12 Triebwerk mit doppelter Turbo-Unterstützung. Das maximale Drehmoment von 650 Nm durfte sich dabei dank serienmäßigen Allrad ungeniert austoben, schob den Briten in gerade mal 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Erst bei 318 km/h endete der Vortrieb. Werte, die 2003 noch in der Superlative schwebten und auch heute noch imponieren.

2009 Bentley Continental GT Speed | MarioRoman Pictures / Fanaticar Magazin

Und trotz der Tatsache, dass der Bentley Continental GT mit knapp 2,4 Tonnen jede Menge Wohlstandsspeck mit sich herumtrug, qualifizierte er sich auch in den Kurven mehr als passabel. Ein echter Bilderbuch Gran Turismo mit Luftfederung und ausreichend Platz für zwei Golfbags im Kofferraum.

Mit dem GTC kam ab 2006 eine Cabriolet-Variante auf den Markt. 2008 folgte der noch stärkere GT Speed, der nochmals vom 621 PS starken Supersports getoppt wurde. Die 110 Kilogramm leichtere Top-Variante kam in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und flog mit bis zu 328 km/h über die Autobahn.

Generation Zwei mit bis zu 710 PS

2011 kam die zweite Generation auf den Markt. Optisch eher behutsam aufgefrischt befriedigte er die Käufer durch neuste Technik und stärkere Motoren. Ebenso wurde das Motorenangebot deutlich vergrößert. Als Einstieg feierte ein Vierliter-V8-Biturbo mit 507 PS seine Premiere. Als GT Speed verwöhnte er uns mit 635 PS.

Als Superlative hielt wieder einmal der Supersports her, der die limitierte Anzahl der Käufer mit 710 PS und einem maximalen Drehmoment von 1017 Nm befriedigte. Nach wie vor ist das bis 2018 gebaute Topmodell mit einem 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h Sprint und einer Vmax von 336 km/h rein von den Daten der derzeit schnellste Continental.

Ob es noch einmal einen Supersport geben wird – who knows? Bis 2024 haben die Jungs noch Zeit, dann ist Schluss mit dem legendären W12, der übrigens auch sein zwanzigjähriges Bestehen feiert.

Generation drei – Agiler denn je

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Konnte man Generation Zwei eher als größeres Facelift ansehen, war Generation Drei ein radikalerer Einschnitt. Denn mit der MSB-Plattform vom Porsche Panamera konnte man den Bentley Continental GT technisch als auch fahrdynamisch in ganz andere Sphären schicken. Ganze 14 Zentimeter entfernte sich der Motor von der Vorderachse und sorgt somit für ein deutlich besseres Gewichtsverhältnis.

Endlich kommt die primäre Kraft zuerst auf der Hinterachse, was das Handling im Gegensatz zum Vorgänger deutlich verbessert und mit den technischen Komponenten aus dem Hause Porsche ist man auch beim Infotainment in der Gegenwart angekommen. Apple Car Play war kein Mythos mehr, sondern tatsächlich nutzbar. Auch beim Gewicht wurde gezaubert und die Motoren sorgen mit 550 bis 659 PS immer für massiven Schub. Kurz – alle guten Dinge sind Drei!

Bentley Batur – die absolute Speerspitze

Was uns nochmals zu Gedankenspiel eines letzten klassischen Supersports bringt, ehe der W12 in Rente geht. Denn mit dem rund 750 PS starken Batur auf Basis des Continental GT hat Bentley ein eigenständiges Modell auf den Markt gebracht, welches nur 18 Mal gebaut wurde und mindestens 2,4 Millionen Euro vom Konto verschwinden ließ. Fraglich, ob man in den Status des derzeit stärksten Bentley aller Zeiten so zeitnah angreifen möchte. Persönlich hätten wir nichts dagegen.

2022 Bentley Batur // Hamburg Elbphilharmonie // MarioRoman Pictures
2022 Bentley Batur // Hamburg Elbphilharmonie // MarioRoman Pictures

Zwanzig Jahre Continental GT müssen gefeiert werden

Und nun? Sind zwanzig Jahre vergangen. Und wir feiern das. Mit einem Bentley Continental GTC Azure in Apple Green. Denn wenn schon auffallen, dann richtig. Wir lassen den 550 PS starken V8-Biturbo ordentlich schuften, scheuchen ihn mit voller Freude durch die Bergpassagen des Juragebirges. Ganz in der Nähe, wo die Geschichte von Bentley neu geschrieben wurde – in Genf.

Bentley Continental GTC Azure | MarioRoman Pictures / Fanaticar Magazin

Geld macht nicht glücklich, sagt man. Ich für meinen Teil bin eher unglücklich, dass ich mir den Bentley Continental GTC nicht leisten kann. Doch genossen habe ich Sekunde mit dem Briten. Weil es ein Lebensgefühl ist. Und auch bei Bentley wird sich einiges ändern, denn spätestens ab 2030 geht es in eine elektrifizierte Zukunft. Und auch hier wird der Continental GT sicherlich eine große Rolle spielen – wenn auch ohne W12.

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures

MarioRoman Pictures - Bentley Continental GTC | Fanaticar Magazin