Der Ford Bronco darf auch in Europa herumwildern und verzichtet dabei gern auf weichgespülte SUV’ler.
Ford will hierzulande sein Image neu sortieren. Dienstwagen: Focus? Geschichte. Fiesta als braver Einstieg? Weg. S-Max als perfekter Familienvan? Abgehakt. Jetzt soll alles amerikanischer, gröber, abenteuerlustiger werden – zumindest auf dem Papier. Elektrofraktion mal beiseite, bleiben Mustang für die schnelle Landstraße und Bronco für alles jenseits des Asphalts.
Der Bronco ist in den USA eine Legende. Hierzulande ist er vor allem ein XXL-Hingucker, den man wahlweise im Offroad-Park quält – oder vor dem Szene-Café parkt, um Latte Macchiato und „Ich könnte, wenn ich wollte“-Blicke zu genießen. Unser Test zeigt: Er kann wirklich durchs Gelände pflügen.

Ein kurzer Ritt durch die Bronco-Geschichte
Der erste Ford Bronco rollte 1966 auf den Markt – damals als kompakter Allradler, gedacht für Farmer, Jäger und alle, die gern mehr Schlamm als Asphalt unter den Rädern hatten. Er war Fords Antwort auf den Jeep CJ-5 und den International Harvester Scout. Kein Schnickschnack, keine Spielereien – nur ein einfacher, robuster Geländewagen mit Starrachsen vorne wie hinten und Motoren, die klangen, als könnten sie Bäume entwurzeln.
Über die Jahre wurde der Bronco größer, breiter und durstiger – und spätestens mit den Generationen der 80er und 90er zu einer amerikanischen Ikone. Die wohl berühmteste (oder berüchtigtste) Fahrt fand 1994 statt: das langsame, landesweit im Fernsehen übertragene O.J.-Simpson-Manöver in einem weißen Bronco. Danach verschwand der Name 1996 für über zwei Jahrzehnte aus dem Programm.
2021 kam die Wiedergeburt – kantig wie früher, aber mit moderner Technik und klarer Ansage: Der Bronco ist wieder ein echter Offroader, kein weichgespülter SUV für den Schulparkplatz. Und genau dieser neue „Badlands“-Typ steht jetzt auch bei uns in Europa auf dem Hof.

Design & Auftritt
Optisch ist der Bronco ein rollendes Statement: kantig, aufrecht, ein bisschen wie ein Lego-Auto in XXL. Das Design zitiert die Historie, ohne im reinen Retro-Kitsch zu versinken. Türen und Dach sind abnehmbar – perfekt, wenn man bei 12 Grad in Köln unbedingt auf Safari-Feeling machen will. Der Preis dafür: Ab etwa 90 km/h pfeift der Wind so fröhlich durchs Auto, dass man glaubt, eine Tür steht offen. Ist halt ein Abenteurer.
Motor & Fahrverhalten
Unter der Haube arbeitet ein 2,7-Liter-V6 mit 246 kW (335 PS) und 563 Nm Drehmoment. Klingt satt, klingt nach Abenteuer – und säuft auch so. 12 bis 15 Liter sind realistisch, darunter nur, wenn man Autobahn im Traktortempo fährt. Das Zehngang-Automatikgetriebe sorgt für niedrige Drehzahlen, die Starrachse hinten für Geländetauglichkeit. In der getesteten „Badlands“-Version gibt’s noch Sperren vorne und hinten, entkoppelbaren Stabilisator und Offroad-Presets auf Knopfdruck. Heißt: Er kommt fast überall hin – wenn man es wirklich will.

Innenraum & Alltag
Innen domdominieren robustes Plastik, gummierte Knöpfe und Leder auf den Sitzen. Alles abwaschbar, alles praktisch – selbst mit Matschhandschuhen kann man die Lenkradtasten bedienen. Das „Sync“-Infotainment ist übersichtlich, auch wenn die Sprachsteuerung eher so tut, als hätte sie gerade Urlaub. Platz gibt’s reichlich, Übersicht ebenfalls – dank kantiger Form und Kameras an jeder Ecke.
Fazit
Der Ford Bronco ist kein Auto für Menschen, die sich im Stau vor der Kita über die Lenkübersetzung freuen wollen. Er ist ein Spielzeug für große Jungs (und Mädels), die gern so tun, als stünden sie kurz vor einer Expedition. Er kann ernsthaft ins Gelände – wird hier aber wohl eher meist brav im Stadtverkehr geparkt. Für die einen ist er überteuert, für die anderen ein rollendes Stück amerikanischer Freiheit.
























Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
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