Ford krempelt derzeit das Image in Europa in Richtung Lifestyle-Brand um. Da kommt der neue Ranger Raptor Pick-up geradezu perfekt gelegen.
Schon der erste Anblick mach klar, dass der Ranger in der Raptor Variante das Wort brav aus seinem V6-Vokabular verbannt hat. Wenn es einen ultimativen Fridays-for-Future Endgegner gibt, hätte der dieser Pick-up definitiv ein Anrecht darauf. Der massive schwarze Kühlergrill wird von einem ebenso voluminösen Ford-Schriftzug begleitet. Umklammert wird dies optisch von LED-Scheinwerfern der neusten Generation.
In den Radkästen schlummern gewaltige All-Terrain Reifen, die jegliche Bordsteinkante maximal auslachen, anstatt um Felgen-Gnade zu wimmern. Insgesamt streckt sich der Ford Ranger Raptor knapp 5,40 Meter in die Länge, was im Fahrbetrieb aber tatsächlich gar nicht so ins Gewicht fällt. Das optimierte adaptive Fahrwerk mit Dämpfern von Fox Racing Shox trotz Starrachse leistet hier eine fabelhafte Arbeit. Hinzu kommt eine Armada an Kameras und Sensoren, die darauf achten, dass der Lack auch in schwierigen Situationen vor Unheil geschützt wird.
In der zweiten Generation des Ranger Raptor setzt Ford auf den famosen, doppelt aufgeladenen Dreiliter V6, der 292 PS / 215 kW auf die Pneus drückt. Das maximale Drehmoment von 491 Nm sorgt beim 2,4 Tonner für ausreichend Kraft in jeglicher Lage. Die Gänge werden von einer 10-Gang-Automatik oder bei Bedarf manuell über die Schaltwippen durchsortiert. Für diejenigen, die beim Durchschnittsverbrauch von 13,8 Litern doch Pipi in die Augen bekommen, ist im kommenden Jahr noch eine 205 PS (151 kW) starke Diesel-Variante geplant.
Tatsächlich beherrscht der Ford Ranger Raptor den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und extremer Offroadtauglichkeit in einer geradezu arrogant lässigen Art. Tatsächlich wühlt er sich mit einer unfassbaren Leichtigkeit durch schweres Gelände. Wer dazu noch die Sperren vorn und hinten aktiviert, ist quasi unaufhaltsam am kraxeln.
Doch nicht nur das. Wer das entsprechende Gelände vor sich hat und sich den Baja-Modus gönnt, der lässt den Ranger Raptor freudig hüpfen. Und tatsächlich zeigt sich der Bad-Boy-Pick-up davon gänzlich unbeeindruckt. Dazu sorgt das „Anti-Lag“-System dafür, dass permanent Druck aufgebaut bleibt. Selbst wenn der Fahrer vom Gas geht, bleibt die Drosselklappe noch bis zu drei Sekunden auf, um den nächsten Gasbefehl mit voller Wucht umzusetzen. Die Technik hat man bereits im Ford GT und Ford Focus ST verbaut. Ein Rallye-Pick-up mit Rennsporttechnologie. Was will man mehr?
Für großartige Eindrücke im Alltag blieb an unserem Testtag in Kitzbühel leider nicht viel Zeit, aber der erste Eindruck zeigt, dass hier ein sehr komfortables Fahren möglich ist. Dank Doppelkabine haben hier bis zu fünf Personen Platz. Das Entertainment-System funktioniert tadellos, besonders die Spracheingabe geht hier rasend schnell vonstatten. Die Verarbeitung präsentiert sich auf einem hohen Niveau, ist aber dennoch nicht auf unnötigen Bling Bling aus.
Fazit Ford Ranger Raptor: Der möchte doch nur spielen
In Zeiten, in denen die Verbrenner offensichtlich den Kampf gegen Elektropower verlieren, trumpfen die Hersteller allesamt noch mal alle richtig auf. Den Ford Ranger Raptor mit genussvollen V6-Biturbo auf den deutschen Markt zu bringen ist herrlich unvernünftig und macht genau deswegen auch doppelt so viel Spaß. Ein echter Abenteurer, der den neuen Kurs des Herstellers perfekt symbolisiert.
Technische Daten Ford Ranger Raptor (2022)
Motor: Dreiliter-Twin-Turbo-V6, Benzin
Leistung: 292 PS (215 kW) bei 5.500 U/min
Drehmoment: 491 Nm bei 2.300 U/min
Antrieb: Allrad, 10-Gang-Automatikgetriebe
Verbrauch kombiniert: 13,8 l/100 km²
CO?-Emissionen kombiniert: 315 g/km²
Beschleunigung (0 – 100 km/h): 7,9 s
Höchstgeschwindigkeit: optional 180 km/h
Abmessungen (L/B/H): 5.360 mm / 2.208 mm /1.926 mm
Gewicht: 2.454 kg
Maximale Zuladung: 652 Kilogramm
Anhängelast, gebremst: 2.500 Kilogramm
Dachlast: 350 statisch, 80 dynamisch
Tankvolumen: ca. 80 l
Grundpreis: ab 79.433 Euro (66.750 Euro netto)
Credits
Fotos: MarioRoman Pictures