Foto: Dietmar Stanka

Ein Fahrbericht von Dietmar Stanka

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Glücklos war der Versuch von Cadillac im D-Segment 2006 ein Fahrzeug zu platzieren. Der frontangetriebene BLS basierte auf dem Opel Vectra und dem Saab 9-3 und wurde in Schweden gebaut. Mehr als sechs Jahre später ist Cadillac wieder mit einem Fahrzeug angetreten, das in dieser Fahrzeugklasse für Furore sorgen könnte. Der ATS, seit dem Sommer bereits in Nordamerika am Markt, ist ab sofort auch in Europa erhältlich. Kantig wie seine großen Brüder und mit dem klassischen Hinterradantrieb ausgestattet. Oder auf Wunsch auch mit Allrad.

Die Formensprache

Cadillac polarisiert. Und überzeugt mit hoher Qualität. Ganz anders, als man sich gemeinhin US-Automobile vorstellt. Premium ist kein abgelutschtes Schlagwort, sondern Realität. Dies ist bis ins letzte Detail spürbar, was Verarbeitung, die Wahl der Materialien und die Passgenauigkeit anbetrifft.

Foto: Dietmar Stanka

Die klaren Linien des Cadillac ATS zeugen von Selbstbewusstsein und sorgen für Beachtung. Auf unseren Testfahrten Mitte Oktober zwischen Frankfurt und Würzburg verdrehte der ATS so manchen Passanten den Kopf. Ist die Karosse schon ein Hingucker, setzt sich das positive Erlebnis im Innenraum nahtlos fort.

Logisch und ergonomisch platzierte Bedieneinheiten, viel Raum für die Insassen und eine reichlich gute Übersicht zeichnen den Cadillac aus. Recht zerklüftet dagegen der Kofferraum, der mit einem Volumen von 381 Litern gerade mal Golf-Niveau erreicht.

Foto: Walter Tillmann

Die Fahreigenschaften

Wir kennen sie ja alle. Die von Cadillac Europa Geschäftsführer Wolfgang Schubert benannten A, C und 3er-Mitbewerber. Allesamt mit guten Fahrwerkseigenschaften versehen, die der Cadillac ATS aber um den berühmten Ticken mehr übertrumpfen kann. Das Zauberwort lautet Magnetic Ride Control (ab Ausstattungsvariante Premium) und ist im Moment das am schnellsten reagierende adaptive Dämpfersystem der Welt. Deutlich spürbar auf den kurvenreichen Straßen des Spessarts und Steigerwalds, die der ATS mit einer ungemein hohen Präzision durcheilte.

Neben dem herausragendem Fahrwerk ist den Ingenieuren von Cadillac, die den ATS unter anderem auch auf dem Nürburgring reifen ließen, eine Gewichtsverteilung von nahezu 50:50 gelungen. Bei hohen möglichen hohen Kurvendurchfahrten machen auch Sitze mit vernünftigem Seitenhalt Sinn. Cadillac hat zwar – leider – nicht die AGR-Sitze von Opel verbaut, das Gestühl taugt trotzdem hohen Ansprüchen.

Foto: Dietmar Stanka

Der Antrieb

Ausschließlich mit dem 2-Liter-Turbo-Benziner tritt Cadillac im Moment mit dem ATS in Europa an. Mit diesem agilen Kraftwerk, das 203 kW (276 PS) auf die Hinterachse oder auch beide Achsen leitet, ist der ATS flott unterwegs. Wobei wir mit der manuellen Sechsgang-Schaltung wesentlich zufriedener waren, als mit der aufpreispflichtigen Automatik.

Dreht der Motor im manuellen Betrieb schön hoch und lässt sich mit präzisen Gangwechseln sportlich bewegen, klingt das Ganze im Automatikmodus bei höheren Drehzahlen etwas angestrengt. Dieser Sachverhalt macht eine Empfehlung in Richtung manuellem Getriebe leicht.

Wer sich als Langstreckenfahrer mit einem Benziner nicht anfreunden kann, der Verbrauch des ATS kann bei hohen Geschwindigkeiten problemlos in Richtung 14 und mehr Liter eilen, dem sei Geduld empfohlen. Ein Diesel wird kommen, verspricht Wolfgang Schubert, einen exakten Zeitpunkt wollte er aber noch nicht verraten. Wir spekulieren mal auf das Jahr 2014 und auf ein Aggregat, das dem des jetzigen Turbo in Punkto Leistung ebenbürtig sein wird.

Foto: Dietmar Stanka

Die Ausstattungslinien

Der ATS tritt mit vier Varianten an, wobei selbst die Einstiegsversion Elegance, die mit dem klassischen Hinterradantrieb bei 37.500 Euro beginnt, umfangreich ausgestattet ist. Dazu gehören unter anderem eine Zweizonen-Klimaautomatik, ein Bose-Audiosystem mit sieben Lautsprechern, beheizbare und elektrisch anklappbare Außenspiegel sowie die Einparkhilfe hinten.

Die Luxury-Variante bietet zudem Ledersitze, ein beheizbares Lenkrad sowie Sitzheizung und schlüssellosen Zugang. In der Linie Performance werden die Insassen von 10 Lautsprechern beschallt, die Straße von adaptiven Xenon-Scheinwerfern ausgeleuchtet  und Fahrer und Beifahrer dürfen auf Sportsitzen ihre Runden drehen. Premium verfügt zusätzlich über ein farbiges Headup-Display, das adaptive Dämpfersystem Magnetic Ride und die Radhäuser besser ausfüllende 18-Zöller.

Foto: Dietmar Stanka

Fazit

Es ist ein Bild von einem Automobil. Mit einer klaren und extrem scharfkantigen Abgrenzung zum Rest des Segments. Was den Cadillac außergewöhnlich macht und deshalb für Individualisten wie geschaffen scheint. Die Preise liegen deutlich unter denen der Mitbewerber, allerdings wird der Wiederverkauf nicht so ganz einfach werden. Das wird einen Interessenten an solch einem außergewöhnlichen Automobil aber nicht scheren. (ds)

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Ersteindruck Cadillac ATS – der vom anderen Kontinent

Technische Daten: Cadillac ATS

Motor: 4-Zylinder-Benziner

Getriebe: Sechsgang-Schaltung

Hubraum: 1.998 ccm

Leistung in kW/PS bei xy U/min: 203 kW (276 PS)/5.500

Max. Drehmoment: 353 Nm bei 1.700 – 5.500 Umdrehungen pro Minute

Länge/Breite/Höhe: 4.644/1.805/1.427 in mm

Radstand: 2.775 in mm

Leergewicht: 1.559 kg

Zul. Gesamtgewicht: 2.045 kg

Kofferrauminhalt: 381 l

Bereifung: 225/45 R 17

Felgen: 8 x 17? Leichtmetallräder

Beschleunigung: 6,0 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h

Tankinhalt: 62,5 l

Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,6 Liter auf 100 km

Preis: 37.500 Euro inkl. MwSt.

Foto: Dietmar Stanka