Das erste Aufeinandertreffen mit dem Audi A8 war kein erfreuliches. Es war im Jahre 2010. Die Aschewolke des unaussprechlichen isländischen Vulkans Eyjafjallajökull legte sich über Europa und legten den gesamten Flugverkehr lahm. Ich befand mich gerade mit Roman in Marbella zur Präsentation des Audi RS5 und hatte Glück, den allerletzten Flug nach München zu ergattern. Dort waren wir dann aber erst mal gestrandet. Zum Glück gibt es den Audi Shuttle Service, der uns dann entspannt im Audi A8 L nach Hamburg kutschierte. Die Fahrt ließ sich im großzügigen Fond sehr angenehm überstehen aber nach acht Stunden Fahrt tut auch in einem Audi A8 L der Bobbes gewaltig weh. Nichtsdestotrotz hat mich bereits damals die exklusive Eleganz der Limousine beeindruckt. Das nenn ich Stilvolles reisen. Auch die neue Version des A8 beeindruckt mit eleganter Schönheit und präziser Technik. Die Überarbeitung des schicken Gefährts hält einige Änderungen parat, die auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar zu sein scheinen.
Neue Nase, neuer Hintern
In erster Linie hat er ein Facelift bekommen, bei dem ihm ein neuer Singleframe-Grill verpasst wurde. Trapezform ade. Er wirkt breiter und durch die ebenfalls überarbeiteten Scheinwerfer hat er an Ausdruck gewonnen. Die nun enthaltenen Matrix LED Lichter, eine Weltneuheit, beeindrucken durch spektakuläre Einsatzmöglichkeiten. Ein durchgängiger Lufteinlass im Frontspoiler und zwei trapezförmige Endrohre, die vom Heckstoßfänger eingeschlossen werden, verleihen ihm einen sportlichen Touch. Eine gelungene Mischung, die man auch beim Fahren zu spüren bekommt. Feine Chromleisten und hochglänzend schwarze Fensterrahmen runden das überarbeitete Design ab.
Bei der Verarbeitung konzentrierte sich der Hersteller vor allem auf das Wesentliche. Keine Änderung ohne Funktionalität. Besonders bei den Motoren machen sich diese bemerkbar. Fast alle haben an Leistung dazu gewonnen und dabei an CO2-Ausstoß verloren. In Deutschland geht der neue Audi A8 mit zwei Otto- und zwei Dieselmotoren an den Start. Diese sind der per Kompressor aufgeladene 3.0 TFSI mit 228 kW (310 PS), der V8-Biturbo 4.0 TFSI mit 320 kW (435 PS), der hocheffiziente 3.0 TDI mit 190 kW (258 PS) sowie der 4.2 TDI mit 283 kW (385 PS) Leistung und 850 Nm Drehmoment.
Auch ein Diesel kann entzücken
Als erstes Testfahrzeug schnappte ich mit den 4.2 TDI mit 385 PS. Die Gelegenheit war günstig, denn fast alle stürzten sich nach der Pressevorstellung auf das Büfett. So konnte ich noch vor dem Sturzbach von bben das Reh testen. Ja, richtig gelesen! Audi hat eigens ein Reh zusammen gebastelt, um den Nachtsichtassistenten vorzuführen. Dabei erkennt dieses neben Fußgängern auch größere Wildtiere anhand ihrer Körpertemperatur. Und das Reh war auf kuschelige 31 Grad gebracht worden. Natürlich ist es etwas schwierig, einen Nachtsichtassistenten zu testen, wenn es helllichter Tag ist. Was tut man da? Man klebt den Sensor einfach ab. So einfach ist es, ein Spitzenfahrzeug auszutricksen.
Das Reh erkannte er problemlos, auch nachdem dieses durch den stärker werdenden Regen nicht mehr ganz so flauschig warm war. Der Audi sieht alles. Beruhigt, dass nun jedes Wildtier vor mir sicher sein würde, fuhr ich mit meinem Begleiter durch die umliegenden Dörfer Düsseldorfs, immer dem kleinen blauen Fetzen am Firmament hinterher. Der 4.2 TDI läuft wahrsinnig leiste und macht trotzdem Spaß. Das muss man ihm schon lassen. Und das Schönste: Er riecht nicht. Durch die Verarbeitung des neuen Leders mit der Bezeichnung Unikat, dass vollkommen ohne aufgetragene Farbe und künstliche Beize auskommt, riecht es im Fahrzeug nicht mehr so penetrant nach ‚neu’. Manche stehen ja drauf, ich nicht. Von daher war das mit rein pflanzlichen Extrakten gegerbte Leder ganz nach meinem Geschmack. Es ist zudem noch atmungsaktiv, einzigartig und wird bisher nur von Audi angeboten.
Genauso geschmackvoll wie das gesamte Interieur. Nur hochwertige Materialien wie Holz, Aluminium und Leder wurden verarbeitet. Wer will, kann sich seinen Audi A8 auch mit Massage Funktion bestellen. Darüber hinaus stehen viele weitere Luxus-Features zur Wahl – vom voll integrierten Rear Seat Entertainment über den Innenluft-Ionisator bis hin zur Servoschließung der Türen oder der Kühlbox in der Rückenbanklehne.
Gut gebrüllt, Löwe!
Als zweites Testfahrzeug ging es mit der Topmotorisierung W12 durch die Dörfer. Auch hier wieder Fahrvergnügen en maß. Aus 6,3 Liter Hubraum werden 368 kW (500 PS) auf die Räder gepresst. Der mittlere Verbrauch bleibt mit 11,3 Liter pro 100 Kilometer (264 Gramm CO2 pro Kilometer) moderat; bei niedriger Last wird ein speziell entwickeltes COD-System aktiv. Schick schick, aber mir brannte es unter den Fingernägeln. Ich wollte es wissen. Der S8 sollte mir unter die Krallen kommen. Mit 520 PS (382 kW) röhrte er aus seinen vier Endrohren. Gut gebrüllt, Löwe. Zu schade, dass zu viel Verkehr herrschte sonst hätte ich… wenn ich doch nur…. hach! Es sollte nicht sein. Viel zu kurz konnte ich ihn treten.
Sein klangvoller 4.0 TFSI beschleunigt ihn in 4,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Zu schnell für die langsamen Dorfbewohner. Selbst auf der Autobahn konnte ich nicht wirklich austesten, was in ihm steckt, auch wenn ihm Platz gemacht wurde. Aber ich konnte seine Sportlichkeit erahnen und sie brachte mich zum Lächeln. Gänsehaut. Besonders faszinierend: das Headup-Display, das ständig im Blickfeld schwebt. Es projiziert die Anzeigen, die man sehen möchte, im primären Blickfeld als farbige Symbole und Ziffern auf die Windschutzscheibe. So muss man auch bei hohen Geschwindigkeiten den Blick nicht mehr abwenden, wenn man wissen will, wie schnell man eigentlich dahin rast.
Wenn du richtig stehst…
Zum Glück kann man Höhe und Helligkeit des Bildes einstellen, denn vor allem bei Nacht kann ein stetig schwebendes Bild vor der Nase etwas irritierend sein. Ebenso faszinierend ist das technische Highlight des neuen Audi A8. Die Audi Matrix LED-Scheinwerfer. Mit einer Million Lichtpunkten und einer intelligenten Steuerung wird Licht nur dahin gebracht, wo es auch gebraucht wird. Durch 25 individuell steuerbare Segmente können bis zu acht entgegen kommende Verkehrsteilnehmer erkannt und quasi ausgeblendet werden. So kann man die ganze Zeit mit Fernlicht fahren, ohne dass es irgendjemand stört. Wenn du richtig stehst, weißt du also, wenn das Licht schön ausbleibt.
Eine navigationsbasierte Lichtsteuerung ermöglicht es, auch Kurven bereits einzuleuchten, bevor man das Lenkrad einschlägt. Die Matrix LED Scheinwerfer wissen aus dem Kartenmaterial, wann die nächste Kurve kommt und leuchten bereits im Vorfeld in diese hinein. Perfekte Sicherheit auch bei nachtblinden Hühnern wie mir.
Fazit:
Einfach perfekt, dieser Audi A8. Jedes noch kleinste Detail wurde mit größter Sorgfalt platziert. Ist er vielleicht schon zu perfekt? Man kann suchen, wie man will. Es gibt einfach nichts zu beanstanden. Als sportlichste und auch sicherste Linie in seinem Segment ist der Audi A8 ein wahres Qualitätsmeisterwerk.
Nur bei einer Sache konnte ich dem Ingenieur eine kleine Anregung geben: Wir Frauen sind ja nicht immer die größten, auch wenn wir uns vielleicht dafür halten. 😉 Eine tief stehende Sonne wird im Straßenverkehr schon mal zum Problem. Wer da nicht mit dem Kopf am Fahrzeugdach andocken will, muss sich, um nicht geblendet zu werden, hinter die Sonnenblende strecken. Für die einen mag das ein tolles Facelifting sein. Für andere ist das einfach nur anstrengend. Warum also nicht auch hier wie bei manchen Brillenmodellen fototrope Windschutzschreiben erfinden? ‚So etwas Ähnliches haben wir uns auch schon überlegt’ höre ich nur. Na dann darf man ja auf einen weiteren neuen Audi gespannt sein.
Fotos: Simone Amores / Audi
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