Mit einem Kia vorzufahren, erforderte vor einigen Jahren noch unermesslich viel Mut. Man versteckte seinen Koreaner beim Familientreffen lieber ein paar Seitenstraßen weiter, um nicht gleich die volle Häme abzubekommen. Doch gerade in der letzten Dekade hat die Hyundai Tochter eine erstaunliche Qualitätsoffensive nach oben gemacht, so dass sie auch dem spießigen europäischen Automarkt gerecht werden. Mit dem Niro kommt nun ein Crossover-Hybrid auf den Markt, das durchaus gefällt.
Bei der Optik ließ sich Kia Chefdesigner Peter Schreyer vom derzeitigen Crossover-Trend inspirieren und kreierte eine Mischung aus SUV und Kompaktwagen. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und fügt sich harmonisch ins automobile Alltagsleben ein. Durch die dynamisch geformten LED-Tagfahrlichter bekommt der Niro seine eigene Signatur. Die optimale, weil erhöhte, Einstiegsposition dürfte besonders den älteren Semestern gefallen. Auch der Fond bietet dank des großzügigen Radstands auch für Erwachsene erstaunlich viel Platz. Die Verarbeitung scheint tadellos, von falschen Spaltmaßen keine Spur.
Dieser Eindruck setzt sich auch im Innenraum fort, der für ein Auto dieser Größe erstaunlich viel Platz bietet. Die Instrumente und die Haptik bewegen sich allesamt auf europäischen Level. Sämtliche Materialien wirken hochwertig und für die Ewigkeit gemacht. Wer einmal Platz auf den gemütlichen Ledersitzen genommen hat, wird von der sauber durchdachten Cockpitgestaltung angetan sein.
Hauptzentrale für Multimedia und Navigationsbegehren ist der knackscharfe 8-Zoll große Touchscreen in der Mittelkonsole, der alternativ auch mit Apple Car Play betrieben werden kann. Beim Sound verlässt sich Kia auf die Soundspezialisten von JBL, die hier einen grandiosen Job hingelegt haben.
Doch richtig interessant wird es unter der Haube, denn der Kia Niro ist als Hybrid Fahrzeug konzipiert worden. Zuerst geht der Niro als reiner Hybrid an den Start, für später steht auch ein Plug-In in der Pipeline. Auf der Verbrenner-Seite kommt ein 1,6 Liter-Benzindirekteinspritzer zum Einsatz, der es auf 105 PS (77 kW) bringt. Unterstützt wird dieser von einem 43 PS (32 kW) starken Elektromotor, der den Niro auf eine Gesamtsystemleistung von 141 PS (104 kW) bringt. Das Gesamtdrehmoment liegt dann bei 265 Nm, was für den Alltagsverkehr mehr als ausreichend sein sollte.
Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist mit Hilfe des sauber schaltenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes in gerade mal 11,5 Sekunden erledigt. Mit einem Topspeed von 162 km/h dürfte sich der Niro wohl eher auf der Mittelspur wohl fühlen. Ebenso machen der Sport-Modus, das straff-komfortable Fahrwerk und die Möglichkeit, die Gänge manuell über die Schaltwippen am Lenkrad bedienen zu können, keinen Sportwagen aus dem Kia. Doch für wilde High-Speed und Kurven-Attacken ist der Niro eh nicht gemacht. Wer die Eitelkeit beiseite lässt, vergisst die schicken 18 Zöller in den Radkästen und sorgt mit den regulären 16 Zoll-Rädern für einen Spritverbrauch von gerade mal 3,8 Litern.
Um diesen Verbrauch zu erreichen, wurden eine Menge an Optimierungen vorgenommen. Durch den Einsatz von hochfesten Stahl und diversen Aluminiumkomponenten wurde das Gewicht auf gerade mal 1.500 Kilogramm gedrückt. Ebenso sparen die neuen Vordersitze im Gegensatz zu bisherigen Kia-Sitzen nochmals 1,5 Kilogramm ein. Somit fällt die 33 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Polymer-Batterie sinnbildlich nicht ins Gewicht. Trotz seiner kantigen SUV-Optik wird der Niro nur über die Vorderräder angetrieben. Ein Allradsystem ist vorerst nicht geplant.
Fazit: Der Kia Niro kommt genau zur rechten Zeit auf den deutschen Markt. Mit einem Einstiegspreis von gerade einmal 24.990,- Euro dürfte der Südkoreaner in Zeiten vom schwächelnden Ruf des Diesels eine gute Investition in die Zukunft sein. Qualitätstechnisch sind die Koreaner eh schon auf Augenhöhe mit den Europäern, von daher kann man eine klare Empfehlung für den Kia Niro aussprechen. Uns hat der kleine Crossover in der Stadt jedenfalls mächtig Spaß gemacht.
Fanaticar Magazin | Fotos: marioroman pictures | Text: Mario-Roman Lambrecht
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