Sie werden immer seltener, die emotionalen Hot Hatchbacks dieser Welt. Deswegen freuen wir um so mehr als der neue Ford Focus ST in unserer Garage steht. Denn dieser gehört zu definitiv noch zu der Gatttung emotional, Warum? Ein Erklärversuch!

Wie klingt ein aufgeladener 2,3 Liter Vierzylinder in einem Ford Mustang? Lockt jetzt nicht unbedingt Gelüste hervor, oder? Wird aber trotzdem als Basis verbaut und scheinbar auch gekauft. Nun ja… Aber wie klingt eben dieser 2,3 Liter Turbo-Vierzylinder in einem Ford Focus ST? Oh glaubt mir- wenn ihr ihn einmal im Race Modus gefahren seid sogar fantastisch. Der neue Ford Focus ST ist wieder ein wahres Brett geworden.

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Nur noch eine Info am Rande – den ST gibt es auch als Diesel. Hat in etwa den gleichen Nachgeschmack wie der Mustang mit Vierzylinder aber der GTD von Volkswagen scheint ja auch Käufer zu finden. Info abhakt und hoffentlich schnell wieder vergessen denn „Muhahaha“ der Ford Focus ST ist nur echt mit Super Plus in den Venen. 280 wilde Pferde- 30 mehr als beim Vorgänger- haben nichts anderes zu tun als die Vorderachse mit einem geballten Drehmoment von maximal 420 Nm zu malträtieren. Eigentlich ein Argument für nervige Anfahrten bei Schlechtwetter aber -wow – Ford hat es meisterlich hinbekommen Traktion trotz Druck zu erzeugen.

2020 Ford Focus ST | Fanaticar Magazin

Wie? Ford regelt die Drehmomentwut über ein elektronisch geregeltes Sperrdifferential (eLSD) welches erstmals serienmäßig bei Fronttrieblern eingesetzt wird. Das Resultat ist trotz Winterschlappen faszinierend. Der Ford Focus ST trotzte fast schon arrogant dem Hamburger Schietwetter und sogar kurzzeitigem Schneefall. Selbst provokante Kurvenmanöver die bei den meisten Konkurrenten unweigerlich zum Untersteuern führen steckte der ST fast unmerklich weg. Die Zusammenarbeit zwischen Traktionskontrolle, ESP und Sperrdiff gehört definitiv zu den besten was der Markt derzeit hergibt. Ähnlich begeistert war ich im Alltag in letzter Zeit nur vom Hyundai i30n. GTI? Mal schauen was Generation 8 so kann, Nummer 7 war in der Hinsicht gerade mal besseres Mittelmaß – egal in welcher Variante.

Aber hey, Ford ist ja nun auch kein Neuling auf dem Markt und der Focus hat sich schon länger bewährt. Problematisch geäußert wurde sich über Ford meist nur über die Haptik im Innenraum. Aber auch das hat man in den Griff bekommen. Die Materialienauswahl ist gut, die Bedienbarkeit vorbildlich und Platz ist auf allen Plätzen ausreichend vorhanden. Der ST punktet darüber hinaus noch mit extrem guten Sportsitzen von Recaro die neben dem nötigen Seitenhalt auch einen sehr guten Sitzkomfort bieten.

Austattungstechnisch ist der Focus ST schon ab Werk eine gute Wahl- perfekt wird er aber erst mit den folgenden Optionen. Für 500 Euro Aufpreis ist das Design-Paket IV drin. Das macht den ST nicht nur optisch noch ansprechender, es hat auch die wirklich empfehlenswerten LED-Scheinwerfer inkludiert. Gerade am Licht sollte wirklich nie gespart werden. Auch das Ford Navi mit 8-Zoll Touchscreen lohnt sich, diese Option belohnt nämlich direkt mit dem B&O Soundsystem welches in dieser Liga zu eindeutig zu den besten gehört. Last but not least: Das Performance-Paket macht den ST erst zu den Rabauken der er optisch schon vorgibt zu sein.

Mit dem Performance Paket wird der ST nämlich offiziell Rennstreckentauglich was auch der zusätzliche Fahrmodi „Track“ beweist. Beim Fahrwerk kommt hier eine elektronische Dämpferreglung, beim Getriebe eine Zwischengasfunktion und für den perfekten Vortrieb eine Launch Control zum Einsatz. Mit dieser Option holt Ford wirklich das letzte raus was sich noch mit einer guten Alltagstauglichkeit vereinen lässt. Im „Track“ Modus rotzt die regulär im Normal-Modus bassige aber immer angenehme klingende Auspuffanlage freudig ihre Emotionen heraus. Herrlich! 

So ausgestattet wieselt der Ford Focus ST sich bissig durch jede Kurve, hängt immer gierig am Gas und lässt hier und da sogar den einen oder andern leichten Schwenk mit dem Heck zu. Man fragt sich tatsächlich: Wenn die Ford Ingenieure bereits schon so viel Liebe in den ST gesteckt haben – was wir dann der Focus RS dann für ein Monster werden? Mercedes-AMG, BMW-M und Volkswagen R sollten sich schon jetzt darauf vorbereiten, dass etwas wirkliche Böses kommen wird. Oder auch nicht – denn glaubt man den ersten Gerüchten könnte das Projekt wegen der immer strengeren Emissiongrenzwerte auf Eis gelegt worden sein… oder als Hybrid auf den Markt kommt.  Offiziell bestätigt wurde dies jedoch noch nicht. Die Hoffnung stirbt zu Letzt.

Fazit: Ford hat es tatsächlich geschafft den Focus in eine neue Sphäre zu hieven. Der ST jongliert geradezu perfekt zwischen Alltagstauglichkeit, Fahrfreude und einem Motor der dank des immensen Drehmoments sowohl faul komfortabel als auch leistungsfordernd genutzt werden kann. Technisch wird man mit allem verwöhnt was gerade auf dem Markt ist und preislich bleibt man finanzierbar. Wer weiß wie lange wir noch diese Art der Emotionen erleben dürfen in Zeiten der Elektrifierzung. Deswegen: Am besten genießen so lange es möglich ist.

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures / Video: Anastasia Ost | Text: Mario-Roman Lambrecht

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