Es war dieser Augenblick, als der mattgraue, 609 PS starke, Polestar 1 in der heimischen Garage seinen Platz einnehmen durfte. Mir entfleuchte ein leises “Wow”. Und eben dieses „Wow“ hallte den gesamten Testzeitraum hinterher.
Design | Schwedische Coolness
Thomas Ingenlath, Chefdesigner und CEO von Polestar, zeigt eindrucksvoll, wie klassisch skandinavisches Design funktioniert. Keine Linie zu viel, aber dennoch genau an den richtigen Punkten perfekt proportioniert. Eine dominante Präsenz, ohne jemals in die flegelhafte Ecke zu geraten. LED-Schein- und Rückwerfer sorgen nicht nur für die optimale Ausleuchtung, sie vervollständigen das Design .
Dieses Coupe hat das Potenzial, ein zeitloser Klassiker zu werden. Selten wird es eh sein, denn in der dreijährigen Bauzeit werden nur 1.500 Stück von ihm produziert.
Innenraum | Nur echt mit Polarstern
Und auch das hineinwerfen in die extrem bequemen, aber dennoch an den Seiten griffigen Sitzen offenbart ein gemütliches Innenraumambiente, dessen Grundcharakteristik bauartbedingt von Konzernmama Volvo bekannt ist. Carbon-Applikationen – oder besondere Polestar-Elemente wie der gläserne Schaltknauf oder der in der Nacht leuchtende Polarstern im serienmäßigen Panoramaglasdach – sorgen dennoch für eine eigenständige Premiumoptik.
Das Zentraldisplay präsentiert sich im Hochformat und ist erstaunlich gut durchdacht. Apple Car Play und Android Auto fühlen sich hier gut aufgehoben. Allerdings ist man beim
Polestar 2 mit einem eigenen Google System schon einen Schritt weiter gegangen. Analoge Instrumente sucht man hier vergebens. Eine extrem gut ausbalancierte Soundanlage aus dem Hause Bowers & Wilkins sorgt für standesgemäßen Premiumklang.
Ein ganz besonderes Lob gilt der Übersicht im Polestar 1. Diese ist so gut geraten, dass die optionalen Parkassistenz-Systeme schon fast überflüssig sind. Davon dürfen sich andere Premiumhersteller gerne eine Scheibe abschneiden.
Polestar 1 | Ultimative Kraftentfaltung
Doch der Polestar 1 glänzt nicht nur mit einem außergewöhnlichen Design – er zeigt auch allen derzeitigen Plug-in-Hybriden, kurz PHEV, wie das Konzept eigentlich funktionieren sollte.
Inn diesem Fall arbeitet ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbo mit 309 PS (227 kW) zusammen mit drei Elektromotoren – vorne 68 PS (50 kW), hinten 232 PS (171 kW) – die es auf eine mehr als beachtliche Systemgesamtleistung von 609 PS (448 kW) bringen.
Einmal das Gaspedal in das Bodenblech versenkt, wird die Masse von 2,3 Tonnen in gerade mal 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h geschoben. Das dabei maximale anliegende Systemdrehmoment von gewaltigen 1000 Nm gleicht dann fast einer Achterbahnfahrt. Bei der Vmax rebelliert der Polestar 1 gegen die 180 km/h Grenze von Mama Volvo – hier ist erst bei 250 km/h Schluss.
Polestar 1 | Die Batterie hält bis zu 130 Kilometer
In der Mittelkonsole lassen sich über ein Drehrad vier Fahrmodi einstellen (AWD, Pure, Hybrid undPower). Wir fahren im Verlauf des weit über 1000 Kilometer langen Testzeitraums primär im Plug-in- oder im rein elektrischen Pure-Modus. Erstaunlicherweise überbot der Polestar 1 die angegebene Reichweite von 130 Kilometern sogar mehrfach.
Doch nicht nur die Reichweite lässt die Konkurrenz blass aussehen, auch die Möglichkeit, schnell Laden zu können, ist ein echter Gamechanger. Denn während man bei regulären PHEV irgendwann genervt ist vom stundenlangen Öaden, ist der 1 an einer 50-kW-Station in nur einer Stunde wieder aufgeladen. Nur so kann das Konzept funktionieren.
Man könnte auch sagen, der Polestar 1 ist der erste ernsthafte Plug-in, der auch auf Langstrecke mit Voll-Hybriden vom Formate eines Lexus mithalten kann – und den Verbrauch sogar deutlich unterbietet. Am Ende unserer Testphase kamen wir auf irrwitzige 2,8 Liter Durchschnittsverbrauch, trotz einiger „Power“-Fahrten.
Nachteile des ganzen Konzepts? Der Polestar 1 ist wie schon erwähnt sauschwer, was die Reifen belastet. Und natürlich fressen auch die Batterien en ordentliches Ladevolumen im Kofferraum weg. Immerhin ist man hier im Besitz einer Rücksitzbank, auf der man sowieso nur Gepäck oder Menschen setzen würde, die man schon immer mal quälen wollte.
Trotz seiner Masse fühlt sich der Polestar 1 zu keiner Sekunde träge an. Besonders deutlich wird dies im rein hinterradgetriebenen Pure-Modus, bei dem das sofort ansetzende Drehmoment der Elektromotoren für viel Fahrspaß sorgt.
Fazit: Noch nie hat sich Plug-in so gut angefühlt
Der Polestar 1 beweist eindrucksvoll, dass das Konzept des Plug-in-Hybrid doch funktionieren kann. Denn dieser Antrieb kann auf Dauer nur mit einer ordentlichen E-Reichweite und einer Schnellladefunktion erfolgreich sein.
Während die Kollegen derzeit nur versuchen, CO2´-Emissions-Schadensbegrenzung zu betreiben, zeigt Polestar, wie ein solches System harmonieren könnte. Und so erschleicht sich der „One“ mein Herz – uns trennt leider nur die Tatsache, dass ein längeres Zusammensein eine Überweisung von 155.000,- Euro zur Folge hätte. So bleibt er nur ein verdammt seltener Traumwagen.
Fanaticar Magazin | Text: Mario-Roman Lambrecht | Fotos: MarioRoman Pictures | Mehr Infos über Polestar
Teilen mit:
- Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Pinterest zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Tumblr zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf LinkedIn zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um einem Freund einen Link per E-Mail zu senden (Wird in neuem Fenster geöffnet)
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.