Wir schreiben jetzt einmal etwas Unfreundliches: je länger wir den Veloster anschauen, desto weniger gefällt er uns. Es könnte auch an den schrecklichen Farben liegen, in denen er sich auf den (Schweizer) Strassen präsentiert, diese fahle Grün, diese komische Braun-Orange – Farben, die halt noch unterstreichen, dass da schon etwas gar viel Design stattgefunden hat, es gar viele Linien und Flächen und Kanten und links nur eine Tür und rechts zwei Türen gibt. Ok, wir sind ja froh, dass die Koreaner endlich einmal etwas wagen, doch sie wagen auch mit dem i30 etwas, und mit dem i40, und dieses zwar auch offensive Design, das aber auch ganz europäisch zurückhaltend bleibt, gefällt uns einfach besser als dieses koreanische Tschabum.
Andererseits: da stand jetzt ein Veloster Turbo in einem matten Grau. Das geht dann wieder in Richtung: cool. Weil nichts glänzt und funkelt, die Linien sanfter werden, einfacher verständlich. Aber gleich nochmals andererseits: der Turbo wird durch diverse Spoiler und andere Anbauteile auch nicht schöner. Aber da steht er ja nicht so ganz allein. Doch in dieser Kategorie von Automobilen gehört «pimp my ride» anscheinend einfach dazu. 3 Zentimeter länger und 1,5 Zentimeter breiter wird der Turbo mit den Anbauten.
Zuerst einmal noch ein kleine Enttäuschung: während der Veloster Turbo in den USA, wo er schon im Verkauf ist, mit 208 (oder 211) PS antritt, muss er für Europa mit 186 PS auskommen. Wir wissen jetzt nicht, ob das wirklich ein gutes Verkaufsargument ist, dass dafür das maximale Drehmoment von 265 Nm schon bei 1500/min anliegt (und bis 4500/min gleich bleibt) – sportliche Coupés müssen doch eigentlich durch Spitzenleistungen glänzen, nicht mit Alltagsqualitäten. Auch die Beschleunigungswerte, die Hyundai angibt, reissen uns nicht vom Sitz: den Sprint von 0 auf 100 km/h soll der Automat in 8,1 Sekunden schaffen, mit dem manuellen 6-Gang-Getriebe verstreichen gar 8,4 Sekunden. Das ist nun alles andere als wild, der Toyota GT86 schafft es in 7,2 Sekunden, und selbst ein VW Polo BlueGT mit nur 140 Pferden knallt das in 7,9 Sekunden auf den Asphalt. Logisch, niemand tut das, oder zumindest selten, aber nur schon beim Quartett-Spielen sieht der Hyundai ziemlich alt aus. Höchstgeschwindigkeit: 214 km/h.
Im Fahrbetrieb gefällt uns die Charakteristik des direkteingespritzten 1,6-Liter-Turbo, er versieht seinen Dienst erfreulich zurückhaltend, sehr souverän, da gibt es kein Gescharre der Vorderräder, keinen wilden Turbo-Bums (und entsprechend auch keine Gedenksekunde, bevor der Lader mittut), sondern eine angenehm lineare Leistungsentfaltung. Doch auch da fragen wir uns, ob diese lockere Nummer wirklich zu der Veloster-Turbo-Zielgruppe passt, ob die jüngere, dynamische, extrovertierte Kundschaft, auf die dieses Fahrzeug abzielt, damit wirklich glücklich werden wird. Oder ob sie nicht doch lieber ein wenig Krach möchte, und den Knall dazu, plus auch noch einen Kick. Als Durchschnittsverbrauch gibt Hyundai 6,9 Liter für den Handschalter an (157 g CO2/km), und dann doch ziemlich feiste 7,7 Liter für den Automaten (174 g CO2/km).
Für die europäische Version wurde das Fahrwerk verändert; ob es verbessert wurde, das können wir nicht beurteilen, denn wir sind die US-Version ja nie gefahren. Anscheinend soll das alles straffer sein, und das ist dann gut so: wir haben den Veloster auch als Turbo als nicht übermässig sportlich empfunden, da würde schon noch etwas etwas mehr gehen an einer gesunden Härte. Die Lenkung ist gut, kurze Wege, präzis – man spürt aber schon, dass der Hyundai ein Fronttriebler ist, das zerrt in der schnell durcheilten Kurve schon ziemlich am Lenkrad. Was uns auch noch aufgefallen ist: bei Tacho 200 gab es plötzlich laute Windgeräusche im Wagen. Und dieser Tacho muss kräftig vorauseilen, wir erreichten locker 240 km/h.
Innen gibt es ein paar sportive Applikationen, das sieht alles proper aus, gut aufgeräumt – auch deshalb, weil es nicht 212 Knöpfchen und Schalter gibt. Die Sitze sind ausgezeichnet, sehr guter Seitenhalt und trotzdem alleweil bequem genug. Auch das Platzangebot ist halt, wie es so ist in einem Veloster; das Türkonzept ist lustig, aber auch nicht mehr.
Den normalen Veloster gibt es in der Schweiz ab 23’990 Franken; für den Turbo sind 30’340 Franken zu entrichten. Das ist natürlich ein ausgezeichnetes Angebot, auch deshalb, weil die Ausstattung schon sehr komplett ist. Im August sollen die ersten Turbos in der Schweiz ankommen.
Text: Peter Ruch (Radical-Mag)