Abschied nehmen fällt selten leicht. Und er fällt noch schwerer, wenn einem gerade der Schlüssel zu einem Bentley Continental GT Azure in die Hand gegeben wurde.

Von Zwölf auf Acht. Von Acht auf Sechs. Die Anzahl der Zylinder schwindet beim britischen Luxushersteller. Nicht weil sie es wollen, einfach weil die Politik das ohne Sinn und noch weniger Verstand so entschieden hat. Doch vor mir gibt es immerhin noch die vollen Acht. Und die gilt es zu genießen.

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Fahrbericht Bentley Continental GT V8 (2024) | Brummiger Abschied

Denn dieser Motor ist ein echtes Meisterwerk. Im Grundskelett aus dem Volkswagen-Regal entnommen, haben die britischen Techniker hier ein komplett neues Aggregat geschaffen, das in Perfektion Kraft und zugleich Laufruhe offenbart. Bei Bentley gibt es keine Kompromisse. So einfach ist das. Und so mögen wir das.

Heiser röchelt es aus den Endrohren, als ich den Startknopf betätige. Kein hochfrequentes Gekreische eines Ferrari, kein Erbeben vom Format eins US-Cars und ganz bestimmt kein Proleten-Gebrüll made by AMG. Nein, es ist ein kraftvoller, aber niemals aufdringlicher Klang, der einen bei jeder Fahrt begleitet. Der aber auch ein wenig lauter wird, gibt man dem Continental GT im Sport-Modus den nötigen Freilauf.

2024 Bentley Continental GT Azure | MarioRoman Pictures

Leistung und Eleganz auf der Straße

An Leistung mangelt es dem Briten nicht. 550 PS marschieren im Gleichschritt und lassen die 2,2 Tonnen geradezu wegschmelzen. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in 4,0 Sekunden erledigt. Das maximale Drehmoment von bis zu 770 Nm wird vom serienmäßigen Allradantrieb unter Kontrolle gehalten. Wer den Luxus der deutschen Autobahn genießen kann, fliegt im Continental GT mit bis zu 318 km/h über die Fahrbahn. Das alles steckt der Brite mit einem beängstigenden Ruhepuls weg. Keine Frage, dieses Auto ist ein echtes Meisterwerk.

Auch die Außenhülle ist ein echter Augenschmaus. Lange Motorhaube, kurzes Heck – so soll ein klassischer GT aussehen. Natürlich gibt es modernste LED-Technologie, und in den Radkästen drehen sich auf Wunsch bis zu 22 Zoll große Felgen und im Fall der Fälle wurde auch eine gewaltige Bremsanlage dahinter verbaut.

Bentley Continental GT | Luxus und Technologie im Innenraum

Noch seltener als einen Bentley Continental GT auf der freien Wildbahn zu sehen, ist allerdings der Blick in den Innenraum. Hier versammelt sich die Crème de la Crème der Haptik. Edelste Materialien sorgen für ein grandioses Gefühl. Doch auch technisch gibt sich der Brite nicht versnobt, sondern bedient sich dank gemeinsamer Plattform mit dem Porsche Panamera neuester Technik. Ein echtes Highlight ist das drehbare Display, das bei Nichtbedarf in eine Fläche mit analogen Instrumenten gedreht werden kann und im Stillstand komplett in der Mittelkonsole verschwindet.

Die Rücksitze reichen für eine kurze Stadtfahrt, länger möchte man dort aber nicht verweilen. Der Kofferraum schluckt bis zu 358 Liter und ist somit absolut reisetauglich. Doch die richtige Freude beginnt hinter dem Volant.

2024 Bentley Continental GT Azure | MarioRoman Pictures

Bentley Continental GT | Fahrspaß und Abschied mit Stil

Und so genieße ich das letzte Grummeln mit Freude. Gar nicht mal so schnell, denn wem will ich mich in diesem Auto beweisen? Jeder weiß, dass dieses Auto in einer anderen Liga spielt und die Gegner hier rar gesät sind. Nein, dieses Auto ist dafür gemacht, genossen zu werden. Entspannt von A nach B zu cruisen. Der famosen, perfekt abgestimmten, Naim-Soundanlage zu huldigen. An diesen Tagen meint es der Wettergott gut mit mir.

Mit einem Knopfdruck verschwinden alle vier Fenster des Continental GT nahtlos im Nichts – und das ohne lästige B-Säule. Ein Arm am Lenkrad, ein Arm lässig auf dem Fenster gelehnt. An diesen Tagen ist mir alles egal, denn schöner kann ein Abschied gar nicht zelebriert werden. Ob nun mit V8 oder W12, es war immer ein besonderes Erlebnis. Ich hatte viele schöne Erinnerungen mit dir. Mal sehen, wie du dich in Zukunft machen wirst.

Bentley Continental GT | MarioRoman Pictures

Fanaticar Magazin

Credits: Photos: MarioRoman Pictures