Der Touareg musste in den letzten Jahren massiv an Zylinder-Federn lassen. Nachdem auch der grandiose V8 TDI in den Ruhestand geschickt wurde, präsentiert sich nun der 462 PS starke Plug-In-Hybrid Touareg R als Speerspitze.
Ohne ihn wäre wohl vieles anders im Volkswagen-Konzern gelaufen. Als Volkswagen und Porsche 2002 den Cayenne und Touareg auf den Markt brachten, war man ein wenig verwirrt. Zum einen, weil Volkswagen auf einmal in die Oberklasse drängte, zum anderen, weil die Kombination Porsche und SUV bei vielen Fans blankes Entsetzen auslöste. Beide Modelle wurden vom Start weg zu Bestsellern und brachten auch die Schwestermarke zum Nachdenken. Es folgten der Audi Q7, Q8, Bentley Bentayga und Lamborghini mit dem Urus, die sich allesamt als echte Cashcows herausstellten. Nur um den Touareg wurde es immer stiller. Er war von Anfang an der ruhige Gentleman in dieser Liga. Der Touareg R will das wieder wettmachen.

Er war in dieser Runde der vernünftige unter den Wilden. Zumindest optisch. Denn die erste Generation hatte es in sich und kam sogar mit dem Bentley W12 mit 450 PS auf den Markt. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal hatte zudem der 313 PS starke V10 TDI. 2007 folgte der R50. Der kam zwar „nur“ mit V6 TDI, brachte aber dafür 351 PS auf die Pneus. Mit einem maximalen Drehmoment von 850 Nm übertraf er sogar den W12.
Zudem waren die erste und zweite Generation dank des adaptiven und höhenverstellbaren Luftfahrwerks sehr flexibel im Gelände, was Porsche mit dem Cayenne S Transsyberia mit entsprechenden Modifikationen nochmals untermauerte. Eine extrem stark modifizierte Variante des Touareg trat zudem mit Jutta Kleinschmidt hinter dem Lenkrad bei der Rallye Dakar an. Da jedoch die tatsächliche Nutzung von Kunden jenseits des Schotters im Promillebereich lag, sah man in der neuesten Generation von den teuren und vor allem schweren Extrakomponenten ab. Selbst jetzt dürfte der Touareg immer noch zu mehr in der Lage sein, als 99 Prozent der Käufer ihm jemals abverlangen dürften.

Bis 2020 durfte die neueste Touareg-Generation noch mit 421 PS starkem V8 TDI antreten. 900 Nm maximales Drehmoment, gerade mal 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und Verbräuche im einstelligen Bereich. Die wohl harmonischste, aber leider auch kostenintensivste Variante des Touareg. Der Ersatz kam in Form des Touareg R.
Unter der Haube des Touareg R teilen sich ein aufgeladener Dreiliter-V6 (340 PS) und ein 136 PS starker Elektromotor die Arbeit untereinander auf und bringen es auf eine Systemgesamtleistung von 462 PS. Der stärkste Touareg aller Zeiten. Das Gaspedal in den Boden gedrückt entfesselt er geballtes Drehmoment von 700 Nm und lässt den Wolfsburger dank flotter Acht-Gang-DSG-Schaltung in 5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h schießen. Aber seien wir ehrlich: Für wilde Ampelstarts kauft man sich keinen SUV.

Nein, der Touareg R glänzt nach wie vor als echter Langstreckenläufer mit strafferer, aber dennoch immer noch komfortabel abgestimmter Dämpfung und massigem Platzangebot im Innenraum. Alles natürlich etwas sportlicher auf R getrimmt, um die Boss-Aura zu wahren. Dazu gibt es IQ.LIGHT HD-Matrixscheinwerfer, die immer für optimale Ausleuchtung sorgen. Exklusiv dem R vorbehalten ist die Mattlackierung „Silizium Grau Matt“ sowie besondere 21-Zoll-Leichtmetallräder. Auch das Park Assist Pro, das fernbedientes Ein- und Ausparken ermöglicht, funktionierte im Test problemlos.
Der Innenraum ist sauber verarbeitet, und die Rundumsicht gehört zu den besten in seiner Klasse. Die Monitoranordnung weiß zu gefallen, und im Gegensatz zu anderen Modellen des Konzerns stimmt hier auch die intuitive Abstimmung des Touchscreens, obwohl wir nach wie vor der Meinung sind, dass Touch-Displays zu sehr vom Verkehr ablenken. Technisch gibt es nichts zu meckern; hier präsentiert Volkswagen alles, was das Konzernregal hergibt. Auch der Fond bietet dank eines Radstands von 2,89 Meter mehr als genug Platz ebenso wie der Kofferraum mit bis zu 665 Liter an Volumen. Mit umgeklappter Rückbank sind sogar bis zu 1.6757 Liter drin.

Die Aufpreisliste ist beim Touareg R erstaunlich dürftig geraten. Mit dem Aktionspaket „Plus“ inklusive Anhängevorrichtung geht man mit 10.040 Euro quasi all-in. Für satten Sound sorgt das optionale Dynaudio-System zu einem Aufpreis von 1.610 Euro. Bedenkt man den Basispreis von 100.280 Euro und die Aufpreispolitik der Schwestermarke, zeigt das, dass das tatsächlich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist. Man bewegt sich hier nun mal im Premium-Segment.
Doch kann er sich gegenüber dem V8 TDI bewähren? Vollgeladen geht es urban auf Wunsch rein elektrisch umher. Das reicht in der Realität für 40 bis 50 Kilometer, so dass sich der Verbrenner in den meisten Fällen noch nicht mal dazu bemühen muss. Im Team und auf der Langstrecke gibt es je nach Fahrweise Verbräuche zwischen 9 und 13 Litern. Das ist okay für ein Fahrzeug dieser Klasse.

Bei der Reichweite im Alltag kam der Touareg R bei uns mit rund 650 Kilometern nicht so weit wie der Diesel. Defensiv gefahren dürften noch ein paar Kilometer mehr drauf sein. Die gemütliche Reisegeschwindigkeit pendelte sich so zwischen 130 und 180 km/h ein. Bei Bedarf gibt es bis zu 250 km/h, spätestens dann kommt das intelligent agierende Hybridsystem auf Dauer nicht mehr mit und lässt dann nur noch den Benziner die Bärenarbeit machen. Last but not least können weiterhin bis zu 3,5 Tonnen hinterhergezogen werden.
Fazit: Auch wenn wir dem V8 TDI nach wie vor hinterhertrauern, hat sich der Touareg R e-Hybrid durchaus als gelungene Alternative etabliert. Die Tugenden des Touareg, Langstreckentauglichkeit und Komfort, sind nach wie vor an erster Stelle. Volkswagen schafft es immer wieder, Fahrzeuge zu bauen, die in ihrer Klasse die besten Allrounder sind.
Technik | Details |
---|---|
Motor-Bauart | V6 TFSI + Elektromotor |
Getriebe | 8-Gang-Automatik (Tiptronic) |
Hubraum | 2.995 cm³ |
Leistung Motor | 250 kW (340 PS) |
Maximales Drehmoment | 450 Nm / 1.340 – 5.300 1/min |
Elektrische Leistung | 100 kW (136 PS) |
Systemleistung | 340 kW (462 PS) |
Systemdrehmoment | 700 Nm |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 5,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch kombiniert | 25,5 kWh/100 km + 2,5 l/100 km |
Verbrauch entladen | 9,6 l/100 km |
Elektrische Reichweite | 48 km |
Ladedauer AC 2,3 kW (0–100%) | 08:30 h |
Ladedauer AC 3,6 kW (0–100%) | 05:10 h |
Ladedauer AC 7,2 kW (0–100%) | 02:30 h |
Gewicht | 2.470 kg (Leergewicht) |
Zuladung | 550 kg |
Gepäckraumvolumen | 665 l |
Maße (L x B x H) | 4.902 x 1.984 x 1.693 mm |
Radstand | 2.899 mm |
Wendekreis | 12,3 m |
Kraftstoffvolumen | 75 l (Benzin) |
Abgasnorm | EURO 6 EA |
Preis | ab 100.280,00 Euro |



Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
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