2006. Neben einem für kurze Stadtfahrten eher unbequemen 350Z Roadster musste ein weiteres Auto her, ein Stadtflitzer. Einer, der auch auf der langen Strecke nicht für Rückenprobleme und entnervtes Fahren mangels Kraftreserven sorgt.
Einer, mit dem ohne Peinlichkeitsfaktor jemand vom Flughafen abgeholt werden kann. Einer, wo der Hund mal eben rein- und raushüpft, ohne dass sich das sensible Tier wie beim 350er im mobilen “Z”winger fühlt.
Golf? Damals außer als Golf IV R32 alles langweilig. Und der erste R32 ist nicht komfortabel genug. Zu dieser Zeit hatte sich der 1er BMW seine ersten Meriten erarbeitet und war, wie heute, im Trend bei den Kompakten. Das Einstiegsmodell mit Hinterradantrieb weckte als Fünftürer das Interesse. Bei der BMW-Niederlassung in Hamburg wurde ich dann fündig.
Dort stand dieser graue 120d mit Leder, Automatik, Sportfahrwerk, 17 Zöllern, Xenon, Schiebedach, Navi, iDrive und allerlei Feinheiten wie dem Licht- und Komfortpaket. Auch spezielle Optionen wie zum Beispiel Regensensor, Tempomat, Nebelleuchten usw. waren mit an Bord.
Zugegeben, der Grund, warum dieser bayerische Jungspund noch zu haben war, lag auf der Hand: Über 35.000,- Euro rief der Händler für das kleine, neue Diesel-Schmuckstück auf. Nachdem man sich einig war, bekam der 1er seinen Platz in meiner Garage. Als beruflicher und privater Transportgegenstand gekauft und erledigt. Anfangsemotionen gleich Fehlanzeige. Es sollte aber alles ganz anders kommen.
Mit den ersten Tagen begann ich, die Annehmlichkeiten zu schätzen. Ganz wichtig: Kommunikation. Telefon auf Bluetooth, einmal gekoppelt, für immer angebunden. Telefonieren ist in jedem neueren BMW ein Kinderspiel, in den aktuellen Neuwagen mit Internetzugang sowieso. Zudem lassen sich die Funktionen sehr gut übers Lenkrad bedienen, was richtig entspannt ist. Später kam dann das erste iPhone, mit dem ich über den Klinkenstecker sogar meine Musik abspielen konnte.
Die Ledersitze sind für mich und selbst für einen über 1,85 Meter großen Mann äußerst bequem. Bei BMW ist ja traditionell eh alles auf den Fahrer ausgerichtet, die Möglichkeiten zur Einstellung der Sportstühle sind klasse. Hinten ist’s für mehrere Personen eng, aber für kurze Fahrten und besagten Hund reicht es locker.
Im Vordergrund steht neben der Ausstattung natürlich der Durchzug. Das Sportfahrwerk in Kombination mit der direkten Lenkung und den breiten Gummis ist klasse. Der 120d rennt für einen Kompakten ganz gut nach vorne. Was mich nicht davon abhielt, den Antritt nachhaltig ein wenig zu befeuern. Heute kann ich das Geheimnis ja lüften: Klammheimlich habe ich einen Chip einpflanzen lassen, der dem 120d circa 400 Newtonmeter Drehmoment (Serie: 340 Nm) und um die 190 PS (Serie: 163 PS) verpasste. Mit dieser Leistung sowie seinen komfortablen inneren und äußeren Werten fuhren der Kleine und ich im Alltag gemeinsam ins Glück.
Wenn wir beruflich unterwegs waren, hatten etliche andere Menschen das Vergnügen mit ihm. Auf Events oder bei Shootings fuhr er mit seinen Corona-Ringen in der Kolonne mit Supersportwagen, er war an den bekanntesten Rennstrecken dieser Welt und parkte nachts gemeinsam mit Boliden, die locker mehr als das Zehnfache von ihm kosten. Ich raste quick and dirty zu Terminen, fuhr bei Filmpremieren oder Edelrestaurants vor. Nie war es mir in dem Umfeld peinlich, exakt diesen 1er BMW zu fahren.
Wir waren in Monaco, checkten gemeinsam im Fairmont Hotel ein und der Concierge parkte den 1er unvergessen sowie beinhart direkt vor dem Eingang – neben einem Bugatti Veyron. Touristen und Schaulustige knipsten das Auto daraufhin wie die Paparazzi ab. Etliche Male sind wir in der Schweiz zu Terminen oder Produktionen gewesen. Ich habe Freunde, Arbeitskollegen, Kunden und Promis mitgenommen, die ihn manchmal selbst gefahren haben.
Die begeistert waren, dass die Türgriffe in der Nacht leuchten und sich die Tür durch Handauflegen am Griff schliesst. Oder die es immer lauter wollten, weil die Bässe des Soundsystems so cool klingen. Keiner hat je ein schlechtes Wort über meinen 120d verloren. Auf langen Strecken, gerade durch die Schweiz, rollte das Auto mit einer Tankfüllung knapp 700 Kilometer weit. Und wenn wir es eilig hatten, waren locker Geschwindigkeiten bis 230 km/h drin, um größere Autos bei der Außendienstrallye easy wegzubügeln.
Was ich aber wirklich an diesem Auto schätze, ist, dass ich es fahren und benutzen kann, ohne mir über irgendetwas Gedanken zu machen. Alles funktionierte immer – bis auf Verschleiß oder überschaubare Ausnahmen. Nach 130.000 gemeinsamen Kilometern folgt nun die Schadensbilanz. Unplanmäßige Werkstattaufenthalte neben Winter- bzw. Sommerreifenwechsel (Runflat) und den Inspektionen: Zwei. Einmal verabschiedete sich beim Schließen der Beifahrertür ein Stück der Abdeckung (siehe Bildergalerie unten), was von BMW auf Garantie erledigt wurde. Der zweite nicht geplante Besuch des Meisters im blauen Kittel betraf die Elektrik.
Eines schönen Morgens im Jahre 2009 wollten sich weder Fenster noch Schiebedach öffnen lassen. Eine Viertelstunde später hatte der BMW-Experte technisch wieder alles im Lack. Meine Erwartungen an so ein Auto der Kompaktklasse wurden übertroffen. Aus der ursprünglichen Nutzungsvereinbarung von 2006 sind echte Emotionen geworden.
Im Sommer 2011 musstest Du gehen. Danke für die Treue und Deine zahlreichen positiven Eigenschaften. Nicht nur ich vermisse Dich. Und vergessen werde ich Dich schon gar nicht. Goodbye, mein Freund…
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Bildergalerie aus einem Autoleben (Handyfotos):
Quelle: Media Lotse / Fotos: via iPhone
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