Cars & Girls by Andres Sarda - Fanaticar Magazin

Cars & Girls by Andres Sarda – Fanaticar Magazin

Dass das spanische Lingerie-Label Andres Sarda, das 2012 seinen 50. Geburtstag feiert, ausgerechnet einen Lincoln Continental als Background für die Präsentation seiner jüngsten Kollektion gewählt hat, mag Zufall sein. Vielleicht hat dem Fotografen das amerikanischen Cabrio aus den 60er Jahren einfach gefallen. Wahrscheinlich war es aber so, dass der Lincoln ganz bewusst gewählt wurde, denn Designer, Fotografen, Künstler lieben diese Anspielungen, sie demonstrieren gern in den Details ihr Kunstverständnis, ihre Kenntnisse der Kunstgeschichte, und der Lincoln Continental ab Modelljahrgang 1961 ist eine Ikone des Industrie-Designs. Und er passt perfekt zum 50. Geburtstag der Marke Sarda.

Anzeige:
Cars & Girls by Andres Sarda - Fanaticar Magazin

Cars & Girls by Cosabella – Fanaticar Magazin

Das Design des 61er-Conti stammt von Elwood Engel, und es war ein kompletter Bruch mit allem, was bisher aus der amerikanischen Auto-Industrie gekommen war. Der Modelljahrgang 1959 von General Motors hatte die grössten, wahnsinnigsten Heckflossen alles Zeiten hervorgebracht, nie waren sie höher (Cadillac), nie waren sie breiter (Chevrolet Impala). Und GM hatte Erfolg mit dieser Art von Design, das von Harley Earl stammte – so viel Erfolg, dass allen anderen amerikanischen Marken nur das Nachsehen blieb. Elwood Engel hatte schon früher Gegensteuer geben wollen, das schon mit dem Entwurf für den 58er Thunderbird ausgedrückt, doch er konnte sich zuerst nicht durchsetzen. Als sein Vorschlag dann für den Lincoln-Modelljahrgang 1961 angenommen wurde, war Engel schon auf dem Weg zu Chrysler, wo er in den 60er Jahren als Chefdesigner grosse Erfolge feierte.

Cars & Girls by Andres Sarda - Fanaticar Magazin

Cars & Girls by Andres Sarda – Fanaticar Magazin

Aber Sarda ist ja nicht das einzige Beispiel, auch das amerikanisch-italienische Luxus-Label Cosabella braucht ein Automobil, um seine Unterwäsche in Szene zu setzen, ein wunderbares Mercedes-Cabrio. Das geschieht allerdings weniger offensichtlich als bei Sarda, mehr so im Hintergrund. Aber auch: hübsch. Sowohl das Automobil wie auch die Lingerie.

Cars & Girls by Cosabella - Fanaticar Magazin

Cars & Girls by Cosabella – Fanaticar Magazin

Man könnte es sich natürlich auch einfacher machen, einfach eine schöne Frau vor einem schönen Automobil sehen. Ein weiterhin, immer noch beliebtes Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen – vor allem die Automobilindustrie arbeitet gerne mit solchen Bildern. In der Werbung nicht mehr so sehr wie auf den Messen, wo immer noch Heerscharen von Hostessen die neuen Modelle zieren. Anscheinend funktioniert das weiterhin, cars and girls, ein typisches Wohlstandssymptom, Männer sollen von schnellen Autos und schönen Frauen träumen; die Automobile werden aufgewertet durch die Anwesenheit der Frau. Es wird suggeriert, dass der Mann auch die schöne Dame kriegt, wenn er nur das richtige Automobil fährt.

Cars & Girls - Fanaticar Magazin

Cars & Girls – Fanaticar Magazin

Doch das ist ja nicht nur in der Automobilindustrie so, davon «leben» noch manche andere Industrien auch, der (amerikanische) Film etwa – und vor allem die Musikbranche. Und dort sind die Bilder noch viel einfacher, cooler Typ fährt cooles Auto – und die Mädels fallen reihenweise in Ohnmacht. Wenn der Auto-Hersteller eine hübsche Dame zu seinem jüngsten Modell stellt, wird ihm Sexismus vorgeworfen, im Musikvideo ist es dann aber – Kunst?

Cars & Girls - Fanaticar Magazin

Cars & Girls – Fanaticar Magazin

Doch hier haben wir es ja mit dem umgekehrten Phänomen zu tun, hier wird nicht das Automobil verkauft, sondern die Unterwäsche. Und auch wenn es vorkommen soll, dass Männer ihrer Liebsten (oder zumindest: Begehrtesten) schöne Unterwäsche schenken, so werden die Lingerie, die Dessous, auch die Strandmode doch mehrheitlich von den Frauen selbst gekauft. Es kann höchstens vorkommen, dass Jungs diese Sarda-Bilder sehen – und ihren Herzensdamen dann die Marke bekannt machen; damit wäre das höchste aller Marketingziele aber dann erreicht.

Cars & Girls - Fanaticar Magazin

Cars & Girls – Fanaticar Magazin

Das klassische Muster funktioniert also nicht, ausser vielleicht so, dass sich die potenzielle Kundin wünscht, sie hätte einen Partner, der über einen so edlen Geschmack verfügt, dass er zum nächsten Date in einem Lincoln Continental Convertible vorfährt. Und nein, als Phallus-Symbol macht der Lincoln kaum Sinn, er ist zwar 5,4 Meter lang und fast zwei Meter breit, doch er taugt mit seinem Design kaum zu entsprechenden Assoziationen, da gibt es sicher Sportwagen, die dieses Spiel besser beherrschen. Kommt dazu, dass Damen, die sich die teuren Produkte von Sarda leisten können und wollen, eher einer höheren Bildungsschichtzugehören dürften und deshalb wohl kaum. Aber was wissen wir schon.

Cars & Girls - Fanaticar Magazin

Cars & Girls – Fanaticar Magazin

Wir sehen  ganz einfach – ein gutes Foto. Ein schönes Automobil, ein hübsche Dame, wunderbare Wäsche. Sarda, 1962 gegründet von Andres Sarda, einem Textil-Ingenieur, machte einige Dinge richtig, wenig Stoff zwar, aber davon nur das Beste, die edelsten Materialien. Sarda begann schon früh, mit den schönsten weiblichen Modellen, mit den besten Fotografen zu arbeiten – was damals, im katholisch-dunklen Spanien nicht immer ganz einfach war. Heute bestimmt zwar nicht mehr er, sondern seine Tochter Nuria das Design – und sie ist noch extremer im sparsamen Umgang mit Stoff, wie auch ihre neusten Kollektionen zu zeigen.

Mehr aufs Auge gibt es bei: www.radical-lingerie.com
Fotos: Andres Sarda, Cosabella