Wraith. Schottisch für Geist. Und für Rolls Royce ein Begriff für seine geisterhaft, weil so leise auftauchenden Automobile. Viele Jahrzehnte sind seit dem letzten Modell der britischen Manufaktur mit diesem Namen vergangen. Nun ist er wieder da. Dynamisch wie noch nie erlebt aus Goodwood. Ein echter Gran Turismo. Gebaut für entspanntes Reisen auch über viele Kilometer am Stück. Ganz ohne Stress und mit den notwendigen Wohlfühlfaktoren, die wohl nur in einem Rolls Royce zu erleben sind.
Formensprache
Der Wow-Effekt ist hoch. Die weit über fünf Meter lange fließende Coupéform mit den schmal geschnittenen Fensterlinien fasziniert. Unser Wraith in Twotone-Lackierung, Salamanca Blue an den Flanken und Jubilee Silver über die Motorhaube und das Dach bis zum Kofferraumdeckel, löst stumme Bewunderung aus. Rahmenlos die Türen und keine C-Säule. Dadurch entsteht bei geöffneten Fenstern eine noch intensivere Streckung der Karosse.
Unsere erste Ausfahrt mit dem Rolls Royce Wraith startet an einem Septembermorgen in Wien. Es ist Samstag und kurz nach 9 Uhr fließt der Verkehr locker und leicht heraus aus der Stadt in Richtung Steiermark. Vorbei am Naschmarkt, auf dem die ersten Besucher ihre Köstlichkeiten kaufen, ist die Autobahn unser nächstes Ziel. Zu hören ist außer ein paar leichten Windgeräuschen nichts, als wir auf der verkehrsarmen Autobahn die erlaubten 130 km/h nur leicht überschreiten.
Charakteristik
Die knapp 2,4 Tonnen Masse des Wraith sind nicht zu verleugnen. Im Antritt zwar unwahrscheinlich flott, auf schmalen Bergstraßen und engen Kurven jedoch diffizil zu beherrschen. Vorausschauendes Fahren ist notwendig, sollen nicht um die 300.000 Euro im nächsten Graben landen. Der Rolls Royce Wraith ist im wahrsten Sinne ein Gran Tursimo. Geschaffen für Roadtrips, die niemals enden sollen. Cruisen, gleiten, spüren. Wie die Füße im wollenen Teppich einsinken. Wie die Landschaft an der Leine gezogen vorbeizieht.
Einsinken in das edle Leder der mehr als nur bequemen Sitze. Über das pure Holz in den Türeinlässen streicheln. Den Wald riechen, aus dem es stammt. Pausen? Nur wenn der Magen knurrt oder sich die Tankfüllung dem Ende neigt. Stille, immerwährende Stille? Nicht ganz. Denn endlich meldet sich der 465 kW (632 PS) leistende V12 beim Kickdown hörbar und wunderbar grummelig zu Wort. Um gleich danach wieder in seine gewohnte Stille zu verfallen.
Den Hörgenuss besonderer Güte vermittelt ein HiFi-System der Spitzenklasse. Von Rolls Royce zusammen mit JBL entwickelt, tönen 1.300 Watt aus 16 Lautsprechern. Will man das? Nun, es darf auch mal nur Stille genossen werden oder ein gutes Gespräch mit den weiteren Insassen, zudem man in der Hektik des Alltags vielleicht nicht kommt. Die übrigens auch hinten bequem sitzen und die Aussicht genießen können. Was 3,11 m Radstand nicht alles ermöglichen?
Zu der Stille passt wunderbar der Starlight Headliner Sternenhimmel. Am Firmament des Rolls Royce Wraith glitzern über 1.340 LED-Lämpchen, die von Hand in einer mehrstündigen Arbeit mit Glasfaserkabeln und dem Trafo verknüpft werden. Wer es ganz persönlich mag und dafür mehr als 60.000 Euro locker macht, dem wird je nach Geburtsort und –datum das Sternenbild dieser Stunde in den Wraith gezaubert. Geht noch mehr Individualität?
Antrieb
Es ist das bis dato stärkste Triebwerk, das jemals in einen Rolls Royce gepflanzt wurde. 465 kW (632 PS) sind die Krönung des 6,6 Liter großen V12. Besteht die Notwendigkeit dem Rest der Verkehrsteilnehmer die pure Kraft der 800 Nm eindrücklich mitzuteilen, dann beschleunigt der Wraith seine knapp 2,4 Tonnen aus dem Stand heraus in 4,6 Sekunden auf 100 km/h.
Sanft geschaltet wird der Rolls Royce Wraith von den acht Gängen des Automatikgetriebes. Das kann aber mehr, als nur Komfort. Wird beispielsweise für einen Überholvorgang spontan mehr Leistung benötigt, schaltet das Getriebe entsprechend mehrere Gänge sofort zurück.
Grenzenlose Bequemlichkeit vermittelt der Achtgang-Automat durch die Kombination mit GPS. Satellitengestützt wird aufgrund des Fahrstils und des vorausliegenden Straßenabschnitts immer der optimale Gang gewählt. Dazu Philip Harnett, als Produktmanager für diese Technik verantwortlich: „Ein früherer Formel-1-Kollege führte uns das satellitenunterstützte Getriebe vor. Ich setzte mich rasch für die Einführung dieses Systems im Wraith ein. Der Grund war einfach: Es erweitert die Mühelosigkeit und die Dynamik und passt damit perfekt zu Marke und Modell.“
Mühelosigkeit ist genau der Begriff für die Symbiose des satellitengestützten Getriebes mit dem mächtig starken V12. Das Zusammenspiel ermöglicht jederzeit entspanntes Fahren, egal, ob es Alpenpässe hoch oder runter geht. Der bestmögliche Gang ist eingelegt, schließlich weiß der Wraith, wohin der Lenker will.
Fazit
Mit dem Rolls Royce Wraith ist den Briten die Kunst gelungen, Dynamik mit den Tugenden des Luxus zu verknüpfen. Der Wraith ist aber weiterhin kein Racer, wie beispielsweise ein Bentley Continental. Rolls Royce ist seinem Ursprung treu geblieben, ein Automobil zu bauen, das sanft dahingleitet und keinerlei Hektik aufkommen lässt. Obwohl mittendrin im Verkehrsstrom, abgeschottet und in einer anderen Welt, die sämtliche Einflüsse von außen abperlen lässt. (ds)
Technische Daten: Rolls Royce Wraith
Motor: 12-Zylinder-Benziner
Getriebe: Achtgang-Automatik
Hubraum: 6.592 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 465 kW (632 PS)/5.600
Max. Drehmoment: 800 Nm bei 1.500 – 5.500 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 5.269/1.947/1.507 in mm
Radstand: 3.112 in mm
Leergewicht: 2.360 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.940 kg
Kofferrauminhalt: 490 l
Bereifung: 255/50 R 19
Felgen: 8,5 x 19? Leichtmetall
Beschleunigung: 4,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Tankinhalt: 82,5 l
Kraftstoffverbrauch Kombinierter Verkehr: 14 l auf 100 km
Preis: 281.880 Euro inkl. MwSt.
Credits
Text: Dietmar Stanka
Fotos: Dietmar Stanka
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