Skoda identifiziert sich im VW Konzern als die smarte Marke. Und tatsächlich haben es die Tschechen innerhalb kürzester Zeit geschafft, mit der Konzernmutter auf Augenhöhe zu kommen. Die Coupe-Variante des Enyaq markiert eindrucksvoll die nächste Stufe, die schon mächtig nach Premium duftet.

Design Škoda Enyaq Coupe RS iV | Zurückhaltung war gestern

Schon der reguläre Enyaq iV (Fahrbericht) hält nicht viel von Zurückhaltung und gibt das besonders durch seine markante Front zu verstehen. Selbiges gilt auch für das Enayaq Coupe RS iV. Die Sport-Variante kommt serienmäßig mit den grandiosen Matrix-LED-Scheinwerfern und dynamischen Fernlichtassitenten. Ebenfalls serienmäßig verbaut ist die „Crystal Face“ eine Art beleuchteter Grill-Ersatz, der tatsächlich ziemlich cool ausschaut.

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2022 Skoda Enyaq Coupe RS iV (mamba green) | MarioRoman Pictures

Auch sonst wirkt die Coupe-Variante von allen Seiten nochmals satter, was durch die RS-Elemente und die Tieferlegung verstärkt wird. Einzig die direkte Heckansicht wirkt fast ein wenig zu brav im Gegensatz zu der sonst so dynamischen Linienführung.

Da die Kofferraumklappe hier im Gegensatz zum SUV über dem Kennzeichnen öffnet, wurden auch die waagerechten Linien leicht versetzt. So rückt die erste Linie genau zwischen die Enden der LED-Rücklichter, während sich die nächste Falz an den Enden jeweils zu den äußeren Enden der Rücklichter „lächeln“. Eine weitere Linie entsteht direkt oberhalb des Kennzeichens und auch die Umrahmung der Kennzeichenhalterung ist kleiner geworden. Durch diese Designkniffe wirkt die Coupe-Variante in den Seitenansichten deutlich dynamischer. Und schlussendlich ist clean dann immer die bessere Wahl als überladen.

2022 Skoda Enyaq Coupe RS iV (mamba green) | MarioRoman Pictures

Tatsächlich hatte Skoda bereits 2017 die Enyaq Concept Studie Vision E in Coupe-Form angedacht. Mit dem Elektro-Hype entschied man sich aber wohl doch erstmal die vernünftige SUV-Variante als Erstes rauszubringen. Wobei, mal abgesehen von marginalen Abstrichen im Kofferraumvolumen, kaum Einbußen zu bemerken sind. Tatsächlich macht diese Formgebung sogar mehr Sinn, da der CW-Wert hier nochmal niedriger ist. Und weniger cw-Wert bedeutet schlussendlich mehr Reichweite.

Und wenn man sich die Seitenansicht der Coupé-Variante anschaut, fällt es schwer hierzu Nein zu sagen, besonders mit den optionalen 21-Zöllern in den Radkästen. Die abnehmbaren Aero-Einsätze sorgen für noch mehr Windschnittigkeit. Im Gegensatz zum normalen Enyaq iV sind hier auch die Seitenschweller lackiert.

2022 Skoda Enyaq Coupe RS iV (mamba green) | MarioRoman Pictures

Interieur Škoda Enyaq Coupe RS iV | Man spricht Premium

Im Innenraum hat der RS Kunde die Wahl zwischen zwei Designs, einmal nüchtern, einmal sportlich schick mit frischen Farbklecksen in Lime-Farbe. Das Cockpit wurde sehr übersichtlich gestaltet, auch hier geht man mit dem Touchy-Touchy-Trend. Die Auswahl der Materialien ist auf einem Top-Niveau.

Das 13 Zoll (ca. 33 cm) Touchscreen ist frei stehend, wirkt aber nicht deplatziert. Da kann sogar Mercedes-Benz nochmal was lernen. Die haben jüngst mit dem neuen SL bewiesen, wie man es nicht macht. Einen analogen Lautstärkeregler gibt es nur am Lenkrad, aber immerhin wurde es recht smart in Form einer Touchlinie unterhalb des Displays gelöst. Ein guter Kompromiss, den man so gerne auch bei VW umsetzen darf. Mit gerade mal 5,3Zoll (ca. 13 cm) wurde das Cockpit-Display sehr minimalistisch gehalten, gibt aber alles gestochen scharf wieder. Leider gibt es hier nicht die Möglichkeit, die Karte während der Navigation auf den Bildschirm zu transferieren.

Vorne und hinten gibt es USB-C-Anschlüsse und neben den üblichen Ablagen kann gibt es auch noch Stauraum unter der Mittelkonsole, da ein Getriebetunnel hier ja logischerweise nicht benötigt wird. Die individuell einstellbare Ambient-Beleuchtung zieht sich bis zu den hinteren Türen.

Skoda hat sich sichtlich Mühe gegeben, auch mit abknickenden Dach für so viel Übersicht wie möglich zu sorgen. Das ist unter anderem der schmalen C-Säule und dem großen Heckfenster zu verdanken. Auch die Seitenfenster verkommen nicht zum Schlitz, was auch dazu führt, dass das Enyaq Coupe stimmigere Proportionen hat. Und schlussendlich regelt eine Armada an Sensoren und Kameras, dass der kostbare Lack auch beim Parken unversehrt bleibt. Die Linienkennung der Rückfahrkamera ist dabei sehr präzise kalibriert worden. Alternativ kann man auch automatisch einparken lassen.

2022 Skoda Enyaq Coupe RS iV (mamba green) | MarioRoman Pictures

Škoda Enyaq Coupe RS iV | Viel Raum trotz kompakter Maße

Das Enyaq Coupe zeigt wieder deutlich, welche Vorteile die Elektrifizierung in Sachen Raumangebot mit sich bringt. Denn trotz der Tatsache, dass das Enyaq Coupe mit 4.653 mm Länge gute 20 Zentimeter kürzer ist als ein Superb, bringt er 2.770 Millimetern sogar fast auf den gleichen Radstand und ermöglicht so besonders im Fond fast schon luxuriöse Beinfreiheit.

Ebenso keine Selbstverständlichkeit ist die respektable Kopffreiheit im Fond auch bei Personen jenseits der 1,80 Meter. Beim Kofferraumvolumen kommt er mit 570 Litern nicht ganz mit. Umgeklappt sind bis zu 1.610 Liter drin. Immer noch eine ganze Menge Platz. Man kann also sagen, das, was er an Kofferraumvolumen einbüßt, macht er an Stadttauglichkeit wieder wett.

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Das Škoda Enyaq Coupe RS iV kann durchaus Querdynamik

Primär als Langstreckensportler angedacht, hat das Škoda Enyaq Coupe RS iV durchaus Reserven für spaßige Kurvenfahrten. Zwar ist er mit 2,25 Tonnen bockschwer, aber der niedrige Schwerpunkt der Batterien kann das hohe Gewicht doch erstaunlich gut kaschieren. Im Sportmodus hängt der Enyaq quasi immer gut am Gas und lässt sich linear präzise aus dem Kurvenausgang rausbeschleunigen. Das hat schon fast Saugercharakteristik. Die Bremsen geben gutes Feedback und wer es darauf anlegt, kann sogar den einen oder anderen Heckschwenk herauskitzeln.

Richtig happy war ich auf den doch teils sehr, sagen wir mal, robust in die Jahre gekommenen Straßen in Italiens, er im Individualmodus des optionalen adaptiven Dämpfungssystems DCC. Die Kombination aus komfortabler Federung und sportlicher Leistungsentfaltung hatte sich am Ende bestens bewährt. Dazu kommt noch die ordentliche Bodenfreiheit, die vor ungewollter Asphaltmalerei schützt. Also halten wir fest. Mit dem Škoda Enyaq Coupe RS iV kann man sich sehr dynamisch bewegen, auf Dauer fühlt er sich aber einfach mehr wie ein guter Langstreckenwagen an. Quasi ein Friend with Benefits.

Škoda Enyaq Coupe iV | Vier Leistungsstufen von 180 PS bis 299 PS

Vier Leistungsstufen sind für das Enyaq Coupe vorgesehen. Neben der hier vorgestellten RS Variante wird das Enyaq Coupe iV 60 den Anfang machen. Hier treibt nur ein Elektromotor die Hinterachse mit 180 PS /132 kW an. Das Enyaq Coupe iV 80 kommt mit 204 PS / 150 kW und großer Batterie. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist bei beiden Modellen in 8,8 Sekunden abgefrühstückt, die Vmax wird mit 160 km/h angegeben, das maximale Drehmoment beträgt 310 Nm.

Das kann der 80x aber nochmals toppen, denn er kommt mit Allrad und 265 PS / 195 kW, die das maximale Drehmoment von 425 Nm ganz entspannt in sofortige Traktion umsetzen. Wie beim RS ist erst bei 180 km/h offiziell Schluss. Die RS-Variante markiert das Topmodell und ist mit 299 PS gleichzeitig auch der bisher leistungsstärkste Serien-Skoda aller Zeiten. Bisher war dies nur dem 280 PS starken Škoda Superb vorbehalten. Tempo 100 ist hier nach 6,5 Sekunden abgefrühstückt, das maximale Drehmoment wird mit 460 Nm angegeben.

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Škoda Enyaq Coupe RS iV | Ladeleistung und Reichweite

Kaum ein Thema beschäftigt künftige E-Fahrer mehr als die potenzielle Reichweite und die Ladeleistung. Wer den passenden Schnellader findet, pumpt den Strom mit bis zu 135 kW über den CCS-Anschluss in die 82 kWh Batterie. Im Idealfall dauert der Ladevorgang so von 10 bis 80 Prozent nur knapp eine halbe Stunde. Danach wird die Ladeleistung drastisch runtergefahren um den Akku zu schonen. Wer den Luxus einer eigenen Garage mit Stromanschluss hat, kann den Enyaq via Wallbox über Nacht in 7 Stunden und 30 Minuten aufladen. Vollgeladen gibt Skoda eine Reichweite von 478 Kilometern an, in der Realität dürfte er sich je nach Fahrweise und Umwelteinflüssen wohl irgendwo zwischen 300 und 400 Kilometern bewegen.

Somit werden die eifrigen Anti-Elektro-Trolle in den sozialen Medien wieder mal bestätigt. Auch dieses Auto fährt keine 300 km/h, kommt nicht auf 1000 Kilometer Reichweite und kann dabei noch 5 Tonnen hinter sich herziehen. Für den Rest der normal denkenden Bevölkerung dürfte das Enyaq Coupe im Alltag vollkommen ausreichend sein. Ob berufliche Langstreckenfahrer damit glücklich werden, ist wiederum eine andere Frage. Der reguläre Alltagsverbrauch wird mit 16,3 kW angegeben. Das dürfte in etwa hinkommen, denn trotz teil extrem dynamischer Fahrweise haben wir das Coupé nicht mal über 20 kW bekommen. Nach einer 200 Kilometer Strecke über hatten wir laut Bordcomputer immer noch Luft für weitere 150 Kilometer. Damit kann man arbeiten.

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Škoda Enyaq Coupe RS iV | Empfehlenswerte Upgrades

Regulär ist die RS-Variante des Enyaq Coupe schon reichhaltig ausgestattet. So darf man sich schon ab Werk an den unbedingt empfehlenswerten Matrix-Led-Frontscheinwerfern erfreuen. Gut investiert sind auch die 990 Euro in eine Wärmepumpe, die für eine besser Kühlung und somit auch bei niedrigen Temperaturen für optimale Reichweiten sorgt.

Soundliebhaber kommen an 500 Euro teuren Canton-System nicht vorbei und das Argumented Reality Head-up-Display ist ebenfalls ein echter Genuss. Der Klick bei den sicherheitsrelevanten Features sollte wohl selbstverständlich sein.

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Škoda Enyaq Coupe RS iV | Was stört?

Makel bei einem Skoda zu entdecken, grenzt manchmal schon in Sissifussarbeit. Tatsächlich kann man Skoda nicht die Schuld für das auch in der neusten ME3 Variante immer noch oft hakelige System. Apple Car Play hingegen funktioniert auch hier wunderbar und das ist regulär das System, welches ich mittlerweile fast immer nutze. Im Alltag würde es mir also noch nicht mal auffallen.

Am meisten geärgert hat mich tatsächlich das Design des Cockpits in der Mittelkonsole, deren untere Ecke gerne mit meinem Knie kuschelte. Das wurde im Superb besser gelöst. Hier ist das Design rund um den Monitor zwar nicht symmetrisch, aber dafür Knie freundlicher. Das hängt aber natürlich auch von der jeweiligen Anatomie und der entsprechenden Sitzposition ab.

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Das Škoda Enyaq Coupe RS iV wird gefördert

Der Basispreis der RS-Variante wird mit 57.700 Euro angegeben. Dank staatlicher Innovationsförderung und Herstelleranteil sinkt der Preis aber um bis zu 7.975. So gesehen ist das Škoda Enyaq Coupe RS iV bereits ab 49.725 Euro zu haben. Und das ist ein fairer Preis für einen 300 PS-Alltagssportler.

Fazit Škoda Enyaq Coupe RS iV

Das Škoda Enyaq Coupe RS iV dürfte besonders seinen Brüdern Volkswagen ID5 und Audi Q4 e-tron Sportback zusetzen. Denn spätestens mit der Coupe-Variante hat sich Skoda endgültig vom Image der preisgünstigen VW-Alternative gelöst haben.

Qualität, ,Verarbeitung, Haptik und Alltagsnutzen stimmen und dank Förderung ist auch das typische faire Preis-Leistungsverhältnis von Skoda wieder mal gesichert. Wer einen souveränen Einstieg in die Elektrowelt sucht, wird hier sicherlich sein Glück finden.

Weitere Impressionen vom neuen Škoda Enyaq Coupe RS iV

Credits

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures | Assistenz und Model: Nastya_Rollerskates

2022 Skoda Enyaq Coupe RS iV (mamba green) | MarioRoman Pictures

Wer das Škoda Enyaq Coupe iV in Bewegtbild sehen möchte, wird hier bestens bedient