Das Wort Elektroauto polarisiert. Für Diskussionen sorgt es aber auf jeden Fall. Nun hat Skoda mit dem Enyaq iV 80 ein E-Auto auf dem Markt gebracht, welches zögerlichen Interessenten die Angst und Skeptikern die Argumente nimmt.

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2021 Skoda Enyaq iV 80 | Fanaticar Magazin / MarioRoman Pictures
Skoda Enyaq iV 80 | Das Design gefällt

Schon bei der Optik kann man direkt gratulieren. Der Elektro-SUV schaut von jeder Seite knackig scharf aus. Dabei bewahrt das Design aber immer noch soviel Contenance dass er sich nicht als Angeber aufspielt. In der Front kommen optional Matrix-LED-Scheinwerfer zum Einsatz die in der Nacht fleißig darum bemüht sind immer die beste Lichtausbeute auf die Straße zu bringen. Auch im Heck gibt es LED-Technik.

Nur in den Radkästen erlaubt sich Skoda optional mit 21-Zöllern einen Hauch von Dekadenz. Ein weiteres Highlight ist das leider auch nur optionale „Crystal Face“ der seine LED-Pracht zusätzlich über den Kühlergrill ausbreitet. Für das Paket sind mindestens weitere 1920 Euro fällig. Kategorie: Unnötig aber sowas von cool!

2021 Skoda Enyaq iV 80 | Fanaticar Magazin / MarioRoman Pictures
Skoda Enyaq iV 80 | Platz satt trotz kompakter Maße

Bedingt dadurch, dass unter der „Motorhaube“ eigentlich nicht viel los ist und die Antriebsmusik sich im Unterboden abspielt, sind Maße äußerst kompakt geraten. Mit einer Länge von gerade mal 4,65 Metern ist er auf dem Niveau eines Golf Variant. Dementsprechend fühlt sich der Enyaq iV auch im urbanen Dschungel äußerst wohl und ist absolut parkhaustauglich. Bei der Übersicht nach hinten patzt er ein wenig, aber danke Rückfahrkamera und Sensoren gibt es auch hier keine nennenswerten Probleme.

Einer der größten Pluspunkte der Elektromobilität ist der Komfortzuwachs. Der Radstand von 2,76 Meter offenbart vorne wie auch hinten mehr als bequem Platz. Wer gerne mal seine Waschmaschine spazieren fahren möchte, wird bei umgeklappter Rückbank mit einem Kofferraumvolumen von 1710 Litern belohnt. Regulär sind ebenfalls noch reisetaugliche 585 Liter möglich.

Das Cockpit präsentiert sich clean und aufgeräumt. Die Materialien wirken besonders im Anfassbereich allesamt hochwertig und langlebig. Die optionalen Ledersitze sind gemütlich und laden zum längeren Verweilen ein. Beim Cockpit verzichtet man auf analoge Instrumente und setzt stattdessen auf ein hochauflösendes 5,3 Zoll-Display. Auch ein Head-Up-Display ist optional möglich. Die Ambientebeleuchtung ist farblich individuell einstellbar und zieht sich bis zu den hinteren Türen.

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koda Enyaq iV 80 | Alles touchy

Im VW Konzern ist es gerade angesagt, haptische Druckknöpfe zu verbannen und auf ablenkendes touchy-touchy zu setzen. Leider geschieht das auch im Skoda Enyaq. Immerhin ist das Infotainment-System übersichtlich und logisch aufgebaut und lässt sich auf dem riesigen 13-Zoll-Touchscreen flott bedienen. Immerhin darf noch am Lenkrad real gedrückt und gedreht werden.

Die Mittelkonsole bietet großzügig Platz und offenbart in seiner Tiefe zwei Mini-USB-Ports für Smartphones. Alternativ lassen Apple Car Play und Android Auto auch über Wlan nutzen und induktiv aufladen. Die Soundanlage hat eine ordentliche Abstimmung und dank des nicht vorhandenen Getriebetunnels ist auch unterhalb der Mittelkonsole zusätzlicher Platz vorhanden.

Das System ist dauerhaft online, schafft es aber leider trotzdem nicht immer, alle Ladesäulen im Umkreis zu orten. Allein in meiner Gegend werden drei von vier Schnelladesäulen einfach konsequent ignoriert. Am Ende war dann doch wieder Google Maps als dauerhaftes Navi der Sieger. Eventuell hilft mal ein Blick zu BMW, Jaguar oder Polestar. Die haben das besser im Griff.

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Skoda Enyaq iV 80 | Reichweite und Laden

Tatsächlich geht es bei so oft geführten hitzigen E-Auto Diskussionen primär um das Thema Reichweite. Schaut man sich in den sozialen Medien um, könnte man meinen, 99 Prozent aller Autofahrer wären Dienstwagenfahrer, die täglich ihre 500 bis 1000 Kilometer herunterrasseln. Dabei ist der Anteil dieser im niedrigen einstelligen Bereich angesiedelt. Der Rest tummelt täglich irgendwo im 10-100 Kilometer Radius – wenn überhaupt. Aufregen – und das zu Recht – kann man sich über den schleppenden Aufbau der Ladeinfrastruktur. Waren früher im Hamburger Raum Ladesäulen so gut wie nie besetzt, bilden sich jetzt immer häufiger genervte Schlangen davor. War zwar abzusehen aber nun ja.

Der Skoda Enyaq iV wird in seiner 80er Variante mit einer Reichweite von bis zu 536 Kilometer angegeben. Das ist schon ein sehr optimistischer Wert im Alltag. Dennoch waren im Schnitt 350-400 Kilometer nicht mal ansatzweise ein Problem. Selbst wer den irrsinnigen maximalen Speed von 160 km/h dauerhaft auf der Autobahn nutzt, kommt nicht unter 250 Kilometer. Das deutet auf ein sehr gutes Energiemanagement hin. Regulär wird der iV80 mit 15,8 kWh auf 100 Kilometer angegeben regulär waren es zwischen 17 und 19 kWh.

Der Testwagen ist mit einer 77 kWh Li-Ionen-Batterie bestückt, die regulär über CCS mit 50 kW geladen wird. Optional kann man auch nachträglich noch ein wenig mehr Geschwindigkeit fordern. Für 500 Euro gibt es 125 kW und der Ladevorgang von 5 auf 80 Prozent ist in knapp unter 40 Minuten erledigt. Die Basis-Variante iV 50 darf grundsätzlich nur mit 50 kW laden, der 60er kann auf 100 kW upgraden und ab dem 80X gibt es 125 kW inkludiert. Wer auch im Winter auf Reichweite setzt, sollte unbedingt einen Haken bei der Wärmepumpe machen.

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Skoda Enyaq iV 80 | Agiles Schwergewicht

Extrem gut abgestimmt ist die Symbiose aus Fahrwerk, Hinterradantrieb und Elektronik. In gerade mal 8,7 Sekunden sprintet der 2,1 Tonnen schwere Tscheche nach vorne. Leistungstechnisch stehen hier 204 PS/150 kW an. Das maximale Drehmoment von 310 Nm liegt dabei sofort an und bringt die Leistung konstant und ohne Unterbrechung auf die Hinterräder. Dank der feinen Elektronik funktioniert das selbst bei Hamburger Schietwetter problemlos.

Durch die im Fahrzeugboden verbaute Batterie ist der Schwerpunkt niedrig. Wer sich das adaptive Fahrwerk für 500 Euro gegönnt hat und den Enyaq iV 80 im Sportmodus flott über die Landstraßen bewegt ist erstaunt über die Agilität die hier entfacht wird. Ein Sportwagen ist er deswegen nicht, aber ein gewisser Fun-Faktor für zwischendurch ist da.

Wer noch mehr Fun haben möchte, setzt auf die Top-Varianten mit Allrad. Der 80x kommt dabei auf 265 PS (195 kW), der RS sogar auf 306 PS (225 kW). Tempo 100 ist damit in nur 6,2 Sekunden einkassiert und das Maximaltempo wird gnädigerweise auf 180 km/h angehoben. Weiterer Vorteil der Allradvarianten: Sie vertragen bis zu 1400 Kilogramm Anhängelast.

Sehr schade ist der Verzicht auf One-Pedal-Driving. Zwar lässt sich über den B-Modus die Rekuperation in drei Stufen einstellen, aber sie funktioniert zum einen nicht bis zum Stillstand, zum anderen muss man sie jedes Mal wieder umständlich neu einstellen. Warum sich nur die Marken aus dem Hause VW sich dagegen so konsequent verweigern, will nicht einleuchten. Aber den eroberten Fahrer aus dem Verbrenner-Lager wird dieses Detail wohl eher nicht auffallen. Am Ende muss auch ein E-Auto einfach wie ein Auto fahren. Simpel.

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Skoda Enyaq iV 80 | Preise und Varianten

Die nackte Basis des Skoda Enyaq startet als iV 50 mit 148 PS (109 kW) bei 33.800 Euro. Das macht ihn besonders in Verbindung mit der Umweltprämie attraktiv. Der iV 60 kommt auf 180 PS /132 kW und wäre die empfehlenswertere Basis, da aber hier auch die Ladegeschwindigkeit optional erhöht werden kann. Hier geht es ab 38.850 Euro los.

Der von uns getestete Enyaq iV 80 kommt mit größerer Batterie und natürlich mit mehr Leistung daher und kostet mindestens 43.950 Euro. Die 265 PS starke Allrad-Variante 80x kostet schon 47.000 Euro und die noch nicht erschienene RS-Variante dürfte die 50k Marke locker knacken. Bedenkt man wie qualitativ hochwertig der Enyaq daher kommt, ein wirklich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

2021 Skoda Enyaq iV 80 | Fanaticar Magazin / MarioRoman Pictures
Fazit Skoda Enyaq iV 80 | Ein verdammt gutes Auto

Man kann es nicht anders sagen: Es ist ein verdammt gutes Auto, was die Tschechen uns da hingestellt haben. Das Skoda im VW Konzern der King in Sachen Raumausnutzung und pfiffigen Ideen ist, verwundert dabei weniger als die Tatsache, dass hier tatsächlich ein souveränes Elektroauto auf den Markt geworden wurde. Persönlich sehe ich ihn, als Daily-Urban-Driver mit der Option Strecken wie Hamburg-Berlin entspannt in einem Rutsch abzufertigen.

Einzig bei der Ladesäulen-Suche hat sich Google Maps nach wie vor als der echte Retter erwiesen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Ansonsten hat man hier tatsächlich ein Produkt, welches wohl den Großteil der Bevölkerung mehr als genügen sollte. Was fehlt ist eine funktionierende, zuverlässige Ladeinfastruktur auch weit jenseits der Autobahnen und Großstädte. Aber hey liebe Politik. Ihr habt gefordert, die Autohersteller haben geliefert- your turn.

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures