Das Gaspedal kokettiert mit dem Bodenblech, und der BMW iX M60 antwortet prompt. Mit 1100 Nm an Drehmoment, direkt und schonungslos …
Während die Insassen regelrecht in die Sportsitze gedrückt werden, verschiebt BMW die Grenzen der Physik und katapultiert den rund 2,7 Tonnen schwere SUV-Bomber in nur 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Im Hinblick auf Beschleunigung ist dem iX M60 niemand so schnell voraus. Die Botschaft ist unmissverständlich angekommen.
Modernes Design trifft auf hochwertigen Innenraum
Doch diese kraftvolle Präsenz ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Der iX wirkt zwar massiv, und als M60 noch etwas sportlicher. Doch BMW hat langsam begonnen, das Lichtdesign zu überarbeiten. Die ikonischen Angel Eyes gehören der Vergangenheit an, da die Konkurrenz dafür gesorgt hat, dass der Look nicht mehr einzigartig war. Im iX erstrahlt nun hochwertiges Laserlicht, das die Straße in jeder Situation perfekt ausleuchtet. Es funktioniert fantastisch.
Der Innenraum ist lichtdurchflutet und wie es bei einem BMW sein sollte, hervorragend verarbeitet. Die Innenraumdesigner durften offensichtlich ihrer Kreativität freien Lauf lassen, denn obwohl die typische Lounge-Atmosphäre erhalten bleibt, wirkt sie hier futuristischer als je zuvor. Der Fahrer erhält alle Informationen über zwei leicht gewölbte 12,3-Zoll-Displays, die sich in seine Richtung neigen.
Technisch macht BMW keiner was vor
Ob mir die neue Anordnung der iDrive-Steuerung ohne haptische Druckknöpfe um den Regler herum gefällt, kann ich nach zwei Wochen des Testens noch nicht beurteilen. Derzeit sehne ich mich noch nach der alten Struktur, die mir in all den Jahren ans Herz gewachsen ist. Alternativ kann der BMW iX M60 auch über Gesten, Sprachbefehle oder Berührungen auf dem zentralen Display gesteuert werden. Doch am schnellsten geht es immer noch mit dem guten alten Dreh-Drück-Regler.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf dem Rücksitz, lade mein MacBook über einen der zahlreichen in die Rücksitze eingebauten USB-C-Ports auf und erfreue mich an der unglaublichen Beinfreiheit im iX M60. Das Panoramadach über mir sorgt für reichlich Lichteinfall und kann auf Knopfdruck undurchsichtig gemacht werden. Die Mittelkonsole scheint vor mir zu schweben und gibt mir Zugriff auf die Klimakontrolle. Keine Frage, hier sitzt man nicht nur bequem, sondern möchte auch gerne reisen.
BMW holt das Beste aus der 400-Volt-Technik raus
Beim Aufladen setzt BMW im iX M60 immer noch auf die herkömmliche 400-Volt-Technologie, kann jedoch beeindruckende 195 kW herausholen. Damit ist der monströse 111,5 kWh fassende Akku in etwa 35 Minuten auf 80 Prozent aufgeladen. Laut BMW beträgt die maximale Reichweite bei voller Ladung bis zu 561 Kilometer. Im Alltag sind wir immerhin auf rund 400 Kilometer gekommen.
Genauer gesagt hat der Akku von Hamburg nach Berlin und zum Teil wieder zurückgereicht, ohne dass wir uns wirklich zurückhalten mussten. Auf der Autobahn haben wir im Durchschnitt mit 130–140 km/h Richtung Hauptstadt gesteuert. Somit kann man sagen, dass die Reichweite absolut für Langstreckentouren geeignet ist. Wer auf den Overkill an Leistung verzichten kann und stattdessen auf noch mehr Reichweite setzt, sollte sich noch einmal mit dem iX 50 auseinandersetzen.
1.100 Nm, 619 PS – BMW geizt nicht mit Leistung
Für die immense Leistung sorgen zwei Elektromotoren. Die Vorderachse wird mit 258 PS / 190 kW angetrieben, während die Hinterachse den Asphalt mit 489 PS / 360 kW quält. Kombiniert sind das 619 PS/455 kW an Systemleistung. Die Leistung wir über das Allradsystem xDrive je nach Fahrsituation die Antriebskräfte dynamisch verteilt. Kurz gesagt:
Selbst unter widrigsten Wetterbedingungen in Hamburg blieb der BMW iX M60 weit entfernt von jeglichem Traktionsverlust. Dabei stehen regulär 1015 Nm und im Overboost sogar 1100 Nm zur Verfügung. Das System muss hier Höchstleistungen erbringen und das bei Bedarf sogar bis zu 250 km/h. Eine Ehre, die nur dem M-Modell zuteilwird.
Und auch wenn die Batterie weit unten sitzt, das Fahrwerk straff optimiert wurde und somit die Grenzen der Physik nochmals auf die Probe stellt – ein Querdynamiker ist der iX M60 selbstverständlich nicht. Aber dennoch ist es beindruckend, wie dynamisch man 2,7 Tonnen verpacken kann. Aber Fahrdynamik war bei BMW ja eh schon immer ein Thema, in dem ihnen keiner was vormacht.
Fazit: Man munkelte schon ein wenig, dass BMW den Vorsprung in der E-Technik trotz i3 und i8 bereits verschlafen hätte. Doch Pustekuchen. Die Bayern haben sich einfach nur nicht unter Druck setzen lassen und stattdessen direkt etwas Ordentliches auf die Straße gebracht. Natürlich sind immer noch einige Kompromisse in der Elektromobilität zu machen, aber Fahrzeuge wie der BMW iX M60 reduzieren diese auf ein Minimum. Die „i“ Zukunft von BMW sieht rosig aus.
BMW iX M60: Technische Daten
Antrieb | Elektroantrieb |
Motoren | Stromerregte Synchronmaschinen |
Systemleistung | 455 kW (619 PS) |
Systemdrehmoment | 1015 Nm |
Antrieb | Allrad |
Akku | Lithium-Ionen |
Kapazität | 111,5 kWh |
Ladeleistung | AC 11 kW, DC 195 kW (max.) |
Verbrauch (WLTP) | 21,9 kWh/100 km |
Verbrauch (Test) | 25,4 kWh/100 km |
Reichweite (WLTP) | 561 km |
Emissionen | 0 g CO2/km |
Energieeffizienz | A |
Beschleunigung 0–100 km/h | 3,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h (abger.) |
Abmessungen (L/B/H) | 4953/1967/1696 mm |
Leergewicht | 2659 kg |
Zuladung | 501 kg |
Anhängelast (ungebr.) | 750 kg |
Anhängelast (gebr.) | 2500 kg |
Ladevolumen | 500–1750 l |
Reifen v./h. | 275/40 R22 |
Grundpreis | 143.100 € |
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures