Renault und Elektro? Ein alter Hut. Bereits 2013 hatte man mit dem vollelektrischen Zoe ein Fahrzeug im Portfolio. Zwar endet dessen Produktion in diesem Jahr, doch das E-Portfolio wird weiter ausgebaut. So unter anderem mit dem Renault Mégane E-Tech, denn wir ausgiebig testen durften.
Design: Neue Plattform, gleicher Name
Der Mégane E-Tech teilt sich tatsächlich nur den Namen mit der Verbrenner-Variante, da hierfür eigens eine eigene Plattform parat steht. Dementsprechend gibt es auch eine optische Differenzierung. Der elektrische Mégane ein wenig bulliger, überzeugt aber zugleich durch elegante Linienzeichnungen. Besonders deutlich wird dies am galant in die Breite gehenden Heck. Voluminöse Räder im optionalen 20-Zoll-Format verdecken zudem, dass der Franzose sich tatsächlich über 1,50 Meter in die Höhe reckt.
Mit einer Batteriehöhe von nur 11 Zentimetern zeigt Renault, wie effizient Raum genutzt werden kann. Der Radstand von 2,69 Metern offenbart mehr Platz im Fond und die LED-Technologie für Front- und Rücklichter, ergänzt durch eine attraktive Tagfahrlichtsignatur, rundet das moderne Design ab.
Ladevolumen und Funktionalität
Mit einem Kofferraumvolumen von 389 Litern, das auf 1.332 Liter erweitert werden kann, ist der Mégane E-Tech praktisch im Alltag. Allerdings könnte die hohe Ladekante und die nicht ganz ebene Ladefläche bei voller Ausnutzung des Raums hinderlich sein. Die maximale Zuladung beträgt 450 Kilogramm. Ebenso schleppt der Mégane E-Tech bis zu 750 Kg hinter sich her.
Innenraum und Komfort
Im Innenraum überzeugt der Mégane E-Tech mit einer hochwertigen Verarbeitung, bei der man bei Volkswagen schon seit Längerem sucht. Das scharfe Cockpit-Display und der zum Fahrer geneigte Touchscreen bieten eine optimale Bedienung. Besonders hervorzuheben ist die Kombination aus Touchscreen und Druckknöpfen sowie die Integration von Google Automotive. Die Rundumsicht ist gut, und der auf Knopfdruck digitale Rückspiegel ist eine nützliche Ergänzung. Für Musikliebhaber ist das Harman-Kardon-Soundsystem eine lohnende Investition.
Zwei Motoren für den Renault Megane E-Tech
Derzeit sind für den Mégane E-Tech nur zwei Leistungsstufen verfügbar. So startet der 130 PS starke E-Tech ab 35.600 Euro. Allerdings ist der Start in die von uns getestete 220 PS Variante ab 39.990 Euro preislich nicht zu weit entfernt und ist in jeglicher Hinsicht die bessere Lösung.
Denn die 130-PS-Variante kommt laut Hersteller zum einen noch nicht einmal 300 Kilometer weit und lädt maximal mit gerade mal 85 kW an der Ladestation. Die 220-PS-Variante kommt bis zu 450 Kilometer weit und lädt mit bis zu 130 kW. Zudem ist die 130 PS Variante nur in einer Urban Range Variante verfügbar. Beim E-Tech Electric 220 hat der Kunde zwischen den Varianten Comfort Range, Techno und Iconic. Die treiben aber den Preis wie bei unserem Testwagen je nach Bedarf sogar über die 50k Marke.
Fahren und Alltagspraxis
Das Fahrzeug bietet ein ausgewogenes Fahrerlebnis mit einer gut abgestimmten Federung. Regulär ist die Lenkung etwas gefühllos, was im Sportmodus dank besserem Feedback kompensiert wird. Ein kleiner Kritikpunkt ist die auch nach zwei Wochen noch verwirrende Platzierung der Bedienelemente für Ganghebel, Audio und Wischer, die intuitiver gestaltet werden könnten.
Wie schon erwähnt soll der Renault Megane E-Tech Electric 220 bis zu 438 Kilometer weit kommen. Erfahrungsgemäß liegen diese Reichweiten schon bei normalen Temperaturen im Alltag bei Elektro-Fahrzeugen deutlich darunter, doch bei knackigen Minustemperaturen verflüchtigt sich diese deutlich unter die 200-Kilometer-Marke. Die maximalen 130 kW an Ladeleistung erfordern viel Geduld und dementsprechend nicht unbedingt förderlich für regelmäßige Langstreckenfahrten.
Wer dem Franzosen aber mal die Sporen geben möchte, wird mit einem 0 auf 100 km/h Sprint in gerade mal 7,4 Sekunden belohnt. Maximal sind 160 km/h drin, ehe elektronisch abgeregt wird. Nicht schlecht für knapp 1,8 Tonnen Leergewicht. Warum man bei einem Drehmoment von 300 Nm nach wie vor auf Frontantrieb setzt, kann man hinterfragen, aber die Elektronik meisterte den Vortrieb selbst auf Schnee souverän. Auf trockener Straße und mit aktiviertem Sportmodus wieselt sich der Elektro-Megane dank tiefen Schwerpunkt flott durch die Kurven.
Fazit: Kompakter Genuss für die urbane Umgebung.
Wie bei den meisten Elektrofahrzeugen hängt es sehr stark vom eigenen Fahrprofil ab, ob man sich für dieses Konzept entscheiden möchte. Renault ist schon lange im Elektrobusiness und der Mégane E-Tech Electric 220 ist schicker, primär urban, ländlicher Flitzer, der den meisten Ansprüchen genügen sollte. Wer allerdings zu den wenigen gehört, die regelmäßig viel Langstrecke fahren, sollte lieber noch ein wenig warten und auf die Verbrenner-Variante setzen. Schön, dass einem hier noch die Wahl gelassen wird.
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures
