Volkswagen zündet das nächste Performance-Feuerwerk. Dieses Mal in Form des 462 PS starken Volkswagen Touareg R. Ein Sportwagen ist und will er dabei aber glücklicherweise nicht sein. Dennoch demonstriert er eindrucksvoll, dass er ohne Wenn und Aber ein Leader ist. Ein erster Fahrbericht.
Zunächst einmal gilt es aber eine Schweigesekunde für den famosen, sensationellen, grandiosen und hach… einfach perfekten V8 TDI einzulegen. Der mit 421 PS bestückten Bullen wurde aufgrund einer neuen Motorenpolitik des Konzerns zu den Akten gelegt und hatte somit nur ein sehr kurzes Leben in der aktuellen dritten Generation des Vorzeige-SUV. Der Touareg R hat nun also nicht nur die schwere Aufgabe den Boss-Diesel zu beerben, er geht auch als erster offizieller R-Plugin-Hybrid an den Start.
Und was soll man sagen? Operation gelungen! Die Systemgesamtleistung von 462 PS (340 kW) wird von einer Acht-Gang-Automatik kontrolliert die das enorme Drehmoment von bis zu 700 Nm mühelos auf alle vier Räder verteilt. 5,1 Sekunden vergehen dabei bis Tempo 100 km/h – maximal sind 250 km/h drin. Es zeigt sich schnell – Kraft ist immer ausreichend vorhanden.
Optisch ist der Touareg R nicht wirklich weit entfernt von der regulären R-Line. Warum auch? Der Touareg strahlt schon ab Werk ein angenehmes Selbstbewusstsein aus, welches durch die R-Line inklusive Black-Line nochmals verstärkt wird. Ihm vorbehalten sind allerdings optionale 22 Zoll Walzen und ja – sie stehen ihm richtig gut!
Auch im Innenraum gibt es kaum neue Überraschungen. Blaue Nähte ziehen sich durch den gesamten Innenraum, die gemütlichen Leder-Sitze werden auch nach langen Fahrten niemals unbequem und auch im Fond wird sich wohl niemals nie jemand über Platzprobleme beschweren. Der Kofferraum ist mit 610 Litern Ladevolumen mehr als ausreichend dimensioniert kann aber durch Umklappen der Rücksitze nochmals um ein vielfaches erweitert werden.
Auffälligstes Merkmal ist natürlich der 15 Zoll große Touchscreen. Auch wenn meiner Einer nicht unbedingt der größte Fan des Touchy-Trends ist, muss man den Volkswagen-Jungs anerkennen, dass man hier eine Bedienung geschaffen hat, die sich nach einer kurzen Eingewöhnung intuitiv nachverfolgen lässt.
Das gilt allerdings nicht für eine andere Neuheit – nämlich dem Lenkrad mit extrem empfindlichen Touchflächen. Wie schon beim Golf und Tiguan gehört dieses Feature zu den wenigen, auf denen ich mit großen Freuden sofort verzichten würde. Und das nicht nur, weil ein Hauch einer Berührung dazu führt, dass irgendetwas aktiviert oder deaktiviert wird…
Warum zum Teufel kann ich am Lenkrad nicht einfach haptische Knöpfe haben, die ich quasi Old-Nokia-Like blind ertasten kann? Es lenkt ab – und es wird immer ablenken. Da kann man von Glück reden, dass der Touareg immer mit aufpasst und treu die Spur hält. Auch hat man es leider immer noch nicht geschafft, Apple Car Play formatfüllend darzustellen, obwohl das iOS System absolut in der Lage ist dynamisch zu skalieren. Soviel zum Mimimi. Davon mal abgesehen ist der Touareg derzeit wohl einer der perfektesten SUV, die derzeit erhältlich sind.
Hervorzuheben ist hier besonders Travel Assist der sich bis Tempo 250 km/h dafür einsetzt, dass keine Fehler unterlaufen. Sehr praktisch ist zudem der Park Assist Plus mit dem man den Touarag via iPhone ein- und ausparken lassen kann. Das Panoramadach ist Serie und bei der Anhängelast sind bis zu 3,5 Tonnen drin.
Regulär hätte der 340 PS (250 kW) starke V6 Bi-Turbo auch im Alleingang kein Problem damit, den 2,5 Tonnen Koloss adäquat nach vorne zu bewegen. Doch in Kombination mit der 100 kW (136 PS) starken E-Maschine kommt zum einen mehr Schwung in die Masse und zum anderen wird der Verbrauch dadurch massiv reduziert. Dabei lässt sich der Wolfsburger bei Bedarf bis zu 47 Kilometer mit maximal 135 km/h rein elektrisch vorantreiben. An der Steckdose beträgt die Ladedauer je nach Anschluss zwischen 2,5 und 8 Stunden bis zur vollen Aufladung. An einer Schnelladefunktion ist man wohl schon am Arbeiten.
Bei der Verbrauchsangabe von 2,9 Litern kommt man aber nicht umher, ein kleines „Muha…“ gefolgt von einem „hahaha“ rauszuprusten. Die Wahrheit liegt im Alltag je nach Fahrweise und externer Aufladefreude wohl irgendwo zwischen 6 und 10 Litern. Auf unserer insgesamt knapp 300 Kilometer langen Kurvenhatz durch den Harz haben wir den Touareg R am Ende mit knapp 9 Liter Verbrauch abgegeben, das ist mehr als ordentlich. Abstriche im Gegensatz zum V8 Diesel sind dann halt bei der Reichweite auszumachen, der auch bei hohen Geschwindigkeiten für seinen Geizkonsum bekannt war. Volkswagen gibt es sich trotzdem selbstbewusst und suggeriert eine potenzielle Reichweite von circa 810 Kilometern.
Nächster Punkt – Kurvenhatz. Ja – da steht ein R hinten drauf – ja es ist ein R – aber nein – er ist nicht für die Rennstrecke gebaut – zum Glück. Der Touareg R ist auch irgendwie ein wenig Kompromiss. Denn um Platz für die Batterien zu schaffen, hat die der Fahrdynamik fördernden Wank Stabilisierung leider nicht mehr in den Touareg R gepasst.
Doch dank Allradlenkung und vorausschauenden Blick ist man auch mit Wolfsburger Dickschiff erstaunlich flott den Kurven unterwegs. Die Fahrwerksabstimmung ist einfach erste Sahne, das kann man nicht anders sagen.
Dabei zeigt sich in allen verfügbaren Fahrmodi, wie harmonisch das Zusammenspiel zwischen E-Motor und Benziner dabei gelungen ist. Urban versucht der Elektromotor das Maximum an Effizienz herauszuholen, auf Langstrecke wird sich bei gemäßigten Tempo (Richtgeschwindigkeit funktioniert hier am optimalsten) gegenseitig unterstützt und wenn es dynamisch vorangehen soll, ist der E-Motor sofort zur Stelle, wenn der Benziner nach mehr Kraft schreit.
Fazit: Mit dem Volkswagen Touareg R ist man immer auf der sicheren Seite. Er ist wie geschaffen für die Langstrecke, aber scheut sich auch nicht davor den einen oder anderen kurvigen Abschnitt kurvig zu bewältigen. Die Frage, die sich viele wohl stellen ist, ob es das R- zu Recht trägt. Und ich sage: Ja! Denn das R markiert den Leader seines Stammes, der technisch und performance-technisch das Maximum gibt. Der Touareg R ist das, was er auch sein soll. Ein gutes Reiseauto mit ordentlich Wumms unter der Haube.
Fanaticar Magazin | Text: Mario-Roman Lambrecht | Fotos: @marioroman_pictures
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