DietDer Golf Variant ist ein echtes Arbeitstier. Praktisch, groß und eben ein Golf. Für viele Nutzer eine Art eierlegende Wollmilchsau. In der Masse verkauft mit sparsamen und nicht allzu starken Benzin- und Dieselmotoren. Lag vielleicht auch daran, dass bisher noch keiner auf die Idee kam, dem Variant einen 300-PS-Hammer aus der Volkswagen R Schmiede oder den 184-PS-Diesel namens GTD einzupflanzen. Oder den Golf wie seinen großen Bruder Passat ein bisschen höher zu legen und ihn Alltrack zu nennen. Nun sind all die wilden Ideen verwirklicht worden und wir nutzten Mitte April die Gelegenheit all die neuen Derivate aus Wolfsburg ein erstes Mal zu fahren.
Golf AlltrackGut 25 Jahre ist es her, dass der hochgesetzte Golf II Country mit dem Allradantrieb Syncro, Stoßstangen im Ausmaße australischer Kuhfängern und einem am Heck befestigten Reserverad die Straßen bevölkerten. Wenn man bei 7.735 gefertigten Einheiten überhaupt von bevölkern sprechen kann. Dieses Automobil war seiner Zeit einfach nur viel zu weit voraus und kann heutzutage durchaus als Trendsetter bezeichnet werden.
Der Golf Alltrack tritt wesentlich ziviler auf. Die optischen Wahrnehmungen seines Offroad-Wesens beschränken sich auf eine Höherlegung der Karosserie um 20 mm, Unterfahrschutz vorne wie hinten, schwarzen Radlaufverbreiterungen und den in mattem Silber lackierten Seitenschwellern.
Die für das abseits befestigter Straßen notwendige Equipment ist unter der Haube zu finden. Sinnvollerweise wird der Alltrack mit dem Allradantrieb 4MOTION ausgeliefert, der über eine Haldex-Kupplung der fünften Generation verfügt. An Vorder- und Hinterachse sind elektronische Sperren montiert, die dem Alltrack auf sämtlichen Wegen dienlich sind.
Um den Verbrauch zu minimieren, wird im Regelfall nur die Vorderachse angetrieben, die Hinterachse ist dabei entkoppelt und wird nur bei Bedarf in Sekundenbruchteilen zugeschaltet. Bis dahin nichts Neues aus dem Hause Volkswagen.
Zusätzlich zu anderen Golf 4MOTION ist dem Alltrack aber das Fahrprofil „Offroad“ eigen. Über diesen Modus werden eine Bergabfahrhilfe, eine geänderte Gaspedalkennlinie und ein Offroad-ABS aktiviert, das beim Bremsen einen Schotterkeil vor den Rädern bildet. Durchaus akzeptabel ist zudem die Eigenschaft als Zugfahrzeug mit einer Anhängelast von bis zu 2.000 kg.
Motorenseitig wird der Golf Alltrack mit dem 132 kW (180 PS) starken 1,8-Liter-Benziner, einem 1,6-Liter-Diesel mit 81 kW (110 PS) sowie dem 2-Liter-TDI mit 110 kW (150 PS) bzw. 135 kW (184 PS) angeboten. Die Preise der Selbstzünder liegen bei 30.200, 32.675 bzw. 35.775 Euro, der des Benziners bei etwa 33.000 Euro.
Da wir bei unseren Testfahrten in Andalusien nicht auf Eis und Schnee unterwegs waren, können wir leider nicht viel über die Eigenschaften des Golf Alltrack auf solchem Untergrund berichten. Aber der nächste Winter kommt bestimmt und damit auch die Möglichkeit den Alltrack auf Herz und Nieren zu prüfen. Zusammenfassend ist der Alltrack ein echter Golf, der auch mal härtere Gangarten gut verschmerzen kann.
Dafür stand uns neben der Rennstrecke eine staubige Offroad-Piste zur Verfügung, auf der wir den Golf Alltrack auf steilen Ab- und Auffahrten mit bis zu 60 Prozent Gefälle, Schrägfahrten und Verschränkungsfahrten ausgiebig testen konnten. Das einhellige Fazit: Sensationell. Der Alltrack legt eine Performance an den Tag, die man landläufig nicht einmal von den meisten SUV erwarten würde. Nur schade, dass er im täglichen Gebrauch bei weitem nicht an die hoch gesetzten Grenzen geführt wird.
Golf Variant GTD
Der stärkste Diesel des Alltrack ist zugleich der Antrieb des Variant GTD. Sozusagen der GTI unter den Selbstzündern. Reichliche 135 kW (184 PS) verwandeln der Variant, wie auch seine drei- und fünftürigen Brüder, in rasante Flitzer mit wenig Durst. Laut Werksangaben soll der Golf Variant GTD mit manuellem Sechsgang-Getriebe gerade einmal 4,4 Liter auf 100 km verbrauchen. Mit nur 115 Gramm CO2 pro km bietet sich der Langstreckenexpress zudem als perfekter Dienstwagen an.
Platz ist schließlich genug in einem Variant. Unter der Woche mit bis zu 231 km/h unterwegs, passen am Wochenende sämtliche Utensilien von Familien und/oder Freizeitsportlern in den 605 l fassenden Kofferraum. Werden die hinteren Plätze nicht benötigt wächst das Volumen auf 1.620 Liter.
Der Golf Variant GTD ist optional auch mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DSG zu bekommen. Der Basispreis des von uns gefahrenen Handschalters liegt bei 31.975 Euro und bringt für diese Summe einiges an Serienausstattung mit. Unter anderem Bi-Xenon-Scheinwerfer, 17 Zoll große Leichtmetallfelgen mit 225er Reifen, Sportsitze mit dem klassischen Karomuster, Klimaautomatik, das Radiosystem Composition Touch sowie ein unten abgeflachtes Dreispeichen-Multifunktions-Sportlederlenkrad.
Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,9 Sekunden und einem sportlich-komfortabel abgestimmten Fahrwerk hat uns der Volkswagen Golf GTD auf den Straßen im südlichen Spanien überzeugt. Auch mit diesem leistungsstarken Motor ist er ein echter Golf mit all seinen Annehmlichkeiten und Vorteilen.
Golf R Variant
Wenn schon, denn schon. Mit einem Kombi auf einer Rennstrecke unterwegs zu sein, fällt unter die Kategorie sehr selten. In Erinnerung ist natürlich ein Audi RS 6 Avant, der mit 560 PS in einer ganz anderen Liga spielt, als der 221 kW (300 PS) leistende Golf R Variant. Wobei sich der Fahrspaß des mit 42.925 Euro deutlich günstigeren Volkswagen auf dem Circuit Ascari bei Rhonda in ähnlich hohen Regionen ansiedelte.
Im Segment der kompakten Kombis spielt dieser Golf R Variant eine besondere Rolle. Einzig sein spanisches Geschwisterchen Seat Leon ST Cupra kann mit 280 PS an die Leistung hinschmecken. Allerdings hat der Golf R Variant bei der Traktion mit dem permanenten Allradantrieb 4MOTION das Näschen vorne. Dafür ist der Spanier rund 10.000 Euro günstiger!Satte 380 Nm und ein gegenüber den normalen Versionen um 20 mm tieferes Sportfahrwerk sind die Indikatoren, die auf dem variantenreichen Rennkurs die Mundwinkel nach oben ziehen. Der angebaute Rucksack spielt bei der Agilität keine Rolle und fasst mit 605 l genauso viel wie die schwächeren Brüder.
Wie beim Golf R in den anderen Karosserievarianten ist das komplett deaktivierbare DSC Sport an Bord, das allerdings nur auf Rennstrecken genutzt werden sollte. Optional empfehlen sich die adaptive Fahrwerksregelung DCC samt einer Fahrprofilauswahl mit einem Race-Modus. Für das ungemein präzise Handling sorgt zudem die Progressivlenkung mit bester Rückmeldung.
Fazit
Die neuen Varianten überzeugen. Ob höher gelegt und mit für diese Klasse herausragenden Geländeeigenschaften, ob als sparsamer Vollgas-Diesel oder als ultimativer Renn-Transporter. All diese Modelle werden ihre Liebhaber finden und bereichern die Produktpalette eines der weltweit meistverkauften und daher wohl auch entsprechend beliebtesten Autos immens. Einzig die Preiskalkulation, der zugegebenermaßen serienmäßig bereits gut ausgestatteten Varianten, könnte einen übermäßigen Erfolg ein kleines bisschen schmälern. Wer aber etwas Besonderes will, wird an diesen neuen Golf Varianten nicht vorbeikommen. (ds)
Technische Daten: Volkswagen Golf Variant GTD (Referenzmodell)
Motor: 4-Zylinder-Diesel
Getriebe: Sechsgang-Schaltung
Hubraum: 1.968 ccm
Leistung in kW/PS bei U/min: 135 kW (184 PS)/6.000
Max. Drehmoment: 380 Nm von 1.750 – 3.250 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.575/1.799/1.470 in mm
Radstand: 2.631 in mm
Leergewicht: 1.475 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.000 kg
Kofferrauminhalt: 605 – 1.620 l
Bereifung: 225/40 R 18
Felgen: 7,5 x 18? Leichtmetall
Beschleunigung: 7,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 231 km/h
Tankinhalt: 50 l
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,4 Liter auf 100 km
Preis: 31.975 Euro inkl. MwSt.