Anzeige:

Ein Fahrbericht von Dietmar Stanka

Die vergangenen Begegnungen mit dem SL verschiedener Epochen sind definitiv prägend. Zumindest für einen autoaffinen Menschen. Die erste tatsächlich erlebte war in den frühen 70er Jahren als ganz junger Beifahrer mit einem 230 SL oder auch Pagode genannt. Einige Jahre später, genauer 1989, war es ein 500 SL. Zu der Zeit ein Traumwagen mit einer Lieferzeit, die ein Jahr locker überschritt. Bei uns in Deutschland wohlgemerkt oder vielleicht auch noch im Rest Europas. In den USA dagegen standen die Autos im Showroom der Händler zur freien Verfügung. Schon seltsam. So wurde es damals nix mit dem Kauf eines SL, es blieb bei einer Tagesfahrt durch Bayern, die immer noch positiv im Gedächtnis hängt. Nun war es wieder ein 500er, mit 320 kW (435 PS) saustark und extrem viel Freude bereitend.

Form und Funktion

Viel falsch machen können die Designer bei einem SL ja nicht. Klare Vorgaben definieren und begrenzen eh die Phantasie und so zeigt sich der SL der neuesten Generation als würdiger Nachfolger der mittlerweile 60 Jahre währenden Tradition dieser Baureihe. Lange  Roadster-Schnauze mit dem mittlerweile sich durch sämtliche Baureihen ziehenden bullig und gleichzeitig sportlich wirkenden Grill, verbunden mit einem großzügig dimensionierten Fahrgastraum und abgerundet mit einem gar nicht so kurzem Heck. Aber da muss ja auch das Dach verstaut werden, das im geöffneten Zustand sogar Gepäckraum für mehr als nur ein Wochenende zu zweit zulässt.

Gefällt der SL bereits von außen, setzt sich der optische Genuss im Innenraum nahtlos fort. Feinste Verarbeitung harmoniert mit besten Materialien, die aus einem Guss erscheinen. Im geschlossenen Auto zu sitzen, heißt nicht, keine Sicht in den Himmel zu haben. Das verglaste und getönte Dach, gegen Aufpreis zu bekommen, öffnet den Blick nach oben. Noch ein bisschen spaciger ist das Panorama-Variodach mit MAGIC SKY CONTROL. Dieses lässt sich auf Knopfdruck entweder hell oder dunkel schalten. Im ersten Modus ist es fast komplett durchsichtig, im zweiten blockt es die Sonne und verhindert das Aufheizen des Innenraums.

Klar, dass nicht immer die Sonne scheint, nur weil man einen SL 500 fährt. Mit dem adaptiven Wisch-Wasch-System MAGIC VISION CONTROL wird Wischwasser direkt aus dem Wischerblatt bedarfsgerecht und abhängig von der Wischrichtung auf die Scheibe gesprüht. Klare Sicht, ohne anderen Verkehrsteilnehmern sinnlos Wasser aufs Auto zu sprühen.

Serie, zumindest ab dem SL 500, das Navigations- und Audiosystem COMAND Online mit 6-fachem DVD-Wechsler. Einfach und logisch bedienbar ist es in der Kombination des 5.771,50 Euro teurem Bang & Olufsen BeoSound AMG High-End Surround-Soundsystem mit einer Systemgesamtleistung von 900 Watt nicht nur ein fulminanter Hörgenuss. Die beiden Hochtöner in „Acoustic Lense Technology” mit LED-Beleuchtung ragen zusätzlich mit einer extrem gelungenen Optik aus der Instrumententafel.

Motor und Antrieb

Hörgenuss pur, aber niemals aufdringlich, fließt der Klang auch aus dem 4,7-Liter-V8 an die Ohren der Insassen. Nach dem Druck auf den Starterknopf ertönt ein leichter Donnerhall, der sofort wieder abebbt. Sanftes Dahingleiten ist mit der serienmäßigen 7G-TRONIC PLUS Automatik ein Erlebnis der besonderen Art. Vor allem, wenn der Drehzahlmesser des SL 500 im siebten Gang in einer Art Schleichfahrt bei um die 60 bis 70 km/h unter 1.000 Umdrehungen pro Minute anzeigt.

Einmal aufs Gaspedal gedrückt, ist es mit der gemächlichen Verströmung von Ruhe vorbei. Wenn die 435 PS losgelassen werden, ist keine Ende der Beschleunigungsorgie in Sicht. Die knapp 1.800 kg Leergewicht des SL 500 toben in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, bei 250 km/h ist Schluss mit lustig, weil ab dann der Begrenzer leider Einhalt gebietet.

Es würde noch so viel mehr gehen. Allein schon aufgrund des Fahrwerks, das in unserem Testwagen durch die 3.510,50 Euro teure Active Body Control (ABC) aufpeppt wurde. Komfort oder Sport? Diese Frage stellt sich nicht, denn selbst im Sportmodus, der Aufbaubewegungen der Karosserie beim Anfahren und Abbremsen ebenso deutlich reduziert wie die Wankbewegungen bei Kurvenfahrten, rollt des SL 500 sanft ab. Zusätzlich sorgt die Absenkung des Fahrzeugs bei hohen Geschwindigkeiten für eine erhöhte Fahrstabilität.

Fazit

Ja, er ist es noch. Der wahrgewordene Traum eines Roadsters mit brabbelndem V8 unter der Haube, der noch dazu recht sparsam mit dem immer teurer werdenden Superbenzin umzugehen weiß. Der Verbrauch geht locker unter die 11-Liter-Grenze, wenn man seinen Gasfuß zu beherrschen weiß. Im Schnitt flossen bei reichlich viel Stadtverkehr um die 12 Liter auf 100 Kilometer in die Brennräume. Hilfreich dabei auch die serienmäßige Start-Stopp-Funktion und der konsequente Leichtbau. Immerhin 125 kg weniger als sein Vorgänger verzeichnet der SL 500 des Jahres 2012. Damit erreicht er zwar nicht die 1.420 kg seines Urvaters 300 SL Roadster, ist dafür aber definitiv umfangreicher ausgestattet. (ds)

Technische Daten: Mercedes-Benz SL 500

Motor: 8-Zylinder-Benziner
Getriebe: 7G-TRONIC PLUS Automatik
Hubraum: 4.663 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 320 kW (435 PS)/5.250
Max. Drehmoment: 700 Nm bei 1.800 – 3.500 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.617/1.877/1.315 in mm
Radstand: 2.585 in mm
Leergewicht: 1.785 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.165 kg
Kofferrauminhalt: 241 – 381 l
Bereifung: 255/40 R 18 vorne, 285/35 R 18 hinten
Felgen: 8,5 x 18? vorne, 9,5 x 18? hinten Leichtmetall
Beschleunigung: 4,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h abgeregelt
Tankinhalt: 65 l
Kraftstoffverbrauch Kombinierter Verkehr: 9,2 l auf 100 km
Preis: 117.096 Euro inkl. MwSt.